Deutsche Redaktion

Letzte-Livesendung, bevor die Stille im Äther kam

23.09.2019 11:56
Der Polnische Rundfunk erinnert heute an die letzte Live-Sendung, bevor die Programme für sechs Jahre verstummten.
Władysław Szpilman
Władysław SzpilmanPAP/Stanisław Dąbrowiecki

Es war der 23. September 1939, als rund um das Gebäude des Polnischen Rundfunks Bomben einschlugen. Während deutsche Granaten die Stadt dem Erdboden gleich machten, lauschten die Hörer gerade Chopins Nocturne in cis-moll, gespielt von Pianist Władysław Szpilman. Szpilman beschrieb das Konzert in seinen Memoiren.

"Es stellte sich heraus, dass es die letzte Live-Sendung war, die im Polnischen Rundfunk ausgestrahlt wurde. In unmittelbarer Nähe des Studios fielen immer wieder Bomben, die Nachbarhäuser brannten. In dem Getöse hörte ich kaum die Klänge des eigenen Flügels."

Einige Stunden später traf eine Bombe das Warschauer Elektrizitätswerk. Drei Wochen nach Beginn des Zweiten Weltkriegs verstummt der Polnische Rundfunk für die nächsten sechs Jahre.

An die dramatischen Ereignisse wird heute (Montag) im Warschauer Museum für die Geschichte der polnischen Juden POLIN mit einem Konzert erinnert. Der junge polnische Pianist Marcin Masecki wird am Montagnachmittag Stücke aufführen, darunter Chopins Nocturne in cis-moll, dieselbe Komposition, die Szpilman am 23. September 1939 spielte.

Szpilman war 35 Jahre mit dem Polnischen Rundfunk verbunden und komponierte in dieser Zeit mehr als 500 Lieder.

Władyslaw Szpilman wurde vor allem durch den Film "Der Pianist" von Roman Polański berühmt. Darin verfilmte Polański die Lebensgeschichte Szpilmans, der als Jude den Zweiten Weltkrieg überlebte, weil er sich im zerstörten Warschau versteckte und Hilfe von dem deutschen Wehrmachtsoldaten Wilhelm Hosenfeld bekam. Hosenfeld starb 1952 in einem russischen Lager.


IAR/jc