Deutsche Redaktion

"Internationaler Schritt in Bezug auf Reparationen"

04.10.2022 10:21
Auf der Titelseite der heutigen Gazeta Polska Codziennie ist ein Foto der während des Zweiten Weltkriegs zerstörten polnischen Hauptstadt zu sehen. Laut der Rzeczpospolita indes sei dies kein guter Zeitpunkt für einen Krieg gegen Berlin. Und: Polen bringt sich für Hilfe beim Wiederaufbau der Ukraine in Stellung. Mehr zu unter anderem diesen Themen heute im Infoteil. 
Ruiny Warszawy po II wojnie światowej. Nz ruiny Dworca Głównego. Straty wojenne poniesione przez Polskę oszacowano na kwotę przekraczającą 6,220 mld zł
Ruiny Warszawy po II wojnie światowej. N/z ruiny Dworca Głównego. Straty wojenne poniesione przez Polskę oszacowano na kwotę przekraczającą 6,220 mld złŻdżarski Wacław / Narodowe Archiwum Cyfrowe

Gazeta Polska Codziennie: Internationaler Schritt in Bezug auf Reparationen

Die nationalkonservative, regierungsnahe Gazeta Polska Codziennie macht die heutige Ausgabe mit Polens diplomatischer Note an Deutschland zum Thema Reparationen auf. Auf der Titelseite ist ein Foto der während des Zweiten Weltkriegs zerstörten polnischen Hauptstadt zu sehen. Polen, lesen wir im Leitartikel, fordere Entschädigungen für materielle und immaterielle Verluste des polnischen Staates und die Rückerstattung von Schäden für die Opfer der Besatzung sowie ihre Familien. Zudem fordere Polen auch die vollständige Regulierung des Status der Polen in Deutschland und die vollständige Rehabilitierung von während des Kriegs ermordeten Aktivisten der polnischen Minderheit. Schließlich fordere die Regierung Polens von Berlin die effektive Vermittlung des wahren Bilds des Kriegs und der Schäden, die Polen und polnischen Bürgern zugefügt worden seien an die deutsche Gesellschaft. 

“Die Deutschen werden sich mit allen möglichen Methoden wehren, um uns nicht zu zahlen, denn sie haben uns riesige Schäden zugefügt und entsprechend geht es auch um riesige Mittel. Aber wir haben dieses Geld steht uns zu”, zitiert die Zeitung aus einem Interview mit Staatspräsident Andrzej Duda. Wir, so Duda, haben das Recht, diese Entschädigungen mit allen Mitteln zu verfolgen und wir sollten dies auch tun.

Rzeczpospolita: Kein guter Zeitpunkt für Krieg mit Berlin

Es sei jetzt nicht die Zeit für einen Krieg mit Berlin, schreibt indes im Aufmacher der konservativ-liberalen Rzeczpospolita der Publizist Michał Szułdrzyński. Wir, so der Autor, würden uns in einer Zeit großer Unsicherheit befinden. In immer mehr europäischen Metropolen würden Forderungen nach Änderungen in der EU lauter. Andere Vorschläge würden die Franzosen präsentieren, andere die Deutschen. Über all diese Fragen müsse Polen mit Deutschland diskutieren. Schon alleine wegen unserer Nachbarschaft seien beide Staaten auf den Dialog miteinander angewiesen. Und natürlich müsse man sich nicht in allen Themen einig sein. Schließlich würden alle Parteien in Polen einhellig die bisherige Ostpolitik Deutschlands mit ihrer Abhängigkeit von billiger russischer Energie kritisieren. Aber sei unter diesen Umständen die Zuspitzung des Streits um Reparationen die sinnvollste Lösung, fragt der Autor. Besonders, da die letzten Auftritte von PiS-Chef Kaczyński den Eindruck erwecken würden, dass die Note Teil einer breitangelegten politischen Kampagne ist. Kaczyński zufolge, so Szułdrzyński, würde hinter allen gegenüber der aktuellen polnischen Regierung kritischen Handlungen Deutschland stehen. Wenn also etwa Brüssel Polen kritisiere, dann sei es laut dem PiS-Chef de facto Deutschland. Und nun würden die Politiker seiner Partei ein weiteres Argument erhalten: Man, so werde die These lauten, wolle Polen die Mittel aus dem Wiederaufbaufonds aus Rache für die Reparationsforderung nicht auszahlen. Gleichzeitig, so der Publizist, bedeute all dies natürlich auch nicht, dass wir die durch Deutschland zugefügten Leiden vergessen sollten. Die Angelegenheit sei, wie Meinungsumfragen zeigen, sowohl laut der Mehrheit der Polen, als auch den Politikern nicht abgeschlossen. Den parlamentarischen Beschluss zu den Reparationen hätten alle Parteien unterzeichnet. Dagegen seien nur vier Abgeordnete gewesen. Und doch sollten wir uns die Frage stellen, ob die Rückkehr zur Vergangenheit gerade heute nicht unserer Zukunft schade, so Michał Szułdrzyński in der Rzeczpospolita.  


Dziennik/Gazeta Prawna: Deokkupation und Wiederaufbau mit Beteiligung Polens

Parallel zu den ukrainischen Rückeroberungen ist ein Bericht zu den Herausforderungen beim Wiederaufbau des Landes und der potentiellen Beteiligung Polens an diesem Prozess entstanden, berichtet in der aktuellen Ausgabe das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna. Aus den Analysen der Wirtschaftsexperten der Bank Pekao SA, lesen wir, gehe hervor, dass Polens Bruttoinlandsprodukt infolge eines Engagements in den Wiederaufbau sogar um 3,8 Prozent wachsen könnte. Allein die direkten Gewinne würden auf 32,5 Milliarden Złoty geschätzt. “Der Bericht ist auch eine Art Angebot des polnischen Business, das auch die Möglichkeiten der Staatsunternehmen und deren Know-How beinhaltet, das beim Wiederaufbau hilfreich sein kann”, sagt im Gespräch mit dem Blatt Vizepremier Jacek Sasin. Der Bericht ist gestern der Vize-Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin der Ukraine Julia Swyrydenko überreicht worden, berichtet Dziennik/Gazeta Prawna.

Autor: Adam de Nisau