Deutsche Redaktion

Polen bestellt russischen Botschafter ein – Kreml verbreitet Desinformation

10.09.2025 14:00
Russlands Geschäftsträger Andrei Ordasch erklärte, er sei vom polnischen Außenministerium einbestellt worden, nachdem es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zu mehreren Verletzungen des polnischen Luftraums durch Drohnen gekommen sei. Russische Medien verbreiten Desinformation über „verirrte“ Drohnen über Polen.
Russlands Geschftstrger in Polen, Andrei Ordasch, uerte sich am 10.09.2025 gegenber Medien nach seinem Besuch im polnischen Auenministerium in Warschau. Ordasch wurde ins Ministerium einbestellt, nachdem russische Drohnen den polnischen Luftraum verletzt haben.
Russlands Geschäftsträger in Polen, Andrei Ordasch, äußerte sich am 10.09.2025 gegenüber Medien nach seinem Besuch im polnischen Außenministerium in Warschau. Ordasch wurde ins Ministerium einbestellt, nachdem russische Drohnen den polnischen Luftraum verletzt haben.PAP/Rafał Guz

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, erklärte der russische Diplomat am Mittwoch, Polen habe „keine Beweise dafür vorgelegt, dass die über unserem Land abgeschossenen Drohnen russischer Herkunft waren (...).Wir halten diese Vorwürfe für unbegründet“, sagte Ordasch. Zudem betonte er, Russland habe „absolut kein Interesse an einer Eskalation des Konflikts mit Polen“, fügte jedoch hinzu: „Leider können wir nicht darauf hoffen, dass die polnischen Behörden uns in ihrem antirussischen Wahn zuhören werden.“
Wie der Sprecher des polnischen Außenministeriums, Paweł Wroński, mitgeteilt hat, werde der Geschäftsträger „ins Außenministerium einbestellt und ihm wird eine Protestnote überreicht“.

Russische Medien verbreiten Desinformation über „verirrte“ Drohnen über Polen
In Russland verbreiten regierungsnahe Medien und Militärblogger Falschinformationen über die Drohnen, die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in den polnischen Luftraum eingedrungen sind. In Minsk erklärte Generalstabschef Pawel Murawiejka, Weißrussland habe Polen und Litauen über die Annäherung der Drohnen informiert. Seine Aussage wurde von der staatlichen Nachrichtenagentur BelTA veröffentlicht. Murawiejka erklärte, die weißrussische Luftverteidigung habe die Drohnen beobachtet, die „aufgrund elektronischer Gegenmaßnahmen vom Kurs abgekommen“ seien. Einige dieser „verirrten“ Drohnen seien von weißrussischen Streitkräften abgeschossen worden.

In Moskau stellen kremlnahe Portale wie KP.ru und RIA Nowosti die von den polnischen Behörden veröffentlichten Informationen infrage. Die Nachrichtenseite der kremltreuen Zeitung „Komsomolskaja Prawda", KP.ru, behauptet, der polnische Premierminister Donald Tusk habe bei seiner Mitteilung über die Verletzung des polnischen Luftraums „keine Beweise oder Details vorgelegt“. Auch die polnischen Streitkräfte hätten „keine Nachweise für die Richtigkeit der Informationen“ präsentiert. Ebenso schreibt die staatliche Propagandaagentur RIA Nowosti, der polnische Regierungschef habe „keine Beweise“ für den Abschuss russischer Drohnen geliefert.

Einer sogenannter Militärblogger, Alexander Kots, führt das Thema auf seinem Telegram-Kanal weiter aus. Er behauptet, dass „niemand die Trümmer“ der Drohnen gesehen habe und es „nicht schwer sei“, als angeblichen Beweis Überreste russischer Drohnen aus der Ukraine zu präsentieren. „Der Informationslärm ist vor allem politischer Natur. Die Drohne, die in Estland abgestürzt ist, hat keine derart allergische Reaktion ausgelöst“, heißt es im Kommentar auf dem Kanal Kotsnews. Weiter wird dort spekuliert: „Es sieht ganz so aus, als hätten die Europäer einen Weg gefunden, den US-Präsidenten Donald Trump gegen Russland aufzubringen.“

„Russischer Angriff war geplant und gezielt“
Die Analystin Maria Awdiejewa vom amerikanischen „Thinktank Foreign Policy Research Institute" erklärte auf X, dass russische Militärblogger eine gefälschte Karte verbreiten und behaupten, der Drohnenangriff auf Polen sei in Echtzeit verfolgt worden – mit dem Flughafen in Rzeszów als Ziel.
Awdiejewa hat einen Screenshot der angeblichen Luftlagekarte, die einen russischen Drohnenflug in Richtung Rzeszów zeigen soll, veröffentlicht. Das Bild sei angeblich aus dem Dienst FlightRadar entnommen. Laut der Analystin sei die Veröffentlichung ein Beleg dafür, „dass der Angriff geplant und gezielt war“.

In der Nacht zum Mittwoch ist es nach Angaben der polnischen Regierung erstmals zum Abschuss russischer Drohnen über dem Territorium eines NATO-Mitgliedstaates gekommen.19 Drohnen seien demnach in den polnischen Luftraum eingedrungen - die meisten von weißrussischer Seite. Premierminister Donald Tusk sprach am Mittwoch im Sejm von "kritischen Tagen", auch im Zusammenhang mit den geplanten belarussisch-russischen Zapad-Manövern. Zudem kündigte er an, Polen werde Artikel 4 des NATO-Vertrags aktivieren und Konsultationen mit den Bündnispartnern fordern. Experten sehen in den Luftraumverletzungen einen gezielten Versuch Moskaus, Polen einzuschüchtern.

IAR/cyberdefence/ps


Tusk warnt vor wachsender Bedrohung durch Russland und Belarus – Polen vor „kritischen Tagen“

10.09.2025 11:50
Nach dem nächtlichen Eindringen mehrerer russischer Drohnen in den polnischen Luftraum hat Ministerpräsident Donald Tusk im Sejm vor einer zunehmenden Bedrohung durch Russland und Belarus gewarnt. Zugleich forderte er eine vollständige Mobilisierung der westlichen Bündnisse, insbesondere der NATO. Polen befinde sich zwar nicht im Kriegszustand, doch die Lage sei ernster denn je seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Experte spricht von möglichem direkten Angriff Russlands auf Polen

10.09.2025 12:39
Der jüngste Vorfall im polnischen Luftraum könnte nach Einschätzung eines britischen Experten einen direkten Angriff Russlands auf Polen darstellen. „Sollte es sich um eine russische Angriffsdrohne oder einen Marschflugkörper handeln und nicht um eine Aufklärungsdrohne, wäre das ein direkter Angriff auf Polen“, sagte Matthew Savill vom britischen Think Tank Royal United Services Institute (RUSI) dem Sender Sky News.

NATO-General: Das ist kein Krieg. Es ist eine hybride Kriegsführung.

10.09.2025 13:16
Nach dem nächtlichen Eindringen mehrerer Drohnen in den polnischen Luftraum hat der frühere NATO-General Mieczysław Bieniek vor einer Dramatisierung der Ereignisse gewarnt. „Ich möchte die Bürger und einige hitzige Kommentatoren beruhigen – das ist kein Krieg. Es ist eine hybride Kriegsführung, die bereits seit zwei Jahren andauert“, sagte der pensionierte General der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Dazu gehörten Brandstiftungsversuche und Desinformation.

Kreml lehnt Kommentar zu Drohneneinsatz über Polen ab

10.09.2025 13:37
Nach dem Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum in der Nacht zum Mittwoch hat der Kreml eine Stellungnahme abgelehnt. Kremlsprecher Dmitri Peskow verwies am Mittwoch darauf, dass die Angelegenheit in die Zuständigkeit des Verteidigungsministeriums falle. Dieses habe sich bislang nicht geäußert.

Kommentar: Putin testet unsere Widerstandsfähigkeit

10.09.2025 12:30
Wenn wir keine Lehren aus der aktuellen Lektion ziehen und uns mit der Möglichkeit russischer Drohnen über Polen abfinden, werden wir verlieren, bevor der Kampf überhaupt begonnen hat, schreibt Sicherheitsexperte Leon Pińczak in einem Kommentar für den Auslandsdienst des Polnischen Rundfunks. Sein Appell: Es wäre weitaus günstiger, Russland die Produktion der Drohnen an der Quelle zu verwehren, als später Millionen für ihren Abschuss zu bezahlen.