Deutsche Redaktion

Ex-Generalstabschef: Krieg in der Ukraine ist ein Kampf um Zeit

25.02.2024 18:14
„In vielen Bereichen müssen wir uns beeilen. Denn derzeit ist ein Kampf um Zeit im Gange. In der Ukraine, in Polen und in ganz Europa", sagt General Romuald Andrzejczak. 
General Romuald Andrzejczak
General Romuald AndrzejczakSztab Generalny WP

Vor zwei Jahren begann der große russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. „Wir sollten uns selbst darüber ärgern, dass Russland schon 2014 offen signalisiert hat, wie es sich selbst sieht: imperial, aggressiv, respektlos gegenüber dem Leben und im Widerspruch zu unserer Vision einer zivilisierten Welt, d. h. der Vision Polens, der Vereinigten Staaten und des Westens insgesamt, und anderen. Russland hat im Grunde jeden Schritt signalisiert. Hat jemand beschlossen, einen Investitionssprung in die Verteidigung, in das Militär zu machen? Haben Planungsarbeiten dazu begonnen?", fragte der ehemalige Generalstabschef der polnischen Armee in einem Interview mit dem Nachrichtenportal WP.

Dem Militäroffizier zufolge habe Europa nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Golfkrieg sein Verständnis für die russischen Absichten verloren. „Die Amerikaner haben damals gezeigt, wie jeder bewaffnete Konflikt aussehen würde und wie stark sie waren, und wir haben einstimmig an dieses Bild geglaubt", sagte er.

„Natürlich wollte niemand die Tatsache akzeptieren, dass die Russen eskalieren würden. Die Amerikaner haben auch nicht vorausgesehen, dass der Aufstieg Wladimir Putins zur Macht, die erhebliche Modernisierung der russischen Streitkräfte und die Monetarisierung der Energie, die zum finanziellen Rückgrat einer imperialen Haltung wurde, letztlich dazu führen würden, dass die Russen in Europa wieder morden, plündern und vergewaltigen würden", analysierte General Andrzejczak.

„Wenn wir die Russen nicht aufhalten, werden wir sie an der Grenze haben"

Wie lange wird die Ukraine noch in der Lage sein, sich gegen Russland zu verteidigen? Geht es nach dem ehemaligen Generalstabschef der polnischen Armee, sieht die Angelegenheit für die zukünftige Sicherheitslage Polens nicht gut aus. „In vielen Bereichen müssen wir uns beeilen. Denn es ist ein Kampf um Zeit im Gange. In der Ukraine, in Polen und in ganz Europa", erklärte er.

Den Krieg in der Ukraine müsse man aus einer kurz- und langfristigen Perspektive sehen. „Und in Polen neigen wir dazu, den Krieg kurzfristig zu sehen", fügte er hinzu. „Wenn wir die Russen nicht aufhalten und einen Waffenstillstand oder Verhandlungen zulassen, werden wir im Handumdrehen russische Truppen an der Grenze haben. Wenn wir der russischen Armee nur eine Verschnaufpause gönnen, werden wir am nächsten Tag wieder kämpfen", überzeugte General Romuald Andrzejczak abschließend im Gespräch mit WP.


Quelle: WP/ps