Deutsche Redaktion

"Unser Platz bei Biden"

27.05.2021 13:03
Für US-Präsident Joe Biden bedeutet “Europa” offenbar vor allem Deutschland, schreibt Jędrzej Bielecki in der Rzeczpospolita. Außerdem: Polnische Ordnung noch ohne Einfluss auf Umfragewerte. Und: Zahl der Cyberangriffe in Polen erheblich angestiegen. Die Einzelheiten in der Presseschau.
Joe Biden
Joe BidenPAP/EPA/TASOS KATOPODIS / POOL

Rzeczpospolita: Unser Platz bei Biden

Für US-Präsident Joe Biden bedeutet “Europa” offenbar vor allem Deutschland. Andere, darunter Polen, müssen in den Hintergrund rücken, schreibt in seinem Autorenkommentar für die konservativ-liberale Rzeczpospolita der Publizist Jędrzej Bielecki. Biden, so Bielecki, habe weder Zeit noch Kraft, sich mit Einzelheiten zu verzetteln. 

Wieso sich der US-Präsident entschieden habe, Deutschland und Russland bei der Fertigstellung der Nord Stream 2 Pipeline nicht in die Quere zu kommen? In Reaktion auf diese Frage des Polnischen Rundfunks, erinnert der Autor, habe der Präsident zwei Gründe genannt: Erstens sei das Projekt in der Schlussphase gewesen, als er das Amt übernommen habe und zweitens habe er die Beziehungen zwischen den USA und Europa nicht schädigen wollen. Diese Aussage, so der Autor, zeige das Zeit- und Raumgefühl des US-Präsidenten. Denn, so Bielecki, die Arbeiten an der Pipeline würden sich noch über Monate ziehen und sicherlich nicht vor den Bundestagswahlen im September abgeschlossen werden, nach denen die Grünen an die Macht kommen könnten, die Gegner der Nord Stream 2 Pipeline seien. Für Biden sei dies jedoch offenbar eine Ewigkeit. Er wolle so schnell wie möglich diesen und andere Punkte aus der Agenda streichen, um sich auf dem wichtigsten zu konzentrieren: dem Wiederaufbau der Wirtschaft und der Bändigung der Ambitionen Chinas. 

Indem Biden über den positiven Einfluss von Nord Stream 2 auf die “Beziehungen zu Europa” sprach, habe er zudem signalisiert, wer wirklich für ihn auf unserem Kontinent zähle. Schließlich würden Polen und die baltischen Staaten, die gegen die Pipeline protestieren, auch zur EU und der NATO gehören. Und doch müssten sie sich damit abfinden, dass sie für die aktuelle Administration in Washington auf den zweiten Plan gerückt sind. “Es ist nicht so, dass ich Deutschland etwas erlauben oder nicht erlauben kann”, so Biden in seiner Stellungnahme, die den Respekt für die Macht von Polens Nachbarn zeige. Biden wolle nur, dass die Beziehungen zu Russland “vorhersehbarer” werden. Er zähle auf Fortschritte bei der Abrüstung, dem Klimaschutz und dem iranischen Atomprogramm. Für mehr habe er weder Zeit, noch Kraft, so Jędrzej Bielecki in der Rzeczpospolita. 

 

Dziennik/Gazeta Prawna: Polnische Ordnung hat Popularität nicht erhöht

Die Vorstellung der Polnischen Ordnung hat die Popularität der Regierungspartei nicht erhöht, schreibt in der heutigen Ausgabe das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna unter Berufung auf eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts United Surveys. Die Umfrage, so das Blatt, zeige eine Stabilisierung der politischen Szene. So würden die Recht und Gerechtigkeit von Jarosław Kaczyński 33,7 Prozent der Wähler wählen wollen. Am 11. Mai seien es 33,5 Prozent gewesen. Auf Platz zwei würde sich mit 22,7 Prozent Polen 2050 von Szymon Hołownia befinden - mit knapp einem Prozent mehr also als vor zwei Wochen. Und auf Platz drei die Bürgerkoalition mit 13 Prozent Unterstützung und ebenfalls einem Zuwachs von etwa einem Prozent, so Dziennik/Gazeta Prawna. 


Rzeczpospolita: Gefährlicher Anstieg von Cyber-Kriminalität

Die Zahl der Cyberangriffe steigt gefährlich an, so die konservativ-liberale Rzeczpospolita. In den letzten paar Monaten seien polnische Unternehmen durchschnittlich 500 Mal pro Woche angegriffen worden. Und die Zahl der Attacken sei seit Jahresanfang um knapp 20 Prozent gestiegen. An der Weichsel würden Trojaner dominieren, die versuchen Bankkonten zu knacken. Ihre Zahl würde in Polen weit über dem globalen Durchschnitt liegen, alarmiert die Firma Check Point. Dynamisch würde auch die Zahl von Ransomware-Attacken steigen, bei denen Hacker versuchen, Lösegeld für die Rückgabe von Daten zu erpressen. Zu solchen Attacken würde es hierzulande einige zig Mal häufiger kommen als etwa in Tschechien. In den letzten Monaten seien 75 Prozent der schädlichen Dateien via e-mail verbreitet worden, raffiniertere Attacken würden selten vorkommen. Die Administratoren schätzen, dass polnische Unternehmen nach der Rückkehr aus der Fernarbeit eine weitere Welle von Cyberangriffen erwartet, so Rzeczpospolita. 

Autor: Adam de Nisau