Deutsche Redaktion

Amerika will mit Russland in Europa konkurrieren

04.06.2020 13:19
Die Vereinigten Staaten haben erkannt, dass sie Russland kampflos zu viele Energiequellen in Europa überlassen haben. Jetzt wollen sie sie zurück gewinnen - schreibt das Online-Portal über den Energiemarkt Energetyka24.
Donald Trump i Władimir Putin na szczycie APEC w Wietnamie, 11.11.2017r.
Donald Trump i Władimir Putin na szczycie APEC w Wietnamie, 11.11.2017 r.PAP/EPA/Mikhail Klimentyev

Die Vereinigten Staaten haben erkannt, dass sie Russland kampflos zu viele Energiequellen in Europa überlassen haben. Jetzt wollen sie sie zurück gewinnen - schreibt das Online-Portal über den Energiemarkt Energetyka24. Ein Beweis dafür, dass Washington die Angelegenheit ernst nehme, sei, dass im Mai der erste Öltanker aus den USA mit dem Kraftstoff für Weißrussland aufbrach.

Washington soll bemerkt haben, was viele europäische Länder seit langem wahrnehmen - den wachsenden und stärkeren Energiezufluss Russlands, das seinen Treibstoff für politische Kämpfe ausnutzte. Ein gutes Beispiel dafür sei die Nord Stream 2-Gasleitung. Das südliche Äquivalent dieser Leitung, wenn auch in kleinerem Maßstab, soll der sog. Turk Stream sein (ein russisch-türkisches Gas-Projekt). Diese Verbindung soll die Architektur der Gasinfrastruktur in Europa prägen und unter anderem die Ukraine ihrer Rolle als Transitland berauben. Dies könnte möglicherweise den Weg für weitere russische Aggressionen gegen dieses Land ebnen. Sowohl Nord Stream 2 als auch Turk Stream würden Russland auch als Hauptgasversorger der Europäischen Union bestätigen. Dies schaffe wiederum eine politische und wirtschaftliche Beziehung, die im Widerspruch zu den Idealen der sogenannten Energieunion stehe, die eine maximale Diversifizierung der EU-Kraftstoffversorgung anstreben sollte.

Dieser weitreichende Einfluss habe die Aufmerksamkeit amerikanischer Strategen auf sich gezogen, die seit Reagans Zeit gewarnt haben sollen, dass der Kreml Energie einsetzen werde, um politischen Druck auf europäische Länder auszuüben. LNG aus den USA, bemerkt das Energie-Portal, habe inzwischen bereits Polen und Litauen erreicht. Die Lieferung von amerikanischem Gas in die Ukraine solle ebenfalls über Polen erfolgen. Warschau habe auch ein wichtiges Kapital in Form der Drei-Meere-Initiative, die  mitteleuropäische Gasmärkte unter amerikanischem Schutzschirm verbinden soll.

Der Wettstreit beginne auch im Bereich der Kernenergie. Moskau spiele nämlich nicht nur mit Gas in Europa, sondern auch mit Atomkraft, wie in Ungarn, Weißrussland oder Bulgarien. Wie der US-Energieminister gesagt haben soll, "bedrohe dies die nationale Sicherheit und die Interessen der USA." Eine der Säulen des Wiederaufbauplans der US-Atomindustrie, sei somit der Transfer von Nukleartechnologie in verbündete Länder. Die USA führen demnach einen strategischen Dialog mit Warschau, das den Bau von Kernkraftwerken plane. Es sei daher zu erwarten, dass weitere US-Mittel in diesem Bereich weiterhin polnische Interessen erfüllen werden.


enegetyka24/ps