Deutsche Redaktion

Krise schafft neue Entwicklungschancen

13.05.2020 11:06
Auch wenn Mittel- und Osteuropa in diesem Jahr eine Rezession bevorsteht - die Staaten der Region können sich als Benefiziaten der Krise erweisen, prognostiziert die EBWE. Außerdem fragt die Presse auch "Wo ist die Opposition?" und kommentiert den neuen Ansteckungsrekord in Schlesien.
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Zdjęcie ilustracyjne.Pixabay

Rzeczpospolita: Die Krise schafft neue Entwicklungschancen

Geht es nach der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung EBWE, wird die polnische Wirtschaft in diesem Jahr um 3,5 Prozent schrumpfen, lesen wir in der konservativen Rzeczpospolita. Auch wenn diese Prognosen vor dem Hintergrund der letzten Jahre, als Polen sich in einem Tempo von 4 Prozent jährlich entwickelt habe, als Katastrophe erscheinen können, so das Blatt, würde in der Region nur noch Ungarn auf eine vergleichbar sanfte Rezession zählen können. In anderen Staaten Ost- und Südeuropas, in denen die EBWE aktiv sei, werde der Fall des Bruttoinlandsprodukts voraussichtlich 4 bis 7 Prozent betragen. In der schwierigsten Situation seien dabei die baltischen Staaten. Gleichzeitig würde die EBWE auch darauf hinweisen, dass die durch Covid-19 hervorgerufene Krise für die Staaten der Region in längerer Perspektive neue Entwicklungschancen schaffen werde. “Die Krise kann zu einem Umbau der globalen Lieferketten führen, um ihre Resilienz und Diversifizierung zu vergrößern”, schreiben die Wirtschaftsexperten der Londoner Institution und machen darauf aufmerksam, dass die Staaten Mittel- und Osteuropas sich als Benefiziaten dieser Änderungen erweisen können, lesen wir in der Rzeczpospolita.

 

Rzeczpospolita: Wo ist die Opposition? 

Der Mensch, so die Volksweisheit, lerne aus Fehlern. Wenn er jedoch die polnische Politik beobachte, dann sehe er, dass dies offenbar leider nur wenige betrifft, schreibt ebenfalls in der Rzeczpospolita der Publizist und Oxford-Professor Jan Zielonka. Aus seinen Fehlern, so der Autor, lerne etwa PiS-Chef Jarosław Kaczyński, der sich entschieden habe, den von Koalitionspartner Jarosław Gowin servierten Frosch zu schlucken und die Präsidentschaftswahlen zu verschieben, statt die Regierungskoalition zu zerschlagen und vorgezogene Wahlen zu riskieren. Die letztere Strategie sei für ihn 2007 schlecht ausgegangen. 

Aus ihren Fehlern lerne dafür aber leider nicht die Opposition, die seit fünf Jahren obsessiv über die PiS spreche, statt über sich und das eigene Programm zu reden. Sogar der nicht zeitungslesende Bürger, so der Autor, wisse, dass die PiS das Gerichtswesen, die öffentlichen Medien und das Bildungswesen zerstört hat. Und nicht besonders gut mit der Epidemie umgeht. Wenn derselbe Wähler jedoch von morgens bis abends die liberalen Medien verfolgen würde, dann wäre er nicht in der Lage zu entscheiden, wer von der Opposition besser als die PiS regieren würde. Die Opposition diskutiere nicht darüber, wie man den Staat stärken, die Pandemie bekämpfen und eine gerechte Gesellschaft bauen könne. Stattdessen spreche sie vor allem darüber, wie schlecht es unter der Regierung PiS sei. Die Menschen würden in diesen Zeiten aber konkrete Rezepte und Hoffnung brauchen und nicht ständiges herumjammern, so Jan Zielonka in seinem Kommentar für die Rzeczpospolita. 

 

Gazeta Wyborcza: Das Virus greift Schlesien an

 Die Zeitungen kommentieren auch den Anstieg der offiziellen Coronavirus-Fälle in dieser Woche. Gestern waren 595 neue Ansteckungen diagnostiziert worden, 28 Kranke sind gestorben. Ein Rekord, wie die linksliberale Gazeta Wyborcza betont. Und die meisten, 492 Fälle, seien in Schlesien diagnostiziert worden. Während die Ansteckungskurve in den anderen Woiwodschaften Ende April deutlich abgeflacht sei, so das Blatt, sei die Zahl der Infizierten in Schlesien deutlich nach oben geschossen. Jeder vierte Infizierte komme derzeit aus dieser Region. Das sei das Ergebnis von Infektionen unter den Kumpeln, aber auch der höheren Zahl von durchgeführten Tests in der Region. In fünf Gruben sei der Betrieb auf Eis gelegt worden. 

Autor: Adam de Nisau