Deutsche Redaktion

Jedwabne-Bewohner gedenken ermordeten Juden

10.07.2023 08:58
Der 10. Juli 1941 ist ein schwarzer Tag in der polnischen Geschichte. An diesem Tag fanden in dem kleinen Ort Jedwabne im Nordosten Polen über 300 Juden den Tod. Sie wurden von der örtlichen, polnischen Bevölkerung in eine Scheune getrieben und bei lebendigem Leibe verbrannt.
Die Exhumierungen wurden 2001 gestoppt. Die jdische Gemeinde appellierte dafr und motivierte das Verbot mit religisen Geboten.
Die Exhumierungen wurden 2001 gestoppt. Die jüdische Gemeinde appellierte dafür und motivierte das Verbot mit religiösen Geboten. PAP/Artur Reszko

Am Montag vergehen genau 82 Jahre seit dem Mord von Jedwabne. Am 10. Juli 1941 hatte die Bevölkerung des ostpolnischen 2000-Seelen-Ortes die Juden der Umgebung in eine Scheune getrieben und bei lebendigem Leibe verbrannt. Dabei sind mindestens 300 Juden ums Leben gekommen.

„Wir sollten ihnen gedenken. Das sind unsere Brüder und wir sollten diesen Jahrestag immer begehen. Bei uns in Bialystock gibt es auch eine große jüdische Gemeinde, aber wir unterscheiden nicht zwischen Juden und nicht-Juden. Ich wohne zum Beispiel mein Leben lang zwischen orthodoxen Christen. Wir haben uns nie gestritten. Mit Juden ist es genauso. Das sind unsere Brüder und Schwestern, wieso sollte ich mit ihnen streiten", so eine Bewohnerin von Jedwabne.

„Keine Religion ruft zu Streit zwischen Menschen auf. Sei es in der Familie oder zwischen Völkern“, so ein Mann.

Jedwabne ist noch immer ein schmerzhaftes Thema in der polnischen Geschichte. Vielen Polen fällt es noch immer schwer anzuerkennen, dass es die polnischen Einwohner der Stadt Jedwabne waren, die ihre jüdischen Nachbarn am 10. Juli 1941 in eine Scheue getrieben und diese angezündet haben.

Exhumierungen in Jedwabne sollten wieder aufgenommen werden

„Meine Stellungnahme ist, dass Untersuchungen eingeleitet und die Arbeit in Jedwabne fortgesetzt werden sollten“, sagte der Direktor des Instituts für Nationales Gedenken (IPN), Krzysztof Szwagrzyk. Man hätte die Exhumierung um jeden Preis bis zum Ende ausführen sollen. Bei der Entscheidung, die Arbeit einzustellen, wurde die Angelegenheit nicht geklärt und sie wird immer wiederkommen, davon ist Szwagrzyk überzeugt. „Bis zur vollständigen wissenschaftlichen archäologischen Ausgrabung in Jedwabne werden wir in dieser Angelegenheit nicht weiter kommen“, fügte Szwagrzyk hinzu.

Im Jahr 2001 entschuldigte sich Präsident Aleksander Kwaśniewski am Denkmal in Jedwabne „im Namen von sich selbst und denen, deren Gewissen von diesem Verbrechen berührt ist“. Im selben Jahr stoppte der damalige Justizminister Lech Kaczyński, die in Jedwabne durchgeführten Exhumierungen. Die jüdische Gemeinde appellierte dafür und motivierte das Verbot mit religiösen Geboten. „Respekt für die Gebeine unserer Opfer ist uns wichtiger als zu wissen, wer gestorben ist und wie, wer getötet hat und wie“, sagte damals der Oberrabbiner von Polen, Michael Schudrich.


PAP/jc