Deutsche Redaktion

Russland unglaubwürdig

22.01.2020 12:55
Die Spannungen zwischen Moskau und Warschau bleiben weiterhin ein wichtiges Thema der polnischen Presse.
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DO RZECZY: Russland fehlt es an Glaubwürdigkeit

In einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift „Do Rzeczy“ nimmt der polnische Außenminister Jacek Czaputowicz Stellung zu den kontroversen Äußerungen Putins über die angebliche Zusammenarbeit Polens mit dem Hitler-Regime. Er gebe zu, er habe derartig aggressive und lügnerische Aussagen seitens des russischen Präsidenten nicht erwartet. Ihn habe auch der ostentative Versuch einer Umdeutung der Ursachen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs überrascht. Man nehme doch an, dass Anführern von solch wichtigen Staaten wie Russland, es nicht zustehe, die reine Wahrheit nicht zu sagen.  

Selbstverständlich beobachte das polnische Außenministerium ständig die politische Entwicklung in Russland. Es sei der polnischen Seite klar, dass sich die Russen wünschen würden, dass Polen die Rotarmisten für ihren Sieg über die Nazis ehre und die sowjetischen Denkmäler schütze. Doch die Monumente werden laut polnischem Gesetz abgebaut. Moskau wolle es einfach nicht akzeptieren, dass die sogenannte Befreiung für Polen tatsächlich eine weitere Versklavung bedeutete. 

Propagandistische Attacken auf Polen würden immer wieder unternommen, daher sei Warschau auf solche Situationen vorbereitet, meint der Chefdiplomat. Die Erklärung des polnischen Außenministeriums, die Vorladung des russischen Botschafters sowie die darauffolgende Erklärung des polnischen Premierministers seien dafür der beste Beweis. Die Weltöffentlichkeit stehe auf polnischer Seite, sagt Jacek Czaputowicz. Er sei sich dessen bewusst, dass in Russland der Mythos des deutsch-russischen Krieges, des großen Vaterländischen Krieges, wie es die Russen nennen, sehr tief im Bewusstsein verankert sei. Doch es gäbe in Polen keine Zustimmung zum Erhalt von sowjetischen Denkmälern. Es gäbe auch keine Zustimmung zum Propagieren einer verfälschten Version der Geschichte. Keiner stelle hierzulande die Tatsache in Frage, dass die Russen Hitler besiegt hätten, es bedeute ab er nicht automatisch, dass man die russische Perspektive übernehmen solle, so der polnische Außenminister in der Wochenzeitschrift „Do Rzeczy“.

 

SUPER EXPRESS: Wer übernimmt die Macht nach Kaczyński?

Die Antwort auf die Frage, wer die Macht in der Regierungspartei (PiS) übernehmen könnte, wenn Jarosław Kaczyński in politische Rente gehen möchte, kennt bereits die Tageszeitung Super Express. Aus einer Meinungsumfrage, die im Auftrag des Meinungsforschungsinstituts Pollster durchgeführt wurde, geht hervor, dass 36 Prozent der Befragten den amtierenden Premierminister Mateusz Morawiecki im Chefposten sehen möchten. Aber auch andere Politiker schneiden relativ gut ab. Und so möchten zum Beispiel 27 Prozent der befragten Polen, dass Präsident Andrzej Duda in Zukunft den Parteivorsitz übernimmt. Weitere 18 Prozent sprechen sich für die ehemalige Premierministerin und aktuelle Europaabgeordnete Beata Szydło aus.

Geht es nach dem Politikwissenschaftler Doktor Łukasz Gajewski würden die Ergebnisse von einer Polarisierung im Rahmen der Wählerschaft der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) zeugen. Zwar hätten die meisten Befragten für den amtierenden Regierungschef gestimmt, doch auch andere Politiker des konservativen Flügels hätten relativ gute Ergebnisse erzielt. Es zeige, so Gajewski weiter, dass sich die Wählerschaft im Grunde genommen die Partei ohne ihren Vorsitzenden Jarosław Kaczyński einfach nicht vorstellen könne. Recht und Gerechtigkeit bedeute Kaczyński und Kaczyński bedeute Recht und Gerechtigkeit, sagt der Experte im Blatt Super Express.

Jakub Kukla