Amerika müsste dann einen "beträchtlichen Teil seiner Bodentruppen" an die Ostflanke der NATO verlegen und Stealth-Flugzeuge in Europa stationieren. Die Operation würde ein Vermögen kosten und so lange dauern, wie die russische Bedrohung anhält - möglicherweise auf unbestimmte Zeit, schrieb das ISW. Die Kosten eines russischen Sieges in der Ukraine wären für die USA daher viel höher, als die Kosten einer weiteren Finanzierung der Ukraine. Die beste Lösung bestünde deshalb darin, der Ukraine zu helfen, die Kontrolle über ihr gesamtes verlorenes Territorium zurückzugewinnen. Damit würden „die russischen Streitkräfte noch weiter nach Osten gedrängt“, und die USA könnten dann „der Ukraine beim Wiederaufbau helfen“.
Russland ist zum ersten Mal seit Jahren eine Bedrohung
ISW macht auch auf die wachsende Erfahrung der gesamten russischen Armee und die Entwicklung von Möglichkeiten zur Umgehung westlicher Sanktionen aufmerksam. Die amerikanischen Analysten schätzen außerdem, dass „Russland zum ersten Mal seit den 1990er Jahren eine ernsthafte konventionelle Bedrohung für die NATO darstellen könnte, und zwar in einem Zeithorizont, der davon abhängt, wie viel der Kreml in seine Armee investiert.“
Der Analyse nach, habe die ukrainische Seite zwar fast 90 Prozent der im Februar 2022 angreifenden russischen Truppen eliminiert. Allerdings gleichen die Russen die Verluste effektiv aus, indem sie ihre Wirtschaft und Industrie auf Kriegskurs umstellen.
Das gesamte militärische Potenzial der Vereinigten Staaten und der NATO-Verbündeten bleibe dennoch viel größer als das Russlands, so das ISW weiter. Selbst wenn der Kreml Weißrussland und die Ukraine vollständig absorbieren würde, könnte die russische Armee den Westen militärisch nicht besiegen.
Die Analyse kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die von US-Präsident Joe Biden vorgeschlagene Militärhilfe für Kiew in Höhe von 61 Mrd. USD im Kongress blockiert wird.
Freitag ist der 661. Tag von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Russland ist am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert und hat damit die größte Militärkampagne in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg gestartet.
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