Deutsche Redaktion

Westukraine: Beisetzung von 42 polnischen Opfern des Massakers von Puźniki

06.09.2025 18:55
In der Westukraine sind am Samstag die sterblichen Überreste von 42 polnischen Opfern ukrainischer Nationalisten feierlich beigesetzt worden. Die Gebeine von Frauen, Männern und Kindern waren im Frühjahr bei Exhumierungsarbeiten in Puźniki im Gebiet Ternopil entdeckt worden. In der Nacht vom 12. auf den 13. Februar 1945 hatten Einheiten der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) das Dorf überfallen und nach Schätzungen zwischen 50 und 120 Bewohner getötet.
Nach fast 80 Jahren wurden am Samstag 42 Opfer eines Massakers von 1945 in der Westukraine beigesetzt.
Nach fast 80 Jahren wurden am Samstag 42 Opfer eines Massakers von 1945 in der Westukraine beigesetzt. PAP/Vladyslav MusiienkoPAP/Vladyslav Musiienko

Die polnische Kulturministerin Marta Cienkowska sprach bei der Zeremonie von einem Akt verspäteter Gerechtigkeit. „Der heutige Begräbnisakt ist eine Wiederherstellung der Würde für jene, denen sie auf die unmenschlichste Weise genommen wurde“, sagte sie. Mit Hilfe genetischer Untersuchungen solle versucht werden, den Opfern ihre Namen zurückzugeben.

Auch Senatsmarschallin Małgorzata Kidawa-Błońska nahm an der Zeremonie teil. Sie betonte, dass ein würdiges Begräbnis nicht nur eine Formalität sei, sondern „ein christlicher Auftrag – die Rückgabe der Menschlichkeit, die Linderung von Schmerz, der oft über Generationen andauerte“.

In einer Botschaft von Präsident Karol Nawrocki hieß es, die Opfer dürften nicht länger in anonymen Massengräbern ruhen. „Kein redlicher, ehrlicher Mensch – und schon gar keiner, der sich Pole nennt – kann diese Tragödie als unbedeutende, ferne Episode abtun“, erklärte er.

Auch Vertreter der Ukraine nahmen an der Zeremonie teil. Kulturministerin Tetiana Berežna rief zu einem gemeinsamen historischen Dialog auf: „Die Tragödie von Wolhynien muss von Historikern beider Länder erforscht werden. Familien auf beiden Seiten haben ein Recht auf die Wahrheit.“ Vizeaußenminister Oleksandr Myschtschenko sagte: „Wir sind bereit, alles für Wahrheit und Gerechtigkeit zu tun. Niemand soll diese Geschichte für politische Zwecke missbrauchen.“

Die Exhumierungen in Puźniki fanden vom 23. April bis 10. Mai statt. Experten des Pommerschen Medizinischen Universität in Stettin stellten fest, dass sich unter den geborgenen Überresten mindestens elf Minderjährige, 16 Frauen und zehn Männer befanden. Finanziert wurden die Arbeiten vom polnischen Kulturministerium.

Die Gewalttat von Puźniki gilt als eine der letzten Aktionen der UPA-Einheit „Graue Wölfe“ unter dem Befehl von Petro Chamczuk. Weder er noch seine Untergebenen wurden jemals für die Morde zur Rechenschaft gezogen. Das Dorf Puźniki selbst existiert heute nicht mehr – an seiner Stelle steht ein Wald.

Die polnisch-ukrainischen Beziehungen sind seit Jahren durch die Erinnerung an die Massaker in Wolhynien und Ostgalizien belastet, bei denen nach Schätzungen insgesamt bis zu 100.000 Polen getötet wurden.


PAP/jc

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"Historischer Durchbruch" - Gemeinsame Trauerfeier in Puźniki

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Puźniki - ein Wendepunkt?

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