Deutsche Redaktion

Inflation lauert im Kühlschrank

08.06.2021 12:33
Die Lebensmittelpreise schießen weltweit in die Höhe, berichtet heute auf ihrer Titelseite die konservativ-liberale Rzeczpospolita. Auch Polen ist von den Anstiegen betroffen. Außerdem: Ukraines Staatspräsident Selenskyj fragt, wie viele ukrainische Leben die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland kosten sollen? Und: Polnische Botschaft in Berlin fordert den Stopp einer Werbekampagne über polnische Pflegerinnen.
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zdjęcie ilustracyjneJamie Hamel-Smith/stocksnap/domena publiczna

Rzeczpospolita: Inflation lauert im Kühlschrank

 

Die Lebensmittelpreise schießen weltweit in die Höhe, berichtet heute auf ihrer Titelseite die konservativ-liberale Rzeczpospolita. Der von der UNO berechnete Index der globalen Lebensmittelpreise sei im Mai auf 127,1 Punkte gestiegen und sei damit um 5 Prozent höher, als im April und um knapp 40 Prozent höher als vor einem Jahr. Es sei der 12. Monat ununterbrochener Preisanstiege. Der Index befinde sich auf seinem höchsten Stand seit 2011 und nah am historischen Höchstwert, so das Blatt. Dies sei, wie Experten beobachten, besonders für Einwohner der ärmeren Regionen, vor allem Afrika,  schmerzhaft, da dort der Großteil der Einnahmen eben für Lebensmittel ausgegeben wird. Geht es nach dem Wirtschaftsexperten von Credite Agricole Bank Polska, Jakub Olipra, seien auf den polnischen Markt von dem FAO-Index vor allem die Preise von Getreide und Milchprodukten betroffen. Das wichtigste Element des Warenkorbs eines statistischen Polen, lesen wir weiter, sei Fleisch. Und auch hier seien Preissenkungen nicht in Sicht. Zudem kurbeln die Preisanstiege auch die Inflation an. 

 

Wenn sich der Trend verfestigt, dann werden künftig nicht nur Kriege, aber auch teure Unterhaltskosten die Migration aus ärmeren Ländern ankurbeln, schreibt in seinem Autorenkommentar zum Thema der Wirtschaftspublizist Krzysztof Adam Kowalczyk. Vor allem in Afrika, wo etwa in Nigeria Lebensmittel noch vor den Anstiegen zwei Drittel der Ausgaben von Konsumenten verschlungen hätten. All dies kündige weitere Spannungen und politische Probleme an, auch in der sowieso schon schwach mit der Migration zurechtkommenden EU. 

In Polen, so der Autor weiter, seien die Preise von Jahr zu Jahr um 1,7 Prozent gewachsen und seit 2015 um 20 Prozent. Dies sei der höchste Anstieg in der EU, wo der Durchschnitt für die letzten fünf Jahre bei 11 Prozent liege. Lebensmittel würden derzeit knapp 28 Prozent der Ausgaben von durchschnittlichen polnischen Konsumenten ausmachen. Vor fünf Jahren seien es noch 24 Prozent gewesen, was ebenfalls die wachsenden Kosten der täglichen Einkäufe wiederspiegele. 

Die Regierung, so Kowalczyk, wolle die Anstiege mit einer Steuerreform auf Kosten der Mittelschicht kompensieren. Doch ob das ausreiche, sei fraglich. Denn die teureren Lebensmittel müsse man hier und jetzt kaufen. Nicht im kommenden Jahr, wenn die Regierungspartei ihren Wählern ein Steuerparadies versprochen hat.

 

Gazeta Polska Codziennie: Zelenski zählt weiterhin auf einen Baustopp von Nord Stream 2

Die nationalkonservative Gazeta Polska Codziennie beruft sich in der heutigen Ausgabe auf ein aktuelles Interview des ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj für das amerikanische Portal Axios. In dem Gespräch, lesen wir, gehe es um die neueste Kurswende von US-Präsident Joe Biden in Bezug auf Nord Stream 2. Biden hatte die Sanktionen für eines der in den Bau engagierten Unternehmen zurückgenommen. 

“NS2 ist eine Waffe, eine echte Waffe in den Händen der russischen Föderation”, so Selenskyj. “Es ist schwer zu begreifen”, so der Politiker, “dass die Munition zu dieser Waffe von einem solch großartigen Staat, wie die USA geliefert werden kann”. Wie das Portal Axios beobachtet, habe Putin schon am Freitag erklärt, dass die Ukraine, falls sie denn weiter den Transit von russischem Gas wolle, “guten Willen” zeigen müsse. 

Geht es nach Selenskyj, habe Biden ihm zuvor direkte Signale gesendet, dass er den Bau der Pipeline blockieren will. Der Sprecher des Weißen Hauses habe dem Portal Axios zwar mitgeteilt, dass die Administration vor der Überreichung der Entscheidung über die Rücknahme der Sanktionen an den Kongress den ukrainischen Botschafter in Washington und hochrangige Politiker in Kiev informiert habe. Geht es jedoch nach Selenskyj, habe er über die Details aus der Pressekonferenz des Weißen Hauses erfahren. Er, so Selenskyj, sei von der Entscheidung Bidens enttäuscht. Er verstehe zwar das offizielle Motiv, die Beziehungen mit Deutschland zu verbessern. Doch der Preis sei zu hoch. “Wie viele ukrainische Leben sollen die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA kosten?”, fragt der Politiker. Er hoffe, dass es doch noch irgendwie gelingt, die Inbetriebnahme von NS2 zu verhindern. “Wenn nicht, dann wird das sehr bedauerlich sein, nicht nur für mich”, zitiert Gazeta Polska Codziennie Wolodymyr Selenskyj.

 

Rp.pl: Intervention der polnischen Botschaft zu “Oma´s neuer Polin”

Und noch eine Aktualisierung zu einem Thema von letzter Woche. Wie Rzeczpospolita auf ihrem Internetportal berichtet, hat die polnische Botschaft in Berlin die Beseitigung der Werbeplakate mit dem Werbeslogan “Oma´s neue Polin” gefordert. Geht es nach den Diplomaten, habe die Kampagne rassistische Merkmale. Werbeplakate mit dem Slogan waren unter anderem auf Stadtbussen in Oldenburg aufgetaucht. In einer ersten Stellungnahme erklärte die deutsche Agentur, dass die Formulierung nichts Kränkendes an sich habe und vollends die deutsche Wirklichkeit wiederspiegele. Daher seien keine Änderungen in der Kampagne geplant. In Reaktion auf die Stellungnahmen haben die Diplomaten ein Schreiben an den Direktor von Procura Care UG, Frank Schlüter verfasst. Die Botschaft warte nun auf die Antwort der Agentur, so Rzeczpospolita auf ihrer Internetseite. 

 

Autor: Adam de Nisau