Deutsche Redaktion

Kommentar: „Donald Trump abschrecken“

22.10.2025 12:01
Die russische Strategie, Donald Trump von einem Ende des Krieges abzubringen, hat perfekt funktioniert. Der amerikanische Präsident ließ sich erneut von Putins Versprechen einfangen – wie Winnie Puuh vom Honigtopf – und richtete seine Wut und Frustration auf Kiew, schreibt Tadeusz Iwański, Analyst des Zentrums für Osteuropastudien, in einem Kommentar für den Auslandsdienst des Polnischen Rundfunk.
Spotkanie Trumpa z Putinem się nie odbędzie?
Spotkanie Trumpa z Putinem się nie odbędzie?ANDREW HARNIK/Getty AFP/East News

Keine Woche war vergangen, seit die Pläne für ein Treffen zwischen Trump und Putin in Budapest bekannt wurden, als der Kreml bereits Desinteresse signalisierte. Am Dienstag sprachen die Außenminister Russlands und der USA, Sergej Lawrow und Marco Rubio, telefonisch miteinander. Nach dem Gespräch machte Lawrow unmissverständlich klar, dass Russlands Kriegsziele unverändert bleiben und ein Waffenstillstand nur auf Grundlage politischer Vereinbarungen möglich sei, die diese Ziele erfüllen. Kurz darauf teilte das Weiße Haus mit, dass die Vorbereitungen für den Gipfel in Budapest gestoppt würden. Trump erklärte, er wolle keine Zeit mit unproduktiven Gesprächen vergeuden. 

Ein Blick auf die Chronologie lohnt sich 

In den vergangenen Wochen war Trumps Ungeduld über das fehlende Entgegenkommen Russlands spürbar gewachsen. Er begann, sich positiv über Präsident Selenskyj zu äußern, und sagte, die Ukraine habe eine echte Chance, den Krieg zu gewinnen und die besetzten Gebiete zurückzuerobern. In diesem Zusammenhang tauchten Andeutungen auf, dass die USA Marschflugkörper vom Typ Tomahawk an die Ukraine liefern könnten – Waffen, die Moskau, St. Petersburg und wichtige Energie- und Rüstungsanlagen Russlands erreichen würden. Dieses Thema sollte eines der zentralen Punkte in zwei Telefongesprächen zwischen Trump und Selenskyj am 11. und 13. Oktober sein. Danach fiel die Entscheidung, die Details bei einem persönlichen Treffen im Weißen Haus am 17. Oktober zu besprechen.

Die Erwartungen an dieses Treffen stiegen rasant, während technische Fragen rund um die Tomahawk-Lieferungen – fehlende Startplattformen oder begrenzte Stückzahlen – in den Hintergrund rückten. Doch die sich selbst erfüllende Prophezeiung, auf die viele in Kiew und Europa gesetzt hatten, endete abrupt, als Putin am Donnerstag das Gespräch mit Trump suchte. Zweieinhalb Stunden sprachen beide – während Selenskyj im Flugzeug saß – und danach war die Lage völlig verändert. Man kann nur mutmaßen, mit welchen Schmeicheleien und Versprechungen Putin es erneut schaffte, Trump für die russische Erzählung zu gewinnen.

Laut Berichten, unter anderem der Financial Times, soll Trump bei einem anschließenden Mittagessen mit Selenskyj – ohne Presse – geflucht und gewarnt haben, Russland könne die Ukraine vernichten, wenn es wolle. Er habe Selenskyj gedrängt, russische Forderungen zu akzeptieren. Die geplanten Tomahawk-Lieferungen waren faktisch bereits während des öffentlichen Teils des Treffens vom Tisch. 

Der Kreml weicht keinen Zentimeter zurück 

Als Moskau am 21. Oktober seine Forderungen bekräftigte und der frustrierte Trump das Gespräch mit Putin als Zeitverschwendung abtat, war die nächste Etappe der russischen diplomatischen Operation gegen den US-Präsidenten abgeschlossen. Der Kreml wich keinen Zentimeter zurück, gewann Zeit, trieb einen Keil zwischen Kiew und Washington und verunsicherte Europa. Vor allem aber: Er brachte Trump erneut dazu, sich vom Thema Ukraine abzuwenden – als sei es ein komplizierter, Amerika letztlich nicht betreffender Konflikt. Das Ziel Moskaus ist klar: Trump die Ukraine und die „komplizierten europäischen Angelegenheiten“ so gründlich zu verleiden, dass er sich politisch und möglichst auch militärisch vom Kontinent zurückzieht.

Immerhin: Putin hat diese Runde gewonnen, aber nicht das ganze Spiel. Es wird noch mehrere geben – und Kiew hat weiterhin Chancen, das Blatt zu wenden. Auch Viktor Orbáns Triumph verschiebt sich wohl, zumindest vorerst. Der Budapester Gipfel wäre für ihn eine Gelegenheit gewesen, sich – wie Lukaschenko 2014 und 2015 – als unentbehrlicher Vermittler im Friedensprozess zu inszenieren und vor den Parlamentswahlen im Frühjahr zu glänzen, deren Ausgang alles andere als sicher ist.


Autor: Tadeusz Iwański – Leiter des Teams Belarus, Ukraine und Moldawien am Zentrum für Osteuropa-Studien. 

Kommentar: Trump und Selenskyj demonstrieren Einigkeit im Weißen Haus

19.08.2025 20:01
Nach dem holprigen Treffen im Februar präsentierten sich Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus betont einträchtig. Statt Streit und Eklat herrschte diesmal eine konstruktive Atmosphäre – ein wichtiges Signal für Kiew, das befürchtet hatte, zu Zugeständnissen gedrängt zu werden. Doch hinter der demonstrativen Einigkeit bleiben viele Fragen zum künftigen Friedensprozess offen, meint Tadeusz Iwański, Leiter der Abteilung Belarus, Ukraine und Moldau am Zentrum für Osteuropastudien. 

Kommentar: „Ungarische Vögel“ über russischem Himmel

29.08.2025 10:00
Die ukrainischen Angriffe auf die russische Öl- und Treibstoffinfrastruktur zeigen Wirkung. Im Sommer nahm ihre Schlagkraft spürbar zu: Mindestens zehn Raffinerien wurden getroffen, die Produktion sank um rund zehn Prozent. In einigen Regionen stiegen die Preise, an Tankstellen standen Autofahrer vor leeren Zapfsäulen – für einen Rohstoffgiganten wie Russland eigentlich undenkbar. Die Regierung reagierte mit einem Exportverbot und Marktinterventionen, doch den Preisanstieg konnte sie nicht stoppen, schreibt Tadeusz Iwański in seinem Kommentar für den Auslandsdienst des Polnischen Rundfunks.

Kommentar: Als gäbe es die Welt nicht – Besuch von Donald Trumps Gesandtem in Minsk

12.09.2025 17:57
Am 11. September – einen Tag vor Beginn der russisch-belarussischen Militärmanöver Zapad und der Schließung der polnisch-belarussischen Grenze sowie einen Tag nach dem Angriff russischer Drohnen auf Polen – besuchte John Cole, Gesandter von US-Präsident Donald Trump, die belarussische Hauptstadt Minsk. Empfangen wurde er mit allen Ehren – vom Diktator Aljaksandr Lukaschenka persönlich, am Tisch nahm zudem der KGB-Chef Iwan Tertel einen prominenten Platz ein. Auch der Gast sparte nicht mit freundlichen Gesten und überreichte dem Gastgeber Manschettenknöpfe mit dem Abbild des Weißen Hauses. Die warme Atmosphäre des fast fünfstündigen Treffens und die Ankündigung weiterer Zusammenarbeit hatten einen klaren Hintergrund, schreibt in seinem Kommentar für den Auslandsdienst des Polnischen Rundfunks Tadeusz Iwański.

Zweiter zum Tango gesucht – der hohe Einsatz der moldauischen Wahlen

26.09.2025 15:59
Die letzten Umfragen geben der PAS zwar einen Vorsprung von 30 bis 40 Prozent. Das klingt nach viel – reicht aber unter den aktuellen Bedingungen möglicherweise nicht, schreibt Tadeusz Iwański, Analyst des Zentrums für Osteuropastudien, in einem Kommentar für den Auslandsdienst des Polnischen Rundfunks.