Deutsche Redaktion

Ausstellung über das Wola-Massaker in Berlin

18.06.2023 18:16
Seit April zeigt die Berliner Zweigstelle des Pilecki-Instituts eine Ausstellung über das Massaker an den Bewohnern des Warschauer Stadtteils Wola im Jahr 1944, aber auch über die fehlende Rechenschaftspflicht der Verbrecher in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Ausstellung stößt auf großes Interesse und „löst manchmal Kontroversen aus", so ein Sprecher der Berliner Niederlassung des Instituts. 
Heinz Reinefahrt, der Henker von Warschau
Heinz Reinefahrt, der Henker von Warschauwikimedia commons

„Die Ausstellung stößt auf großes Interesse. Zwei Veranstaltungen aus dem Begleitprogramm zur Ausstellung haben bereits stattgefunden - ein Vortrag von Prof. Hering über Antisemitismus in der Justiz und ein Vortrag von Hanna Radziejowska, Leiterin der Berliner Niederlassung des Pilecki-Instituts, über die Geschichte von Reinefarth und das lokale Gedächtnis der Einwohner von Wola. Im Juli wird es ein weiteres Treffen geben, dieses Mal mit Piotr Gursztyn, dem Autor eines Buches über das Massaker von Wola", teilte Patryk Szostak der Nachrichtenagentur des Polnischen Rundfunks mit.

Wie er betonte, gebe es auch regelmäßig öffentliche Führungen durch die Ausstellung - für deutsche Schüler und Lehrer, für Vertreter wichtiger Institutionen und Denkfabriken, aber auch für normale Berliner und Touristen.

„Ausstellung sorgt manchmal für Kontroversen"

Dem Sprecher des Pilecki-Instituts in Berlin zufolge, rufe die Ausstellung manchmal Kontroversen hervor. In einem Eintrag im Gästebuch des Instituts soll die Geschichte des Wola-Massakers und die politische Nachkriegskarriere von Heinz Reinefarth (Anm. d. Red. - die von ihm befehligten Truppen haben dort ca. 50.000 Menschen ungestraft ermordet) die Autoren zunächst schockieren.

„Dann aber fragen sie sich, ob es wirklich notwendig ist, jetzt über diese Themen zu sprechen und ob eine solche Ausstellung an einem so wichtigen, zentralen Ort in Berlin, der Hauptstadt Deutschlands, sein sollte", betonte Szostak.

Auch deutsche Medien hätten über die Ausstellung berichtet. Der Tagesspiegel soll z.B. schreiben, das Pilecki-Institut in Berlin kämpfe gegen das Vergessen, so der Sprecher. Das Pilecki-Institut in Berlin hat die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv Schleswig-Holstein, dem polnischen Ministerium für Kultur und Nationales Erbe, dem Wolski Kulturzentrum und der Kolonie Wawelberg vorbereitet.

Die Ausstellung läuft bis zum 15. Oktober.

Zwischen dem 5. und 7. August 1944 fand in den Straßen, Höfen, Häusern, Fabriken und Krankenhäusern von Wola ein organisiertes und im Zweiten Weltkrieg beispielloses Massaker an der Zivilbevölkerung statt. Zwischen 40.000 und 60.000 Einwohner der polnischen Hauptstadt wurden bei dem von den Deutschen vorbereiteten Massaker getötet.


PAP/ps