Deutsche Redaktion

"Operation Schleuse": Journalist stellt Migrantenkrise an polnisch-weißrussischer Grenze klar

26.08.2021 13:23
Der jüngste Zustrom asiatischer Migranten, die versuchen, von Weißrussland aus nach Polen einzureisen, trägt alle Merkmale eines vorsätzlichen politischen Akts des Regimes von Machthaber Alexander Lukaschenko, so ein in London lebender weißrussischer Journalist.
Premierminister Mateusz Morawiecki
Premierminister Mateusz MorawieckiPAP/Artur Reszko

In einem mit Foto-, Video- und Dokumentationsmaterial belegten Artikel schreibt Tadeusz Giczan, dass Weißrussland die Ankunft Tausender von Menschen aus Ländern wie dem Irak geplant hat. Anschließend soll ihnen geholfen werden, illegal in die Europäische Union einzureisen, ursprünglich über Litauen, jetzt hauptsächlich über Polen und Lettland.

"Operation Schleuse"

Laut dem in Minsk geborenen und in Polen ausgebildeten Journalisten, sei dies alles Teil der staatlich unterstützten "Operation Schleuse", einem Plan, der vor zehn Jahren vom belarussischen Sicherheitsdienst mit Hilfe des russischen FSB entwickelt worden sei. Giczan veröffentlichte einen Artikel über seine journalistische Untersuchung am Dienstag auf seiner eigenen Website waidelotte.org.



Giczan bemerkte, dass Lukaschenko Ende Mai, als Weißrussland einen Ryanair-Flug entführte, um den Oppositionsaktivisten Roman Protasewitsch festzuhalten, eine Warnung an die EU aussprach.

- Wir haben Drogen und Migranten gestoppt, jetzt werdet ihr sie selbst fangen - soll Lukaschenka laut Giczan zu dieser Zeit gesagt haben.

Zu diesem Zeitpunkt hatte das staatliche belarussische Unternehmen Centrkurort begonnen, mit irakischen Reisebüros zusammenzuarbeiten und immer mehr Flüge mit immer mehr Menschen aus dem Nahen Osten zu organisieren, so Giczan.

Gegen eine Zahlung von 600-1.000 USD pro Person für einen einwöchigen Aufenthalt in Belarus sollen irakische Staatsangehörige Touristenvisas erhalten haben. Einige von ihnen sollen sich sofort auf den Weg zur EU-Grenze gemacht haben, so der Journalist, der für das Center for European Policy Analysis (CEPA) arbeitet.

Darüber hinaus behauptete Giczan in seinem Artikel, dass es eindeutige Beweise, auch von der EU-Grenzschutzagentur Frontex, dafür gebe, dass weißrussische Beamte ein Auge zugedrückt haben, als die Einwanderer versuchten, in die EU zu gelangen.


In vielen Fällen sollen Minsker Grenzbeamten die Migranten selbst zur Grenze begleitet haben. Sie sollen sogar Stacheldrahtzäune entfernt haben, um den Weg zu ebnen, berichtete Giczan. Migranten sollen in Bussen der belarussischen Regierung zur Grenze transportiert werden. Fotos zeigen auch, dass die Migranten mit Bussen des belarussischen Verteidigungsministeriums zur Grenze gebracht wurden, wie die Website waidelotte.org berichtet.

Im Juni und Juli soll alles nach Lukaschenkos Plan gelaufen sein, denn den Irakern soll sich eine wachsende Zahl von Afrikanern, vor allem aus dem Kongo und Kamerun angeschlossen haben. Die staatlichen Medien in Minsk sollen Warschau und Vilnius gewarnt haben, dass sie bald auch mit einer großen Heroinmenge konfrontiert werden würden, so Giczan. Anfang August kündigte Litauen an, Migranten abzuweisen, während Brüssel den Irak dazu drängte, alle Flugverbindungen mit Weißrussland auszusetzen.

Tausende von Einwanderern, die bei der Einreise nach Litauen unterstützt worden waren, saßen daraufhin fest. Sie werden nun als Plan B nach Polen und Lettland weitergeleitet, heißt es in dem Artikel auf waidelotte.org.

Darüber hinaus habe Lukaschenko angekündigt, immer mehr Migranten und Flüchtlinge aufzunehmen, auch aus Afghanistan, so Giczan. In der Zwischenzeit sollen Migranten aus dem Irak begonnen haben, über Istanbul einzufliegen, zusammen mit großen Gruppen von Menschen aus dem gesamten Nahen Osten und Afrika, so der Journalist.

Zum Abschluss seines Berichts erklärte Giczan, die "Operation Schleuse" werde wahrscheinlich so lange fortgesetzt, wie die polnischen und lettischen Grenzen durchlässig bleiben würden. "Nach dem zu urteilen, was derzeit in Polen passiert, kann nicht ausgeschlossen werden, dass der nächste Angriff (...) speziell auf Polen gerichtet sein wird", warnte der Journalist.


weidelotte.org/ps