Deutsche Redaktion

"Der Libanon will keinen ukrainischen Mais"

09.08.2022 12:37
Das erste Schiff mit ukrainischem Getreide, das seit Kriegsbeginn Odessa verlassen habe, lesen wir, sollte eigentlich spätestens gestern in Tripolis eintreffen. So sei es jedoch nicht gekommen, berichtet Dziennik/Gazeta Prawna. Außerdem: Dürren gefährden Ernten in ganz Europa, in der Ostsee lagern bis zu 100 Tausend Tonnen mit Chemikalien gespickte "Andenken" aus dem Zweiten Weltkrieg. Und: Mehrheit der Polen befürwortet erneuerbare Energien. Die Einzelheiten in der Presseschau.
Das unter der Flagge von Sierra Leone fahrende Frachtschiff Razoni verliess den ukrainischen Hafen um 7:30 in Richtung Libanon.
Das unter der Flagge von Sierra Leone fahrende Frachtschiff "Razoni" verliess den ukrainischen Hafen um 7:30 in Richtung Libanon.PAP/EPA/Turkish Defence Ministry

Dziennik/Gazeta Prawna: Libanon will keinen ukrainischen Mais

Der Libanon will keinen ukrainischen Mais, titelt seinen heutigen Aufmacher das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna. Das erste Schiff mit ukrainischem Getreide, das seit Kriegsbeginn Odessa verlassen habe, lesen wir, sollte eigentlich spätestens gestern in Tripolis eintreffen. So sei es jedoch nicht gekommen, da - wie das Blatt erfahren habe - der Abnehmer die Annahme von 28 Tausend Tonnen Mais, die sich auf der “Razoni” befinden, abgelehnt habe. Wie das Blatt erfahren hat, können die Waren nun an einen anderen Staat weitergeleitet werden. Eine der wahrscheinlichsten Richtungen sei dabei das … mit Russland verbündete Syrien von Bashar al-Assad. Die Fahrt des Schiffes sollte eine Generalprobe der Prozeduren und Kommunikationsrouten vor einer breiteren Wiederaufnahme der Getreideexporte aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen sein, erinnert Dziennik/Gazeta Prawna.

Gazeta Wyborcza: Dürre gefährdet Ernten in Europa

Wegen der anhaltenden Dürre werde Italien das Reis für Risotto ausgehen, die Spanier würden um ihre Oliven-Plantagen bangen und Polen werde ein Land sein, in dem man keine Kartoffeln werde anbauen können, alarmiert in ihrem Aufmacher die linksliberale Gazeta Wyborcza. Wie das Blatt unter Berufung auf das Institut für Anbau, Düngen und Bodenkunde berichtet, würde in Polen derzeit in 12 von 16 Woiwodschaften Dürre herrschen. Es sei ein Trend, der seit 2011 ununterbrochen zu beobachten sei. Auch Südeuropa würde unter der Dürre leiden. So schätze das Landwirtschaftsdepartement der USA etwa, dass die globale Produktion von Olivenöl, zu dessen wichtigsten Produzenten Spanien gehört, in der Saison 2022/23 um bis zu 11 Prozent zurückgehen könnte. Auch der Bericht des Zwischenregierungspanels der UNO vom Februar würde Dürren und die Gefahr eines Einbruchs der Landwirtschaft als wichtigste Risiken für Europa hervorheben, lesen wir in der Gazeta Wyborcza. 

Gazeta Wyborcza: Tickende Bombe auf dem Meeresgrund

Tausende Minen, Fässer und mit Chemikalien gefüllte Bomben - auf dem Grund der Ostsee liege eine tickende Bombe, schreibt ebenfalls die Gazeta Wyborcza. Zwischen 40 und sogar 100 Tausend Tonnen von “Kriegsandenken” würden auf dem Meeresgrund liegen. Wenn diese Überreste vom zweiten Weltkrieg korrodieren, erwarte uns eine ökologische Katastrophe. Und die Kosten einer Bergung seien enorm. Daher würden polnische Wissenschaftler und Politiker, unter anderem auf dem EU-Forum, um eine Internationalisierung des Problems appellieren. Ein erster Effekt dieser Appelle sei eine Resolution vom April 2021, in der das Europäische Parlament die Mitgliedsstaaten zu einer gemeinsamen Lösung des Problems aufgerufen habe, so die Zeitung. 

Rzeczpospolita: Große Mehrheit für mehr erneuerbare Energie

Vor dem Hintergrund der Energiekrise, sprechen sich knapp 80 Prozent der befragten Polen für mehr Investitionen in erneuerbare Energiequellen aus, berichtet die konservativ-liberale Rzeczpospolita unter Berufung auf eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IBRiS. Eine Intensivierung des Kohleabbaus, lesen wir, habe derzeit indes um die Hälfte weniger Befürworter (44,6 Prozent). Für einen Verzicht auf das Embargo für russische Kohle würden sich 12,6 Prozent der Befragten aussprechen. “Die Unterstützung für erneuerbare Energien ist unabhängig von politischen Präferenzen. Die Polen blicken realistischer auf die Energie-Problematik als unsere Regierung”, kommentiert die Ergebnisse Marek Jóźwiak  von Greenpeace Polska im Gespräch mit der Rzeczpospolita. 

Autor: Adam de Nisau