Deutsche Redaktion

2026 soll der Bau des ersten AKWs in Polen beginnen

16.06.2020 09:42
Warschaus Atom-Pläne wurden mehrmals auf Eis gelegt.
Umweltminister Michał Kurtyka
Umweltminister Michał KurtykaPAP/Przemysław Piątkowski

2026 soll der Bau des ersten Atomkraftwerkes in Polen beginnen. Laut dem Klimaminister Michał Kurtyka soll das AKW 2033 in Betrieb gehen. Wie Kurtyka in einem Interview für die polnische Presseagentur PAP betonte, würden sich die Baukosten auf 50 Milliarden Zloty (12 Milliarden Euro) belaufen. Wer den ersten Reaktor bauen wird, sei noch unbekannt. "Wir sprechen mit den USA, Japan und Frankreich", sagte er.

Das erste polnische AKW sollte vor 37 Jahren entstehen

Vor 37 Jahren begann Polen mit dem Bau seines ersten Atomreaktors. In Żarnowiec sollte ein Meiler mit einer Leistung von 1600 MW entstehen. Die erste demokratisch gewählte Regierung unter Mazowiecki stoppte 1989 den Bau – offiziell, weil Kernenergie nicht benötigt wurde. Der wahre Grund war aber der Widerstand von Bürgern und prominenten Politikern gewesen.

Ein endgültiger Standort setht nicht fest. Kritiker gehen inzwischen fest davon aus, dass das Bauprojekt nie verwirklicht wird.

Zuerst braun, erst später grün

Polen setzt bei der Energieversorgung vor allem auf Braunkohle, weniger auf erneuerbare Energien. Rund 90 Prozent der polnischen Stromerzeugung stammen aus Kohlekraftwerken. Aus polnischen Bergwerken wurden im vergangenen Jahr rund 65 Millionen Tonnen Kohle gefördert, der Sektor beschäftigt etwa 100 Tausend Menschen.

Laut der Regierung sollen bis 2030 noch immer rund 60 Prozent der Energie aus Kohle stammen. Europäische Ziele beim CO2-Ausstoß will das Land den eigenen Angaben nach trotzdem erfüllen: Dazu schlägt das Energieministerium den Bau von Kernkraftwerken und die Nutzung von Solar- und Windenergie vor.

Bei Umweltaktivisten stoßen Warschaus Energiepläne auf Kritik. Greenpeace-Klimaexperten werfen der Regierung vor, diese ignoriere die Klimakrise. Dabei sei die schnelle Abkehr von Kohle notwendig, um die drohende Klimakatastrophe aufzuhalten, argumentieren Umwelt-Aktivisten.

Die als umweltbelastend wahrgenommenen Industrien bleiben seit Jahren nach wie vor die Schwerindustrie, Kohlekraftwerke, der Straßenverkehr und Bergbau.



IAR/jc

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