Deutsche Redaktion

US-Denkfabrik: Prigoschins Revolte offenbart Schwächen des Kremls und stärkt Lukaschenka

26.06.2023 07:18
Die jüngste Rebellion der Wagner Gruppe von Jewgeni Prigoschin habe Schwächen innerhalb des Kremls offenbart und gleichzeitig die Position des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenka gestärkt, heißt es in dem jüngsten Bericht des in den USA ansässigen Institute for the Study of War (ISW). 
Jewgeni Prigoschin
Jewgeni Prigoschin PAP/EPA/SERGEI ILNITSKY/ POOL

Die Analysten des ISW gehen davon aus, dass der Fernsehauftritt des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der zur Beendigung des bewaffneten Aufstandes aufrief und die Gefahr einer neuen Oktoberrevolution andeutete, sowie die Notwendigkeit der Vermittlung durch den weißrussischen Diktator, dauerhafte Folgen haben werden. „Der Kreml hat mit der Instabilität zu kämpfen. Das von Lukaschenka vermittelte Abkommen mag eine kurzfristige Lösung bieten, aber es ist keine langfristige Lösung. Prigoschins Rebellion hat ernsthafte Schwächen im Kreml und im Verteidigungsministerium aufgedeckt", so ISW.

Einem Bericht der Denkfabrik nach habe die Rebellion der Wagner Gruppe von Jewgeni Prigoschin Schwächen innerhalb des Kremls offenbart und gleichzeitig die Position des belarussischen Machthabers Lukaschenka gestärkt. Darüber hinaus unterstreicht der Bericht die unzureichenden militärischen Reserven des Kremls. Der innere Sicherheitsapparat habe es nicht geschafft, die Einnahme von Militäreinrichtungen durch die Söldner und den anschließenden Marsch auf Moskau zu verhindern.

Geht es nach den ISW-Analysten habe Lukaschenka dank seiner angeblichen Rolle bei der Vermittlung einer Lösung zwischen Prigoschin und dem Kreml seine politische Position in diesem Prozess gestärkt.

Im Gegenzug für die Beendigung ihres Aufstands werden Wagner-Chef Prigoschin und seine Kämpfer nach Angaben des Kremls nicht strafrechtlich verfolgt. Nach dem von Minsk vermittelten Rückzug der Wagner-Kämpfer werde Prigoschin sich nach Belarus begeben und müsse kein Strafverfahren in Russland fürchten, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Samstagabend. Welche Rolle Prigoschin künftig spielen soll, bleibt unklar.

Der seit Monaten schwelende Machtkampf zwischen Prigoschin und der russischen Armeeführung war in der Nacht zum Samstag eskaliert. Der 62-Jährige beschuldigte Verteidigungsminister Sergej Schoigu, den Befehl zu einem Angriff auf ein Militärlager der Wagner-Truppe gegeben zu haben. Die Einheit hat in Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine an der Seite regulärer russischer Truppen gekämpft und eine wichtige Rolle bei der Eroberung der Stadt Bachmut im Gebiet Donezk gespielt. Allerdings gab es seit Monaten Streit um Kompetenzen und um Munitionsnachschub.


PAP/ps