Deutsche Redaktion

Belarusissche Informatiker fliehen nach Polen

05.03.2021 15:31
Im vergangenen Jahr hat die Branche über sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes von Belarus generiert. Aus der Perspektive von Lukaschenko haben die Informatiker aber eine Todessünde begangen, indem sie den Protestierenden mit ihrem Talent Hilfe leisteten und unter anderem ein unabhängiges System zur Stimmenauszählung aufgebaut haben. 
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TYGODNIK POWSZECHNY: Die IT-Branche flieht aus Belarus 

Die neusten Statistiken in Bezug auf die IT-Branche in Belarus seien schockierend, stell in seinem Kommentar die Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny fest. Seit August, also seit Ausbruch der Proteste im östlichen Nachbarland Polens, hätten 15 Prozent der Informatiker – mehrere Tausend Menschen – Belarus verlassen. Der Grund sei ein politischer: viele von ihnen hätten sich an den Protesten gegen den Präsidenten beteiligt. Die IT-Branche sei der größte Erfolg der belarussischen Wirtschaft, schreibt das Magazin weiter. Man habe es in nur wenigen Jahren von Null aufgebaut. Im vergangenen Jahr habe die Branche über 7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes generiert. Aus der Perspektive von Lukaschenko hätten die Informatiker aber eine Todessünde begangen, indem sie den Protestierenden mit ihrem Talent Hilfe leisteten und unter anderem ein unabhängiges System zur Stimmenauszählung aufgebaut hätten. Den jüngsten Studien sei darüber hinaus zu entnehmen, dass die Migrationswelle weiterhin andauern werde.

Als die ersten belarussischen Informatiker aus ihrer Heimat geflüchtet seien, hätten die Nachbarländer sich um die junge Arbeitskraft bemüht. Man habe für sie besonders attraktive Lebens und Arbeitsbedienungen vorbereitet. Auch Polen sei daran stark interessiert gewesen, die belarusisschen Informatiker zu übernehmen. Nach einem halben Jahr sehe man, dass sich das Programm Poland Businnes Harbour – Hilfe für Informatiker und Unternehmer aus Belarus – bewährt habe. Unter Vertretern der belarussischen IT-Branche, die ihr Land verlassen hätten, seien die meisten - 42 Prozent - nach Polen gekommen. 15 Prozent hätten sich für Litauen und 10 Prozent für die Ukraine entschieden, 7 Prozent seien nach Deutschland umgesiedelt.

Die Auswanderung von Informatikern sei Teil eines breiteren Problems. In Belarus würden seit Monaten Repressalien gegen die revoltierende Gesellschaft unternommen. Eine Folge der angespannten Situation sei eben die Emigration. Allein in Litauen hätten seit August fast 10 Tausend Belarussen einen Aufenthaltsantrag gestellt. Wie viele von ihnen zurückkehren würden sei unklar. Sicher sei aber, das die Ausreisen der aktivsten Bürger für das Regime von Vorteil seien, so Tygodnik Powszechny.

 

RZECZPOSPOLITA: Orban sucht neuen Platz

Nach jahrelangem Streit vollziehe Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban den Bruch mit der Europäischen Volkspartei im Europaparlament, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita. Orban habe die zwölf Abgeordneten seiner Regierungspartei Fidesz am Mittwoch aus der christdemokratischen Gruppe im Parlament abgezogen. Zuvor habe eine große Mehrheit der Fraktion für eine Änderung der Geschäftsordnung gestimmt, die die Suspendierung des Fidesz erlaubt hätte. Orban habe dies als Affront gesehen.

Nun suche Ungarn nach einem neuen Platz im Europäischen Parlament für seine Abgeordneten, schreibt das Blatt. Er habe schon mit den Polen gesprochen, er habe auch mit einem großen Freund von Ungarn, Matteo Salvini und anderen konservativen Parteien ein Gespräch gehabt, zitiert das Blatt den Ungarn. Geht es nach Orban habe er sich bei Treffen mit potenziellen politischen Partnern eindeutig für ein Europa der Vaterländer und kein europäisches Imperium eindeutig ausgesprochen. Denkbar wäre ein Wechsel der Fidesz-Abgeordneten zur rechtsnationalen EKR oder zur noch weiter rechts stehenden Gruppe ID.

DO RZECZY: Zensur im Internet

Über seine Probleme mit der Zensur im Internet erzählt John-Henry West im Gespräch mit der Wochenzeitschrift Do Rzeczy. Im Februar sei das Profil des von West geführten konservativen Portals Life Site News von YouTube entfernt worden. So sehe leider die neue Wirklichkeit aus, meint der Journalist. Im Englischen erfreue sich der Neologismus „deplatforming” einer immer größeren Popularität. Konservative, katholische Werte würden immer wieder von den größten Internetplattformen verdrängt. Es sei ein krasser Beispiel von Cancel Culture, einer Tendenz die Andersdenkende auszuschließen versucht. Momentan stünde sein Portal im Mittelpunkt, aber mit ähnlichen Problemen hätten doch zahlreiche andere Medien und Institutionen kämpfen müssen, die für traditionelle Werte stehen würden.

Als die linken Giganten den Versuch unternommen hätten, den amerikanischen Präsident Trump mundtot zu machen, habe er gewusst, dass eben eine neue Etappe beginnen würde. Sein Portal sei sei über 10 Jahren auf Youtube präsent gewesen. Seit zwei Jahren hätten sie sich auf den Kontakt mit ihren Lesern sehr stark konzentrieren. Noch vor kurzem habe es keine Probleme gegeben. Die Situation veränderte sich radikal mit der Machtübernahme von Joe Biden, sagt West. Die Revolution gewinne an Tempo und die Internetgiganten würden sich jetzt noch strafloser fühlen als bislang. Jetzt müssten sie den Schein nach außen hin nicht mehr wahren und können sich für die von ihnen forcierten Lösungen offen einsetzten und Andersdenkende aus öffentlichen Debatten ausschließen, sagt John-Henry West, Chefredakteur von Life Site News.


Jakub Kukla