Deutsche Redaktion

Ostermontag: Wassergießen, Streiche und andere Bräuche

01.04.2024 11:41
Am Ostermontag, auch als Lany Poniedziałek bekannt, lebt ein alter Brauch wieder auf. Es ist ein Tag, an dem es üblich ist, aus Spaß Freunde und sogar Fremde mit Wasser zu bespritzen - allerdings in Maßen. 
Śmierguśnicy na rynku w  Wilamowicach
Śmierguśnicy na rynku w Wilamowicachdomena publiczna

Am heutigen Ostermontag, der in der polnischen Tradition auch als Śmigus-Dyngus oder Lany Poniedziałek bekannt ist, lebt ein alter Brauch wieder auf. Es ist ein Tag, an dem es üblich ist, aus Spaß Freunde und sogar Fremde mit Wasser zu bespritzen - allerdings in Maßen. Dieser Brauch symbolisiert die Reinigung und Freude über den Frühlingsanfang sowie die ersten Anzeichen einer blühenden Natur. Das Bespritzen mit Wasser wird als Symbol für Fruchtbarkeit und Erneuerung gedeutet, was Wohlstand und Glück in den kommenden Monaten sicherstellen soll. Heute ist diese Tradition vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebt. In alten Zeiten in Polen, am zweiten Tag der Osterfeiertage, wurden hauptsächlich unverheiratete Mädchen von ihren Verehrern als Zeichen des Interesses und der versteckten Liebe mit Wasser übergossen.

Die Tradition des Wasserspritzens wird heute nicht nur von den Slawen, sondern auch von den Mexikanern praktiziert, allerdings nicht am Ostermontag, sondern am Karsamstag. Der Brauch, Wasser zu verspritzen, geht auf alte Praktiken zurück, die mit dem symbolischen Wecken der Natur zum Leben und der erneuerbaren Fähigkeit der Erde, neues Leben zu gebären, verbunden sind. Noch heute kann man am Ostermontag in den Dörfern Südpolens Landwirte sehen, die ihre Felder mit geweihtem Wasser besprengen.

Bis ins 15. Jahrhundert waren Dyngus und Śmigus zwei separate Bräuche. „Dyngus“, eigentlich „Dyngusowanie“, bezeichnete das Erzwingen von Gaben, meist in Form von Eiern, unter Androhung, mit Wasser übergossen zu werden. „Śmigus“ bezog sich auf das Bespritzen mit Wasser sowie das Schlagen mit Ruten, Zweigen oder Palmen. Im Jahr 2003 gab die Nationalbank Polens eine Münze heraus, die Teil der Serie „Polnischer Jahresbrauchtum“ ist, welche polnische Bräuche und Kultur darstellt.

In einigen Regionen Polens, wie zum Beispiel in Cieszyn, wurden diese Bräuche kombiniert: Man übergoss die Menschen mit Wasser und trocknete sie anschließend mit leichten Schlägen von Zweigen. Wasser wurde hauptsächlich über junge Mädchen gegossen. Ein Mädchen, das nicht übergossen oder ausgepeitscht wurde, fühlte sich beleidigt und beunruhigt, da dies einen Mangel an Interesse von den lokalen Junggesellen bedeutete. Der Name „Śmigus-Dyngus“ wurde erstmals im Nachkriegs-„Wörterbuch der korrekten polnischen Sprache“ von Stanisław Szober verzeichnet.

Mit dem Ostermontag sind auch andere Bräuche verbunden. In einigen Teilen Polens spielten Nachbarn am zweiten Feiertag Streiche, indem sie Haushaltsgegenstände oder landwirtschaftliche Werkzeuge versteckten. Ein Brauch, der bis heute in einigen Gemeinden in Oberschlesien erhalten geblieben ist, beispielsweise in Pietrowice Wielkie in der Nähe von Racibórz, ist die Pferdeprozession, die Feldumrundung und die feierliche Pferdeparade. In der Gegend um Limanowa im Süden des Landes erscheinen am Ostermontagmorgen die „Dziady Śmigustne“ oder „Słomiaki“. Das sind Junggesellen mit verhüllten Gesichtern, gekleidet in Strohkleidung, die von den Haushalten Eier als Gaben erhalten.

Die Tradition der Emaus-Prozession, die oft mit einem Kirchweihfest verbunden ist und am Ostermontag stattfindet, reicht bis ins Mittelalter zurück. Sie bezieht sich auf das Ereignis aus dem Evangelium, als nach der Auferstehung Jesu zwei seiner Jünger, enttäuscht über den Tod ihres Meisters, von Jerusalem zum Dorf Emmaus gingen. Unterwegs begegneten sie dem auferstandenen Christus, der ihnen die Prophezeiungen bezüglich des Messias erklärte und sich ihnen schließlich beim Brechen des Brotes zu erkennen gab. Dies führte zu einem Sinneswandel und ihrer Rückkehr nach Jerusalem, trotz der Gefahr von Verfolgungen. Weniger als 50 Tage später nahmen sie am Pfingstereignis teil. Die Emaus-Tradition wird heute beim Kloster der Norbertinerinnen auf dem Krakauer Zwierzyniec und in Großpolen sowie in Suków in der Diözese Kielce gepflegt. Im Ausland ist Emaus in Tschechien und der Slowakei bekannt.

IAR/adn