Deutsche Redaktion

Debatte über Debatte: PiS-Chef Kaczyński lehnt TV-Duell mit Erzrivalen Tusk erneut ab

06.10.2023 11:14
 „Jarosław Kaczyński, vielleicht hast Du den Mut, zumindest in Deinem Fernsehen, unter dem Schutz Deiner Beamten, der PiS-Statthalter des Fernsehens, mit mir in eine Debatte zu treten“, so Tusk. „Ich ziehe es vor, mit den Polen statt mit dem Lügner Donald Tusk zu sprechen, der zudem völlig von anderen abhängig ist, wir wissen von wem. Wenn es wenigstens (Manfred) Weber wäre", entgegnete Kaczyński. Knapp zwei Drittel bewerten die Absage negativ. Seit dem letzten direkten Duell der beiden Politiker, nach dem die PiS für acht Jahre in die Opposition ging, sind 16 Jahre vergangen. 
Jarosław Kaczyński i Donald Tusk
Jarosław Kaczyński i Donald Tusk Fotophoto/Shutterstock.com; Twitter.com/@KlubyGP

PiS-Chef Jarosław Kaczyński hat die Teilnahme an einer Debatte mit Ex-Premier und Oppositionsführer Donald Tusk ein weiteres Mal abgelehnt. Der Chef der Bürgerplattform hatte am Donnerstag seine Teilnahme an einer vom staatlichen Fernsehen organisierten Debatte angekündigt und Kaczyński zur Teilnahme herausgefordert. „Jarosław Kaczyński, vielleicht hast Du den Mut, zumindest in Deinem Fernsehen, unter dem Schutz Deiner Beamten, der PiS-Statthalter des Fernsehens, mit mir in eine Debatte zu treten“, so Tusk.

Kaczyński lehnte die Herausforderung während eines Treffens mit den Bewohnern von Kazimierza Wielka ab. „Ich habe bereits ein Treffen in Przysucha über Dörfer, über sichere Dörfer, geplant“, erklärte er. „Ich ziehe es vor, mit den Polen statt mit dem Lügner Donald Tusk zu sprechen, der zudem völlig von anderen abhängig ist, wir wissen von wem. Wenn es wenigstens (Manfred) Weber wäre. Und so habe ich Przysucha gewählt“, fügte er hinzu.

Zwei Drittel der Polen bewerten Absage an Tusk negativ

In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar für den oppositionsnahen Privatsender TVN24 haben fast zwei Drittel der Polen Kaczyńskis “Nein” zur Debatte negativ bewertet. Seit dem letzten direkten Schlagabtausch der beiden Politiker im Oktober 2007 im Fernsehsender TVP sind inzwischen 16 Jahre vergangen. In einer Umfrage für das Portal Onet, die innerhalb von 20 Minuten nach der Debatte durchgeführt wurde, haben 14,5 Tausend Menschen ihre Stimme abgegeben. 83 Prozent sahen Tusk als Sieger, 15 Prozent Kaczyński. Nur 1 Prozent der Befragten sah die Debatte als Unentschieden an, und 3 Prozent waren unschlüssig. In den darauffolgenden Parlamentswahlen am 21. Oktober 2007 erhielt die Bürgerplattform (PO) 39 Prozent der Stimmen und bildete eine Koalitionsregierung mit der Polnischen Volkspartei (PSL). Die Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) von Kaczyński ging für acht Jahre in die Opposition.

Die PiS-Partei, vertreten durch den Abgeordneten Radosław Fogiel, verteidigte Kaczyńskis Entscheidung und betonte, dass die Partei während der Debatte im TVP einen Vertreter haben wird, um, wie er es ausdrückte, die „Lügen von Donald Tusk“ zu korrigieren. Fogiel kritisierte Tusk scharf für seine wechselnden Positionen und beschuldigte ihn der Unaufrichtigkeit. Tusk  äußerte im Vorfeld der Debatte seine Besorgnis über mögliche „Tricks, Täuschungen, vielleicht Aggression“ und rief die Öffentlichkeit zur Unterstützung auf.

“Tusks Entscheidung eine Lehre aus den Präsidentschaftswahlen 2020”

Tomasz Żółciak vom Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna hält die Teilnahme Tusks an der Debatte für die richtige Entscheidung des Ex-Premiers.  „Dies ist sicherlich eine Schlussfolgerung aus der Wahlkampagne des Jahres 2020, der Präsidentschaftskampagne. Es mangelt nicht an Meinungen, dass Rafał Trzaskowski, indem er damals nicht zu dieser sogenannten Debatte ging, weil es eher eine Falle war, die von der PiS und den ihr nahestehenden staatlichen Medien gestellt wurde, nicht nach Końskie ging, sein eigenes Event in Leszno organisierte, dass diese 400.000 Stimmen Unterschied zwischen ihm und Andrzej Duda unter anderem das Ergebnis dieser Entscheidung waren“, sagte er.

Die Debatte, die in Warschau um 18.30 Uhr beginnen soll, wird auf TVP1, TVP Info und TVP Polonia übertragen. Eingeladen sind Teilnehmer aus sechs Wahlkomitees, die Listen in allen Wahlkreisen registriert haben. 

IAR/tvn24/onet/adn