Deutsche Redaktion

Braucht Warschau das Sächsische Palais?

16.07.2021 09:23
Mit der Rekonstruktion des Barockschlosses von August dem Starken soll eine der letzten innerstädtischen Kriegslücken Warschaus geschlossen werden. Die Entscheidung sorgt für heftige Emotionen, nicht zuletzt auch politischer Natur. 
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TYGODNIK POWSZECHNY: Braucht Warschau das Sächsische Palais?

Für den Wiederaufbau des Sächsischen Palais’ auf dem Piłsudski-Platz in Warschau habe das Innenministerium bereits vor mehreren Jahren grünes Licht gegeben. Mit der Rekonstruktion des Barockschlosses von August dem Starken solle eine der letzten innerstädtischen Kriegslücken Warschaus geschlossen werden, stellt die Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny fest. Der Wiederaufbau der Hauptstadt sei für Polen von nationaler Bedeutung gewesen und der Aufwand, der dabei betrieben wurde, sei immens gewesen. Die Rekonstruktion der durch die deutsche Wehrmacht fast vollständig zerstörten Stadt sei mit dem Wiederaufbau des Königsschlosses in den 80. Jahren abgeschlossen. Zwar seien die einzelnen Gebäude trotz teilweise originalgetreuer Rekonstruktion nicht mehr authentisch, aber sie geben ein „Bild“ der früheren Stadt wieder. Nun solle in Warschau auch noch das Sächsische Palais aufgebaut werden, von dem ein Fragment als Denkmal für den Unbekannten Soldaten dient, lesen wir.

Die Entscheidung sorge für heftige Emotionen, nicht zuletzt auch politischer Natur. Der Wiederaufbau habe seine Gegner. Schaue man aber auf das Vorhaben aus einer rein städteplanerischen Perspektive, sehe man auch einige wichtige Argumente dafür. Das wichtigste davon sei wohl die Füllung einer großen Lücke im Zentrum der polnischen Hauptstadt. Unter anderem wegen solcher Lücken beschreibe man immer noch Warschau oft als eine hässliche und inkonsequente Stadt, wo zwischen dicht bebauten Inseln Leere oder Chaos herrschen würden.

Einer ähnlichen Herausforderung habe sich Berlin nach 1989 stellen müssen. Der Wiederaufbau des dortigen Schlosses habe ebenfalls eine emotionale Diskussion ausgelöst. Kritiker hätten gefragt, ob ein demokratische Deutschland an das preußische Erbe anknüpfen sollte. Doch die Fertigstellung dieser Investition habe dazu geführt, dass eine der wichtigsten architektonischen Lücken in der deutschen Hauptstadt verschwunden war. Das Faszinierende an der polnischen Diskussion sei, dass 80 Jahre nach dem Kriegsende die gleichen Argumente wiederkehren würden, die von Städteplanern direkt nach dem Krieg erwogen worden waren. Die Frage wie man die polnische Hauptstadt wiederaufbauen solle, bleibe, zum Teil zumindest, immer noch offen, lesen wir in Tygodnik Powszechny.

RZECZPOSPOLITA: Flitterwochen

Donald Tusks Flitterwochen würden andauern, stellt in ihrer politischen Analyse die Tageszeitung Rzeczpospolita fest. Vor zwei Wochen habe der ehemalige Premierminister Donald Tusk nach einer mehrjährigen Pause den Parteivorsitz erneut übernommen. Eines sei seitdem klar: die Parteimitglieder seien so froh wie schon lange nicht mehr, lesen wir. In den Meinungsumfragen – und diese seien für die Bürgerplattform immer von enormer Wichtigkeit gewesen – sei die Gruppierung erneut auf den zweiten Platz geklettert, gleich nach der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit. Auf der anderen Seite sehe man, dass immer mehr Menschen der Partei beitreten wollten. Nach einem kurzen Urlaub wolle sich Parteichef Tusk erneut mit den Wählern treffen. Er habe bereits angekündigt, dass er in den kommenden Monaten alle polnische Regionen besuchen werde. Teil seines Plans sei es darüber hinaus die Spannungen in der Partei auszulöschen. Man wolle die inneren Konflikte nicht mehr nach außen tragen, heißt es in den Parteireihen.

Doch die Flitterwochen hätten es an sich, dass sie früher oder später vergehen würden, stellt das Blatt fest. Und hier komme die große Frage, wie Donald Tusk die Partei führen wollen, wenn die Ferien vorbei seien, und die Politik in die üblichen Spurrillen gerate. Inwieweit habe Tusk einen langfristigen politischen Plan? Werde er weiterhin in erster Linie die Kernwählerschaft bedienen wollen, oder habe er auch ein Angebot für junge Menschen, für Frauen, für Dorfbewohner? Ohne diese Gruppen werde die Bürgerplattform einen Wahlsieg nicht schaffen. Diese und viele andere Fragen würden offen bleiben. Eine komplexere Antwort werde man erst in ein paar Monaten liefern. Außerdem sei in der Bürgerplattform momentan Optimismus angesagt, so Rzeczpospolita.

GAZETA POLSKA CODZIENNIE: Wo entsteht das erste polnische AKW?

In Polens Klimaplan bis 2040, den die Regierung bereits vor drei Jahren innerhalb der EU vorgestellt hatte, sei der Ausbau und die Nutzung von Atomenergie ganz klar vorgesehen. Mehrere Atomkraftwerke seien in Polen geplant, 2033 könnte der erste Reaktorblock ans Netz gehen, schreibt die Tageszeitung Gazeta Polska Codziennie. Man ziehe mehrere Standorte in Erwägung, habe Polens Premierminister Mateusz Morawiecki neulich gesagt. Die endgültige Entscheidung über die Lokalisierung des ersten AKWs in Polen werde höchstwahrscheinlich im kommenden Jahr fallen, schreibt das Blatt weiter.

Die Nutzung eines Atomkraftwerkes bringe nach Ansicht des Blattes konkrete Vorteile für die gesamte Region mit sich. Deshalb sei das Interesse sowohl seitens der lokalen Behörden als auch der Bewohner sehr groß.

Polens erstes Atomprojekt war 1972 aufgenommen, aber nach der Katastrophe von Tschernobyl, aufkommenden Protesten und der politischen Wende von 1989 eingestellt worden – auch wegen Sicherheitsbedenken.


Jakub Kukla