Deutsche Redaktion

“Ungleichbehandlung von Opfern des Zweiten Weltkriegs durch Deutschland ist empörend”

01.09.2023 09:48
Der Direktor des Instituts für Kriegsverluste betont, dass die deutsche Regierung nie die Notwendigkeit anerkannt hat, Entschädigungen an die Polen zu zahlen, die während des Zweiten Weltkriegs Schaden erlitten haben. Stattdessen wurden diese Zahlungen als "humanitäre Hilfe" bezeichnet. 
Ponad połowa Polaków popiera domaganie się od Niemiec reparacji wojennych.
Ponad połowa Polaków popiera domaganie się od Niemiec reparacji wojennych.Narodowe Archiwum Cyfrowe

Die Ungleichbehandlung von Opfern des Zweiten Weltkriegs durch Deutschland ist empörend, sagt Konrad Wnęk, Direktor des Instituts für Kriegsverluste. In einem Interview mit dem ersten Programm des Polnischen Rundfunks wies er darauf hin, dass die Beträge, die von der deutschen Bundesregierung an Polen gezahlt wurden, deutlich niedriger waren als die Entschädigungen für Juden, Franzosen und auch für Deutsche.

Wnęk betonte, dass die deutsche Regierung nie die Notwendigkeit anerkannt hat, Entschädigungen an die Polen zu zahlen, die während des Zweiten Weltkriegs Schaden erlitten haben. Stattdessen wurden diese Zahlungen als "humanitäre Hilfe" bezeichnet. "Die deutsche Regierung gründete Stiftungen, um ex gratia-Entschädigungen zu zahlen, was bedeutet, dass es sich nicht um etwas handelte, das diesen Personen geschuldet war. Um das Auftauchen von Begriffen wie Entschädigung oder Wiedergutmachung in der Öffentlichkeit zu vermeiden, wurde es als humanitäre Hilfe bezeichnet", erklärte Wnęk.

Der Direktor des Instituts für Kriegsverluste erinnerte daran, dass die höchsten Entschädigungen von der deutschen Bundesregierung an deutsche Bürger gezahlt wurden, die als Opfer des Zweiten Weltkriegs anerkannt wurden. Er bezog sich auch auf einen Bericht über die von Polen in den Jahren 1939-1945 erlittenen Verluste. Laut ihm ist das Ausmaß der Schäden, die den Polen von den Deutschen zugefügt wurden, für die westlichen Staatsführer eine Überraschung. "Es gibt ein weit verbreitetes Unwissen darüber, was in Polen zu dieser Zeit geschah. Wir haben also viel zu tun, um Informationen über diese Ereignisse international zu verbreiten", betonte Wnęk.

Professor Konrad Wnęk fügte hinzu, dass er viele Meldungen von Polen erhält, deren Vorfahren im Zweiten Weltkrieg Schäden erlitten haben. "Es gibt Dokumente, auf deren Grundlage sie das Recht haben, Entschädigung für diese Verluste zu verlangen", sagte er.

Das Institut für Kriegsverluste war an der Erstellung des vor einem Jahr veröffentlichten "Berichts über die von Polen aufgrund der deutschen Aggression und Besetzung während des Zweiten Weltkriegs 1939-1945 erlittenen Verluste" beteiligt. Laut diesem Dokument wurden diese Verluste auf 6 Billionen 220 Milliarden 609 Millionen Zloty geschätzt. Die polnische Regierung fordert eine Entschädigung von der deutschen Bundesregierung in dieser Höhe.

“Das Thema der Kriegsentschädigungen ist nicht abgeschlossen”

Wie der Chef des Büros für Internationale Politik des polnischen Präsidenten, Marcin Przydacz in einem Interview für Polskie Radio 24 betonte, seien sich die polnischen Behörden bewusst, dass die Auszahlung von Reparationen durch Deutschland nicht "über Nacht" erfolgen wird. Dennoch erwarte man eine konstruktive Diskussion mit Berlin über dieses Thema. "Dieses Thema ist nicht abgeschlossen, entgegen dem, was deutsche Vertreter behaupten und entgegen der Meinung einiger Vertreter der polnischen Opposition, die möchten, dass die Reparationsfrage völlig abgeschlossen wird, indem sie sich auf nicht bindende Entscheidungen der von den Sowjets auferlegten kommunistischen Regierung berufen", so der Minister in der Präsidialkanzlei.

Marcin Przydacz erinnerte auch daran, dass in den letzten Tagen die Stadträte von zwei Städten – Wieluń und Bochnia – Resolutionen verabschiedet haben, die die Bemühungen der polnischen Behörden zur Erlangung von Reparationen von Deutschland unterstützen. Der Minister des Präsidenten ist der Ansicht, dass solche Maßnahmen von Gemeindevertretern Polens Stimme auf der internationalen Bühne stärken, und er hofft, dass sich weitere Städte dieser Bewegung anschließen werden.

Heute jährt sich der Überfall Deutschlands auf Polen vom 1. September 1939 zum 84. Mal.

IAR/adn