Deutsche Redaktion

Streit um Reparationen zwischen deutschem Botschafter und Präsidialminister

16.11.2025 14:30
Der Minister des Präsidenten Marcin Przydacz hat sich in die Auseinandersetzung zwischen dem deutschen Botschafter Miguel Berger und dem PiS-Europaabgeordneten Arkadiusz Mularczyk über Kriegsreparationen eingeschaltet. Zwischen den Politikern kam es zu einem scharfen Wortwechsel.
Marcin Przydacz zufolge verbinde die Polen nichts so sehr wie die Reaktion auf deutsches Besserwisserei. Er versicherte zudem, der Bericht werde die knftigen polnisch-deutschen Beziehungen beeinflussen.
Marcin Przydacz zufolge verbinde die Polen nichts so sehr wie die Reaktion auf deutsches „Besserwisserei“. Er versicherte zudem, der Bericht werde die künftigen polnisch-deutschen Beziehungen beeinflussen.JACEK DOMINSKI/REPORTER

Mularczyk erinnerte auf X an den Bericht über die Schäden, die Polen infolge der deutschen Aggression im Zweiten Weltkrieg erlitten hatte. Er wandte sich dabei an den deutschen Botschafter und erklärte, er würde ihm das Dokument gern übermitteln. Dies sei ein entscheidender Schritt, um zu verstehen, welche Maßnahmen Deutschland ergreifen müsse, um echte, partnerschaftliche und verantwortungsvolle deutsch-polnische Beziehungen aufzubauen, schrieb er. Zugleich betonte er, der Bericht zeige das Ausmaß der von Deutschland verursachten Zerstörungen.

Berger schien in seiner Antwort den Bericht zu missachten. Er deutete an, dass dieser keine Auswirkungen auf die polnisch-deutschen Beziehungen haben werde. „Sehr geehrter Herr Abgeordneter, Sie irren sich, wenn Sie glauben, dass Ihr ‚Bericht‘ und Ihr Aktivismus die Zukunft unserer Beziehungen bestimmen werden. Die ständigen Spaltungen, die von Menschen wie Ihnen geschaffen werden, helfen nur Putin“, schrieb er.

Przydacz schaltete sich in die Debatte ein. „Besserwisserei“
In die Diskussion hat sich auch der Präsidialminister Marcin Przydacz eingemischt. Er schrieb, nichts verbinde die Polen so sehr wie die Reaktion auf deutsches „Besserwisserei“. Er versicherte zudem, der Bericht werde die künftigen polnisch-deutschen Beziehungen beeinflussen. „Wenn etwas Putin über Jahre geholfen hat, dann waren es die Gaspipelines Nord Stream I und II, die Sie, Herr Botschafter, damals als Vize­minister in mehreren unserer offiziellen Gespräche so entschieden verteidigt haben. Ich bitte Sie daher höflich, auf dieses Argument zu verzichten“, fügte Przydacz hinzu.

Im Jahr 2022 hatte der damalige Außenminister Zbigniew Rau (PiS) in einer diplomatischen Note Entschädigungen in Höhe von mehr als 1,3 Billionen Euro für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Verluste gefordert. Berlin zufolge sei die Frage der Reparationen abgeschlossen. Im vergangenen Jahr hatten die Deutschen bei zwischenstaatlichen Gesprächen Unterstützung für die noch lebenden Opfer des Zweiten Weltkriegs angekündigt, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen. Laut Umfragen unterstützen fast 60 Prozent der Polen die Forderung nach Kriegsentschädigungen von Deutschland.

PAP/PR/ps

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