Deutsche Redaktion

Der wichtigste Sieg für Polen und Europa

14.08.2020 09:42
Die heutige Presse bezieht sich auf den 100. Jahrestag der Schlacht bei Warschau.
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RZECZPOSPOLITA: Der wichtigste Sieg für Polen und Europa

Die heutige Presse bezieht sich auf den 100. Jahrestag der Schlacht bei Warschau. Und so fragt der Chefredakteur der Tageszeitung Rzeczpospolita, wie Polen heute aussehen würde, hätte es unseren Vorfahren nicht gelungen die Sowjets bei Warschau zu stoppen. Wahrscheinlich sei das der wichtigste Sieg in der polnischen Geschichte gewesen, meint Bogusław Chrabota. Es wäre schwierig sich das heutige Polen so vorzustellen, wie man es jetzt kenne, hätten damals bei Warschau die sowjetischen Soldaten den Kampf gewonnen. Das damals immer noch schwache Polen, ein Staat, der soeben seine Unabhängigkeit wiedergewonnen habe, wäre höchstwahrscheinlich zu einer weiteren sowjetischen Republik geworden. Schaue man auf die Geschichte von Belarus oder der Ukraine, könne man sich mehr oder weniger vorstellen, wie sich die polnische Zukunft in einem solchen Fall hätte entwickeln können. Wahrscheinlich wäre es den Polen nicht gelungen, die eigene Identität zu bewahren. Daher wolle er sich bei den tapferen Polen bedanken – bei Menschen, die übrigens nicht nur Polen, sondern das gesamte Europa von einer mörderischen Welle des Kommunismus bewahrt hätten, schreibt Chrabota.

Der Sieg bei Warschau habe gezeigt, dass ein vereintes Volk eine große Kraft habe,  dass der Patriotismus kein leeres Wort sei. Ohne dieses Beispiel hätte es in den 80er Jahren die Solidarność nicht gegeben, meint der Publizist. Nun sei es an der Zeit, aus dem Sieg Schlüsse zu ziehen. Dies sei wohl die wichtigste Aufgabe für die kommenden 100 Jahre.

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Wissenslücke füllen

In einem Gespräch mit dem Blatt Dziennik/Gazeta Prawna erzählt Jan Kowalski, Chef der Stiftung Niepodległa, wie er für die Erinnerung an die Schlacht bei Warschau auch im Ausland werben möchte. Im Internet sei bereits eine moderne Seite zugänglich, die an die Schlacht bei Warschau erinnere, sie aber zugleich in einem breiteren geschichtspolitischen Kontext stelle, meint Kowalski. Die Seite sei in mehreren Sprachversionen zugänglich. Man erhoffe sich dadurch auch Interessierte in Westeuropa zu erreichen. Die meisten Menschen im westlichen Teil des Kontinents seien sich der Bedeutung der Ereignisse von vor 100 Jahren nicht bewusst, meint Kowalski.

Es sei keine leichte Aufgabe, der Welt über die neue Geschichte Polens zu erzählen. Die Polen hätten die Möglichkeit, frei und redlich über die eigene Vergangenheit zu sprechen, erst nach der Wenden 1989 bekommen. Dies verursache, dass selbst das polnische kollektive Gedächtnis einige Wissenslücken aufweisen würde. Die junge Generation könne mit dem Begriff „Das Wunder an der Weichsel” oft nichts anfangen.

Eine weitere Herausforderung sei auch die Kommunikation mit dem größten östlichen Nachbar Polens. Die Internetseite sei daher auch in der russischsprachigen Version vorbereitet worden. Er hoffe, dass die Informationen auch durchschnittliche russische Bürger erreichen würden. Denn jahrzehntelang seien sie mit einer gefälschten Version der Geschichte konfrontiert worden, so Jan Kowalski im Blatt Dziennik/Gazeta Prawna.


SUPER EXPRESS: Stille Heldinnen

Die Tageszeitung Super Express kommentiert auch die aktuelle Lage in Belarus. Auch wenn es so aussehe, als ob Aleksander Lukaschanka die Situation doch unter Kontrolle hätte, der Widerstand der Bürger gegen seine Macht sei weiterhin vorhanden. Zwar würden die Sicherheitskräfte Massendemonstrationen nicht zulassen, aber die Belarussen würden immer neuen Protestformen einsetzten. Eine wichtige Rolle würden dabei die Frauen spielen, meint der Publizist. Als Geste der Solidarität mit den Opfern würden weißgekleidete Frauen mit Blumen in der Hand Menschenketten bilden. Es habe in Minsk begonnen, danach seien aber ähnliche Ketten auch in anderen Ortschaften entstanden. Die Miliz sei ratlos – die Funktionäre wollten friedlich protestierende Frauen nicht schlagen. In einer patriarchalischen Gesellschaft spiele der Protest von Frauen eine ganz besondere, symbolische Rolle. Die Frauen seien es doch, die der nicht effizienten Gesellschaft das Funktionieren ermöglichen. Momentan seien sie zu den stillen Heldinnen von Belarus geworden, so Super Express über die Protestwelle in Polens östlichem Nachbarland.

 

Jakub Kukla