Deutsche Redaktion

Wie geht es weiter mit der Ukraine?

22.07.2022 09:53
Was würde passieren, wenn die Ukrainer ihren Verteidigungskampf aufgeben würden?
Presseschau
PresseschauShutterstock.com

TYGODNIK POWSZECHNY: Wie geht es weiter mit der Ukraine? 

In der Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny überlegt der Publizist Wojciech Pięciak, was passieren würde, wenn die Ukrainer ihren Verteidigungskampf aufgeben würden. Momentan sehe es so aus, als ob die Front sich nicht mehr bewegen würde. Vielleicht hänge es damit zusammen, dass den Russen zeitlich einfach die Puste ausgegangen sei. Es wäre wohl zu optimistisch zu meinen, dass der russische Vormarsch dank der amerikanischen Himars aufgehalten wurde. Die Armee verfüge nur über acht Stück. Den ukrainischen Soldaten gelinge es jedoch, mithilfe des Artilleriesystems sehr schmerzliche Hiebe zu versetzen. 

Doch die acht Himars seien zu wenig, um den Lauf der Dinge zu verändern. Auch wenn in den kommenden Tagen weitere Lieferungen aus den USA die Ukraine erreichen würden. Gleichzeitig würden die westlichen Waffentransporte in den letzten Tagen an Tempo verlieren. Und das gerade in einem Moment, wo die ukrainischen Truppen dringend neue Lieferungen brauchen. In diesem Kontext sei von größter Bedeutung, dass Polen seinem Nachbarn weitere 230 Panzer überreichen werde. Ein Politologe habe es auf den Punkt gebracht, schreibt Pięciak abschließend in Tygodnik Powszechny: wenn Russland zu kämpfen aufhören werde, dann werde der Krieg vorbei sein. Wenn aber die Ukraine ihren Kampf aufgeben werde, dann werde es die Ukraine nicht mehr geben. 

SIECI: Der Winter wird viele Antworten bringen 

Trotz des Hochsommers könne man den Eindruck bekommen, dass sich das Land mitten in einem harten Wahlkampf befinde. Sowohl Politiker des Regierungslagers als auch Vertreter der Opposition reisen durch das Land, um sich mit potenziellen Wählern zu treffen. Seine Partei spiele um die eigenständige Mehrheit im Parlament, sagt in einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Sieci, Sejm-Vizemarschall Ryszard Terlecki. Hätten sich die derzeitigen Umfragewerte auch vor den Wahlen wiederholt, wäre das machbar, meint der Politiker. Die fehlenden Stimmen würde die Partei ganz sicherlich im Wahlkampf noch holen können. Sollte es nicht gelingen, würde sich Raum für Gespräche öffnen.

Der Weg zu einem Wahlsieg werde zweifelsohne sehr schwierig. Entscheidend werde der Winter sein, sagt Terlecki weiter. Dann werde sich herausstellen, ob es den Regierenden gelingen werde, die Inflation zu dämpfen und die Preise zu senken. Dies sei momentan die Hauptaufgabe der Regierung. Experten würden zwei Hauptszenarien sehen: die eine Gruppe gehe davon aus, dass man die Inflation schon in den kommenden Monaten werde bremsen können. Die andere Gruppe urteilt, dass es erst in einem bis zwei Jahren gelingen könne. Er sei in dieser Hinsicht eher optimistisch, meint der Politiker. In den Frühlingsmonaten könnte sich die Stimmung unter der Wählerschaft deutlich verbessern. Außerdem sehe man bereits, dass es seiner Partei bis zu der Pandemie und dem Ausbruch des Krieges sehr viel gelungen war. Auch jetzt, in der schwierigen Situation, würde die Regierung die Lage im Griff haben, urteilt Terlecki.

Über den wichtigsten politischen Widersacher sagt Terlecki, er würde sich wohl eine breite Einigung unter den Oppositionsgruppierungen wünschen. Denn in der eigenen Partei habe Donald Tusk (PO) viele Gegner. Die Gruppe um den Warschauer Stadtpräsidenten Rafał Trzaskowski warte nur auf einen Fehler des Parteichefs, um dann die Macht in der Partei zu übernehmen. Dies verursache, dass Tusk nervös werde. Aus diesem Grund würden auch seine Aussagen immer aggressiver, diese Haltung wiederum komme nur bei seinen Kernwählern an, meint Vizemarschall Ryszard Terlecki im Gespräch mit der Wochenzeitschrift Sieci

RZECZPOSPOLITA: Spuren grausamer Geschichte 

In der Gedenkstätte Majdanek würden heute ehemalige Häftlinge des Lagers an die Ereignisse von vor 78 Jahren erinnern. Am 22. Juli 1944 hätten deutsche Soldaten versucht, die Spuren des Lagers zu beseitigen.

Bevor die Soldaten der Roten Armee das Lager am 23. Juli 1944 erreicht hätten, sei eine große Zahl der Häftlinge in das Lager Auschwitz gebracht worden, andere nach Bergen-Belsen, Natzweiler, Groß-Rosen, Ravensbrück und Płaszów – manche streckenweise zu Fuß auf einem der sogenannten Todesmärsche. Wer nicht mitmachen konnte, wurde auf der Stelle erschossen.

Die Häftlinge sollten kein Zeugnis ablegen können über das, was sie in dem Lager erlebt hätten, erinnert das Blatt. Bis zum Schluss hätten die Deutschen versucht, die Spuren zu verwischen. Man hat die Gebäude zerstört, die Barracken auseinander genommen, die Leichen sowie Dokument habe man verbrannt. Feuer wurde auch unter das Krematrium gelegt, wo die Deutschen einen Tag zuvor eine Gruppe von mehreren Hundert Häftlingen erschossen hätten. Das Krematorium sei aber nicht gänzlich ausgebrannt, darüber hinaus sei es den Soldaten nicht gelungen, den Bunker unter dem Krematorium zu sprengen. Somit seien unstrittige Beweise eines bestialischen Verbrechens erhalten geblieben, erinnert das Blatt Rzeczpospolita.



Jakub Kukla