Deutsche Redaktion

„Russland schrumpft. Der Kreml verschleiert demografische Daten"

07.07.2025 13:30
Laut den letzten Zahlen vom 1. April zähle Russland knapp über 146 Millionen Menschen. Und das bedeute, heißt es im Blatt, dass die russische Gesellschaft schnell schrumpfe. Die USA scheinen ihre Haltung zur militärischen Unterstützung der Ukraine zu überdenken. Eine Geste dafür, dass der Kreml sich nicht offen an die Seite des Irans gestellt hat. Und: In Polen ist das Phänomen einer alternden Gesellschaft zu beobachten. Die Geburtenraten sinken, die Lebenserwartung steige. Sind Migranten die einzige Lösung? Mehr dazu in der Presseschau.
Weitere  Daten seien nun fr die Brger Russlands nicht mehr zugnglich. Nach Wirtschaft und Auenhandel ermgliche das Regime nun der ffentlichkeit keinen Zugang mehr zu demografischen Informationen, schreibt die Rzeczpospolita. Es sei daher unklar, wie viele Menschen eigentlich in Russland leben, geboren werden oder sterben.
Weitere Daten seien nun für die Bürger Russlands nicht mehr zugänglich. Nach Wirtschaft und Außenhandel ermögliche das Regime nun der Öffentlichkeit keinen Zugang mehr zu demografischen Informationen, schreibt die Rzeczpospolita. Es sei daher unklar, wie viele Menschen eigentlich in Russland leben, geboren werden oder sterben.pixabay.com/CCO

Rzeczpospolita: Russland schrumpft. Der Kreml verschleiert demografische Daten

Weitere  Daten seien nun für die Bürger Russlands nicht mehr zugänglich. Nach Wirtschaft und Außenhandel ermögliche das Regime nun der Öffentlichkeit keinen Zugang mehr zu demografischen Informationen, schreibt die Rzeczpospolita. Es sei daher unklar, wie viele Menschen eigentlich in Russland leben, geboren werden oder sterben. Nach der Invasion in die Ukraine habe die russische Regierung alle Zollstatistiken, Daten über die Zusammensetzung der Gold- und Devisenreserven der russischen Zentralbank geheim gehalten. Im Jahr 2023 wurden auch Daten zur Öl- und Gasproduktion in Russland als „geheim“ eingestuft.

Das, was die russische Statistikbehörde Rosstat noch veröffentliche, lesen wir, werde von unabhängigen Experten als kreative Buchführung gesehen, die auf die Bedürfnisse des Kremls zugeschnitten sei. Nun habe das Putin-Regime somit alle Quellen für demografische Statistiken geschlossen. Der diese Woche veröffentlichte Bericht von Rosstat über die sozioökonomische Lage Russlands im Mai habe keine Standardinformationen zum natürlichen Bevölkerungswachstum, Geburten- und Sterberaten, Eheschließungen und Scheidungen, Migration und sogar zur Gesamtbevölkerung enthalten, berichtete „The Moscow Times“.

Die zuletzt verfügbaren demografischen Daten aus Russland sollen auf den wahrscheinlichen Grund für das Vorgehen des Kremls hindeuten. Laut den letzten Zahlen vom 1. April zähle Russland knapp über 146 Millionen Menschen. Und das bedeute, heißt es im Blatt, dass die russische Gesellschaft schnell schrumpfe. Ohne die Migranten aus den zentralasiatischen Ex-Sowjetstaaten wäre der Rückgang noch deutlich größer. Putins Krieg habe zusätzlich dazu beigetragen, indem er mindestens eine Million junger Russen getötet oder verstümmelt habe.

Frühere Prognosen von Rosstat sahen bis 2046 einen Bevölkerungsrückgang um 12 Millionen Menschen vor. Teilweise sollte dieser durch zunehmende Migration ausgeglichen werden. Diese Prognosen seien heute bereits überholt. Der Kreml wolle nämlich politisch „unsichere“ neue Bürger nicht mehr im Land haben und schränke die Migration zunehmend ein.

Wie also solle die Zahl der Russen steigen? Diktator Putin habe angeordnet, den natürlichen Bevölkerungsrückgang zu stoppen. Auch die Geburtenrate und Lebenserwartung soll drastisch erhöht werden. Doch das lasse sich nicht per Dekret erzwingen, lesen wir. Russinnen wollen indes kaum noch Kinder zur Welt bringen. Die Lebenserwartung gehöre zu den niedrigsten in Europa. So wenige Geburten wie in diesem Jahr habe es in Russland zuletzt an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert gegeben, schreibt die Rzeczpospolita

Nach den letzten noch verfügbaren Daten lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Russland bei 73 Jahren. In früheren Statistiken hätten russische Männer im Schnitt nicht einmal das 65. Lebensjahr erreicht. Als Ursache galt der weitverbreitete Alkoholismus in der russischen Bevölkerung, heißt es am Schluss im Blatt.

Dziennik/Gazeta Prawna: Ende der Munitionslieferungen an die Ukraine

Am Mittwoch haben die USA die Lieferung von Munition an die Ukraine gestoppt – darunter Raketen für Patriot-Systeme, die sich bereits in Polen befanden und für den Weitertransport an die Ukraine bereitstanden. Ebenfalls blockiert seien Lieferungen von HIMARS- und Hellfire-Raketen sowie von Luft-Luft-Raketen des Typs AIM.

Wie Dziennik/Gazeta Prawna schreibt, versuchen die Behörden in Kiew derzeit, Washington zum Verkauf dieser Waffen zu bewegen. Doch die USA scheinen ihre Haltung zur militärischen Unterstützung der Ukraine zu überdenken. Nach Ansicht einiger Kommentatoren könnte die Einschränkung Teil einer inoffiziellen Absprache mit Russland sein – möglicherweise als Gegenleistung dafür, dass der Kreml sich im jüngsten 12-Tage-Krieg nicht offen auf die Seite Irans gestellt und diesen nicht militärisch unterstützt habe, heißt es.

Sollte dies der Fall sein, so wäre Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer äußerst schwierigen Lage. Abfangraketen für das Patriot-System seien nämlich entscheidend, um zivile Opfer durch russische Luftangriffe zu minimieren – gerade jetzt, da Moskau seine Angriffe auf ukrainische Städte intensiviere. Wie wir abschließend lesen, wolle Diktator Wladimir Putin Kiew so zwingen, die russischen Bedingungen für einen Waffenstillstand zu akzeptieren – Bedingungen, die praktisch einer Kapitulation gleichkämen.

Money.pl: Moralische Panik statt Migrationspolitik

Der Wunsch nach einem besseren Leben passe gut zu den Bedürfnissen der polnischen Wirtschaft. Bei sehr niedriger Arbeitslosigkeit und demografischen Problemen hätten Arbeitgeber kaum noch Möglichkeiten, neue Arbeitskräfte „zu gewinnen“. Und gerade sie – nicht die deutsche Polizei oder linke Aktivisten  – seien der Hauptmotor, der Migranten nach Polen ziehe, schreibt das Online-Blatt money.pl. Doch wie viele Ausländer brauche Polen überhaupt? Laut einigen Analysten könnten es bis zu 3 Millionen zusätzliche Arbeitskräfte sein. Wie wir lesen, sei in Polen das Phänomen einer alternden Gesellschaft zu beobachten. Die Geburtenraten sinken, die Lebenserwartung steige. Sind Migranten die einzige Lösung? Nein, lesen wir. Ein Ausweg wäre, die Arbeitsproduktivität zu steigern. Doch nicht in allen Berufen lasse sich diese Produktivität wesentlich erhöhen.

Die demografische Krise bedeute zukünftig auch, dass immer weniger Menschen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen werden. Ein Teil dieses Problems könne zwar durch Innovation und Technologie abgefedert werden – aber sicherlich nicht vollständig, so money.pl.

Dass Polen Migranten brauche, stehe außer Zweifel. Doch das derzeitige Klima – angeheizt durch nationalistische und rechtskonservative Politiker – führe zu einem größeren Misstrauen gegenüber Migranten. Viele Polen würden unter diesen Umständen kaum noch zwischen illegalen Migranten und legal beschäftigten Arbeitskräften unterscheiden. Jeder Ausländer werde als potenziell verdächtig wahrgenommen. Was bedeute das für die Zukunft? Nichts Gutes, heißt es weiter. Arbeitgeber würden weiterhin Arbeitskräfte aus dem Ausland anwerben. Schon seit einiger Zeit würden nämlich mehr Menschen den polnischen Arbeitsmarkt verlassen, als neu eintreten. Gleichzeitig könnten die Polen, sofern diese „moralische Panik“ nicht gestoppt werde, gegenüber Migranten noch stärker abgeneigt sein.

Dies sei ein Rezept für eine gespaltene Gesellschaft, lesen wir am Schluss. Auf der einen Seite schlechter bezahlte Zuwanderer, auf der anderen besser entlohnte Einheimische. In einer solchen Gesellschaft werde es auf Dauer für niemanden gut sein zu leben.

Autor: Piotr Siemiński

Polens Bevölkerung schrumpft auf 37,6 Millionen

05.02.2024 10:00
Polens Bevölkerung schrumpft und altert weiter. Wie das Statistische Hauptamt (GUS) mitteilte, ist die Bevölkerung Polens zum Ende des vergangenen Jahres auf 37,6 Millionen Menschen gesunken. Dies bedeutet einen Rückgang von 131.000 im Vergleich zum Vorjahr, so das Amt. 

"Tusk setzt heute die Migrationspolitik der PiS-Regierung fort"

17.04.2024 13:55
In Bezug auf den Migrationspakt setzt auch Kaczyńskis Erzrivale Donald Tusk die Methode, die wichtigsten Interessen Polens in Brüssel auf Messers Schneide zu stellen, fort. Polen arbeitet an einer langfristigen Migrationsstrategie. Und: Keiner lacht mehr über die Dreimeeres-Initiative. Die Einzelheiten in der Presseschau.

Britische Medien: Russland produziert Artilleriemunition schneller und billiger als der Westen

27.05.2024 10:00
Russland produziert Artilleriegeschosse etwa dreimal schneller als die westlichen Verbündeten der Ukraine und zu etwa einem Viertel ihrer Kosten, berichtete Sky News am Sonntag unter Berufung auf eine Analyse der Beratungsfirma Bain & Company.

Arbeitsmarkt unter Druck: Polen wird ein Achtel seiner Beschäftigten verlieren

16.10.2024 10:55
Der Verlust von rund 2,1 Millionen Arbeitskräften wird besonders Bereiche wie Bildung, Gesundheitswesen und Industrie stark treffen.

Expertenkommentar: Ukrainische Patriots ohne amerikanische Raketen?

02.07.2025 17:00
Am 2. Juli hat das ukrainische Außenministerium den amtierenden Geschäftsträger der US-Botschaft in Kiew, John Ginkel, zu einem dringenden Gespräch einbestellt. Anlass war die Ankündigung aus Washington, dass das Pentagon die Munitionslieferungen an die Ukraine einschränken will, um eigene Bestände zu sichern. Die stellvertretende ukrainische Außenministerin Mariana Beca wies den US-Diplomaten höflich, aber bestimmt darauf hin, dass Verzögerungen bei der Unterstützung nicht zu einer Deeskalation führen würden, sondern Russland vielmehr zu weiteren aggressiven Schritten ermutigen könnten.