Deutsche Redaktion

Geburtstag hinter Gittern

17.04.2023 12:02
Andrzej Poczobut feiert seinen 50. Geburtstag hinter Gittern. In Belarus gäbe es um die 1500 politische Häftlinge, aber Poczobut gehöre zu jenen, an dessen Namen sich der Diktator Lukaschenko sehr gut erinnern kann.
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RZECZPOSPOLITA: Geburtstag hinter Gittern

Man wisse nicht, wie oft man ihn verhört habe und ob er gefoltert wurde. Darüber schreibe er in seinen Briefen an die Ehefrau wegen der Zensur nicht. Auch seine Verteidiger seien eher wortkarg. Dies wundere nicht, denn sonst könnten auch sie rasch im Gefängnis landen. Einige Verteidiger, die sich an politischen Prozessen beteiligt hätten, seien bereits mit hohen Urteilen hinter Gittern gelandet. Eines sei aber klar: Andrzej Poczobut sei ein unbeugsamer Mensch geblieben. Man könne es seinem Gesichtsausdruck ablesen – seine Fotos würden regulär die belarussischen Propaganda-Medien veröffentlichen. Poczobut sei in Berufung gegangen, obwohl es klar sei, dass über sein Schicksal der Diktator Lukaschenko selbst entscheiden werde. Solche Menschen wie Poczobut hasse das Regime besonders stark. Die belarussischen Sicherheitskräfte würden doch davon ausgehen, dass man jeden vernichten könne. Eine Geschichte wie aus einem Orwell-Buch stellt das Blatt fest.

Poczobut sei ein Held aus einer anderen Epoche, lesen wir weiter. Selbst wenn er keine Kraft mehr hätte, würde er vor seinen Peinigern nicht hinknien. Er würde eher den Tod, als die Kollaboration mit dem Feind wählen. Andrzej Poczobut beweise, dass Heldentum immer noch möglich sei. Um frei zu bleiben, habe er sich für Gefangenschaft entschlossen.

Vor wenigen Monaten sei der regierungskritische polnisch-belarussische Journalist Andrzej Poczobut zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Wie das Oberste Gericht in Belarus mitteilte, sei der 49-jährige Korrespondent wegen „öffentlicher Aufrufe zu Handlungen, die der nationalen Sicherheit des Landes schaden“ und „Anstiftung zum Hass“ zu „acht Jahren Straflager mit strengem Regime“ verurteilt worden. Der Prozess habe vor dem Regionalgericht in Grodno im Westen des Landes stattgefunden, wo eine große polnischstämmige Gemeinschaft lebe. Poczobut habe sich stets für die Rechte der polnischen Minderheit in Belarus eingesetzt. Er sei unter anderem wegen seiner Forderung nach internationalen Sanktionen gegen Belarus angeklagt worden und habe bereits seit März 2021 in Haft gesessen. 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Arm wie ein Lehrer 

Zwar hätten polnische Lehrer laut einer Verordnung vom Ende Februar eine Lohnerhöhung bekommen. Aber viele würden weiterhin von der Hand in den Mund leben. Sehr oft würden sich die Lehrkräfte deshalb dazu gezwungen sehen, nach einem Nebenjob zu suchen, berichtet die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Wo könne sie einen Job für die Sommerferien finden, fragt eine Lehrerin im Internet. Sie arbeite zwar in drei verschiedenen Schulen, aber während der Sommerpause werde sie den Lohn nur aus einer beziehen. Mit ihren 2 Tausend Zloty werde sie es einfach nicht schaffen.

Ein anderer Lehrer gebe Nachhilfestunden. Nicht, weil er es möge, sondern weil er zusätzliches Geld brauche. Sein Lohn ermögliche es ihm nicht, die Familie zu unterhalten. Für Aufsehen habe der langjährige Pädagoge aus dem ostpolnischen Hajnówka Tomasz Zin gesorgt. Er habe vor wenigen Wochen im Internet von seinem Lebensstil erzählt. Und sei schnell zu einer Inspirationsquelle geworden. Zin arbeite als Pädagoge in einer Sonderschule und im Lyzeum. Im Sommer fahre er dann einen Müllabfuhrwagen. Und immer öfter denke er daran, seinen Lehrerjob aufzugeben, lesen wir in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna.


SUPER EXPRESS: Importverbot für Getreide aus der Ukraine 

Polens Regierung habe den Import von Getreide und weiteren Lebensmitteln aus der Ukraine verboten, informiert die Tageszeitung Super Express. Wie der Vorsitzende der Partei Recht und Gerechtigkeit, Jaroslaw Kaczynski, bei einer Parteikonvention im Dorf Łyse in Zentralpolen mitteilte, gehe es darum, die Interessen der eigenen Bürger zu schützen. Seine Partei würde seit längerer Zeit die Ehre haben, die Interessen der polnischen Landwirte zu repräsentieren. Und er gehe davon aus, dass diese Aufgabe seiner Partei weitestgehend gelinge, sagte der Parteichef. Auch in Zukunft wolle sich die PiS-Partei um das Wohl der Dorfbewohner kümmern. Daher habe sich die regierende Gruppierung für das Importverbot entschlossen. Polens Landwirte würden sich durch den von der EU ermöglichten zollfreien Import großer Mengen ukrainischen Getreides in ihrer Existenz bedroht sehen. Es habe bereits Bauernproteste gegeben. Kaczynski habe in dem Zusammenhang Stützungskäufe von Getreide angekündigt.

Der PiS-Chef erklärte, es könne nicht im Interesse der Regierung in Kiew sein, Polen in eine Krise zu stürzen. Die polnische Regierung würde aber  weiterhin Freund und Verbündeter der Ukraine bleiben. Man sei bereit, die Getreidefrage in einem zwischenstaatlichen Abkommen mit der Ukraine zu regeln, lesen wir in Super Express. 

Jakub Kukla