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RMF24: Lukaschenka rächt sich an Polen in Belarus

02.04.2021 11:13
Der private Radiosender RMF24 hat ein Interview mit Aleksander Milinkewitsch veröffentlicht. Der belarussische Oppositionsaktivist spricht über die Repressionen gegen Polen.
Aleksander Milinkewitsch
Aleksander Milinkewitscheuroparl.europa.eu

Der private Radiosender RMF24 hat ein Interview mit Aleksander Milinkewitsch veröffentlicht. Der belarussische Oppositionsaktivist spricht über die Repressionen gegen Polen. Wie er feststellt, seien sie eine Rache für die Tatsache, dass Polen keinen Vertreter wählen wollen, der von Lukaschenkas Behörden zum Anführer der nationalen Minderheit bestimmt werde. Deshalb käme es zu Durchsuchungen und Verhaftungen in privaten Häusern, Büros und polnischen Schulen in Belarus. Seiner Meinung nach seien die gegenwärtigen Aktionen der Regierung in Minsk gegen die polnische Minderheit auch Rache für ihre Unterstützung demokratischer Bewegungen im Land.

Laut dem Aktivisten seien die Belarussen heute auch nicht mehr so sowjetisiert wie vor 30 Jahren. Sie sollen im Internet sitzen und Informationen kennen, die nicht nur aus staatlicher Propaganda stammen. Sie reisen ins Ausland und lernen ein ganz anderes Europa kennen, so Milinkewitsch. Dem Oppositionellen nach, sei die aktuelle Situation in Belarus auch mit dem Jahr 1981 in Polen vergleichbar. Minsk habe zwar kein Kriegsrecht eingeführt, aber die Repressionen seien so schwerwiegend, dass die Menschen vorsichtiger seien.

Auf die Frage, ob es real sei, die Präsidentschaftswahlen in diesem Jahr zu wiederholen, glaube er, dass sich Verhandlungen mit Alexander Lukaschenka als unmöglich erweisen könnten. Lukaschenka wolle sich nicht an den Gesprächstisch setzen. Seine Umgebung habe auch Angst vor solchen Gesprächen, weil sie in einem Land nach Lukaschenkas Herrschaft keinen Platz für sich selbst sehen würden, überzeugt der ehemalige belarussische Präsidentschaftskandidat.

Zum Abschluss des Gesprächs erklärt er, dass die Belarussen die Europäische Union nicht für ihren Mangel an Unterstützung verantwortlich machen. Sie würden verstehen, dass die Union keine wirksamen Instrumente habe, um Diktaturen zu Demokratien umzuwandeln. Problemhaft sei auch, so Milinkewitsch, dass die Union gespalten auftrete. Einige Länder wie Polen und Litauen seien sehr engagiert, aber es gebe auch Länder, die mit Lukaschenka und Putin Geschäfte machen und ihre Wirtschaftsbeziehungen nicht begrenzen wollen, so der ehemalige belarussische Präsidentschaftskandidat gegenüber dem privaten Radiosender RMF24.


RMF/ps