Deutsche Redaktion

Lange Liste von Problemen

12.11.2020 11:56
Abtreibung, Kampf mit der Corona-Pandemie und das Tierschutzgesetz: diese Themen würden in den kommenden Tagen Politikern der Regierungspartei PiS Probleme bereiten, schreibt in seinem Kommentar für die Tageszeitung Rzeczpospolita der Publizist Michał Kolanko.
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RZECZPOSPOLITA: Lange Liste von Problemen

Abtreibung, Kampf mit der Corona-Pandemie und das Tierschutzgesetz: diese Themen würden in den kommenden Tagen Politikern der Regierungspartei PiS Probleme bereiten, schreibt in seinem Kommentar für die Tageszeitung Rzeczpospolita der Publizist Michał Kolanko. Immer weniger Zeit bleibe den Regierenden bis zu der nächsten Sitzung des Parlaments übrig. Die Spannung in den Regierungsreihen sei immer noch groß. Für die Nervosität sorge unter anderem die Drohung des ehemaligen Landwirtschaftsministers, der vor wenigen Tagen angekündigt habe, er wolle mit mehreren Abgeordneten die PiS-Partei verlassen. So wolle der Politiker gegen das kontroverse Tierschutzgesetz protestieren, das seiner Ansicht nach gegen die Interessen der Landwirte verstoße.

Nach internen Angaben glaube die Parteiführung zwar an die Wirksamkeit der Rebellion nicht, dennoch wolle die Regierung die Arbeit an einem weniger kontroversen Projekt des Tierschutzgesetzes in die Wege leiten.

Für Kontroversen sorge aber auch die geplante Verschärfung des Abtreibungsgesetzes. Im Spiel bleibe ein Projekt des Präsidenten, der die Spannungen der letzten Tage beruhigen sollte. Welche Stellung die Partei aber zu dem Vorschlag einnehmen werde, sei bislang unklar. Konfliktstoff liefere auch die aktuelle Lage in Bezug auf die Pandemie. Seit mehreren Tagen überlegen die Polen, ob ein Lockdown eingeführt werde oder nicht. Geht es nach dem Blatt möchte die Regierung eine Wiederholung vom März vermeiden, doch die Entscheidung werde erst kommende Woche falle.

Darüber hinaus müsse die Partei Recht und Gerechtigkeit Stellung zu dem gestrigen Unabhängigkeitsmarsch einnehmen. Trotz eines Verbots seien Tausende Menschen beim Umzug durch Warschau gezogen. Es kam zu Randalen und Verhaftungen. Eine Wohnung in einem Haus an der Marschroute sei in Flammen aufgegangen. Die Polizei sei mit einem Großaufgebot im Einsatz gewesen, erinnert Rzeczpospolita.

SUPER EXPRESS: Päpstlicher Privatsekretär im Kreuzfeuer der Kritik

Der ehemalige Privatsekretär von Johannes Paul dem II. ergreift das Wort, nachdem diese Woche eine Reportage über ihn im polnischen Fernsehen ausgestrahlt worden war, lesen wir in der Tageszeitung Super Express. Journalisten des privaten Senders TVN 24 würden dem Geistlichen die Vertuschung von Missbrauch in der katholischen Kirche und sogar Bestechlichkeit vorwerfen. Dziwisz war der langjährige Privatsekretär von Papst Johannes Paul II. und nicht zuletzt deswegen gilt er in Polen als lebende Legende. Inzwischen rücke aber sogar das polnische Episkopat von dem 81-Jährigen ab.

In der Reportage wollte sich der Kardinal zu den Vorwürfen nicht äußern. Nun aber habe er eine Stellungnahme veröffentlicht: Er habe nie und niemals Geld dafür genommen, sich an einem Gottesdienst zu beteiligen. Er habe nie und niemals Geld genommen, um dafür unsittliches Verhalten zu vertuschen, heißt es in dem Schreiben.

Den Film bezeichnet der kirchliche Würdenträger als eine Verleumdungskampagne, die seinen langjährigen Dienst für den heiligen Papst einfach diskreditieren solle, lesen wir in Super Express.

RZECZPOSPOLITA: Wird eine Kommission entstehen?

Nur eine unabhängige päpstliche Kommission könnte die Frage beantworten, ob der polnische Kardinal Stanisław Dziwisz Fälle von Pädophilie zu verheimlichen versuchte, sagt Priester Tadeusz Isakowicz-Zaleski im Gespräch mit der Tageszeitung Rzeczpospolita. Der Name des polnischen Geistlichen tauche auch in dem neusten McCarrick-Bericht auf. Verwunderlich sei, dass ein Amerikaner, der sich um eine Beförderung bemühte, sich nicht an den Papst selbst, sondern an seien Sekretär wandte, sagt Isakowicz-Zaleski. Man könne nicht beurteilen, was konkret die Entscheidung des Papstes letztendlich beeinflusst habe, doch dieser informelle Weg lasse auch an anderen Nominierungen Zweifel hegen, lesen wir.

Am Dienstag hatte der Vatikan einen rund 450-seitigen Bericht der Kurienleitung über den Aufstieg des heute 90-jährigen McCarrick vorgelegt, der zu den einflussreichsten US-amerikanischen Geistlichen in der katholischen Kirche gehörte. Nach Vorwürfen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen wurde McCarrick 2018 aus dem Kardinalsstand und 2019 aus dem Klerikerstand entlassen.

In dem Bericht wird ein systemisches Versagen der Kirchenhierarchie deutlich, seit den 90er-Jahren kursierende Hinweise auf moralisches Fehlverhalten des damaligen Bischofs ernstzunehmen; dazu gehörte auch ein Missbrauch seiner Machtposition für die sexuelle Ausbeutung erwachsener Priesteramtskandidaten und Geistlicher.


Jakub Kukla