Deutsche Redaktion

EU will gemeinsam Gas kaufen

19.10.2022 11:51
Die Europäische Union wehre sich gegen den Preisdruck auf dem Gasmarkt, informiert in der heutigen Ausgabe die Tageszeitung Rzeczpospolita. Das Ziel sei klar: diese und die kommenden Wintersaisons ohne Rohstofflieferungen aus Russland zu überdauern. 
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RZECZPOSPOLITA: EU will gemeinsam Gas kaufen

Die Europäische Union wehre sich gegen den Preisdruck auf dem Gasmarkt, informiert in der heutigen Ausgabe die Tageszeitung Rzeczpospolita. Das Ziel sei klar: diese und die kommenden Wintersaisons ohne Rohstofflieferungen aus Russland zu überdauern. Gasimporteure in EU-Staaten sollen künftig einen Teil ihrer Bestellungen bündeln müssen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf habe die EU-Kommission gestern in Straßburg vorgelegt. Das soll den Mitgliedstaaten eine bessere Verhandlungsposition verschaffen. In diesem Jahr hätten sich europäische Firmen gegenseitig überboten und so die Preise hochgetrieben, erklärte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Doch wenn die leeren Gasspeicher im kommenden Frühjahr wieder gefüllt werden müssen, würde die EU ihre Kräfte bündeln, so die Ankündigung. Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermans ergänzte, die nächsten Winter würden hart werden, aber das Paket solle dabei helfen, europäische Familien warm und die Industrie am Laufen zu halten.

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte wolle die Europäischen Union gemeinsam Gas kaufen. Momentan würden 70 Prozent der europäischen Einkäufe zwar von Langzeitverträgen geregelt. Von den restlichen 30 Prozent solle aber nun die Hälfte gemeinsamen Regelungen unterliegen. Dies sei gar nicht so wenig, urteilt das Blatt. Dieser Schritt sei möglich, weil der Widerspruch gegen gemeinsame Einkäufe nachgelassen habe. Die verbissensten Kritiker dieser Idee, Deutschland und die Niederlande, würden inzwischen nicht mehr „Nein” sagen. Die Idee einer gemeinsamen Gasbestellung habe zum ersten Mal der Europaparlamentarier und ehemaliger polnischer Regierungschef Jerzy Buzek bereits im Jahr 2010 vorgestellt. Er habe sich auch für einen gemeinsamen Energiemarkt eingesetzt. Seine Vorschläge habe man damals aber ignoriert. Den EU-Staaten sei es in erster Linie darum gegangen, die Energiepolitik ohne Absprache mit anderen Ländern zu gestalten.

Seine Idee habe man in diesem Frühling wiederbelebt. Als der russische Angriffskrieg im vollen Gange gewesen war und die EU-Kommission den Entschluss gefasst habe, die Gasdepots bis Ende Oktober zu füllen, habe man erneut die gemeinsamen Einkäufe als eine gute Alternative erwähnt. Die Kommission habe bereits im April eine Einkaufsplattform gegründet, aber da sei es nicht vorangegangen. Die Mitgliedsländer hätten sich darüber nicht einigen können, und folglich mit ihrer egoistischen Politik die Gaspreise in die Höhe getrieben. In der kommenden Saison solle die gemeinsame Gasbestellung die Preise senken. Die Behörde mache die Beteiligung jetzt verpflichtend. Jedes Mitgliedsland soll ein Nachfragevolumen über die Plattform laufen lassen, das mindestens 15 Prozent seines Gasspeicherbedarfs entspricht, lesen wir in der Tageszeitung Rzeczpospolita. 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Verhängnisvoller Wettlauf 

Der Wirtschaftsexperte Ryszard Bugaj sei über einen kuriosen Wettlauf zwischen der Regierung und den Oppositionsparteien besorgt, schreibt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna in der heutigen Ausgabe. Mit Blick auf den bevorstehenden Wahlkampf sehe Bugaj, dass sich die Regierung und die Opposition mit immer mehr unrealistischeren Versprechen zu überbieten versuchen würden. Nach dem Experten sei das ein sehr gefährlicher Mechanismus, der künftig es erschweren werde, die Folgen der Inflation zu bekämpfen. Beide Seiten des politischen Diskurses würden einfach die Realität übersehen, obwohl alle lauthals versichern würden, dass sie die Wirklichkeit im Blick behalten.

Es sei nicht nur die Nationalbank, die in den letzten Monaten wichtige Fehler begangen habe. Der politische Wettlauf könnte die polnische Wirtschaft in eine noch schwierigere Lage drängen, meint der Experte. Ein sehr beunruhigendes Signal sei darüber hinaus die Tatsache, dass die Zahl der Schnellkredite in den letzten Monaten rapide in die Höhe geschossen sei. In nur einem Jahr sei die Zahl der geliehenen Geldsummen um ein Drittel im Vergleich mit dem Vorjahr gestiegen. Einen solch schnelle Zuwachs an Schnellkrediten habe es seit über 5 Jahren nicht mehr gegeben. Es sei ein Hinweis darauf, dass sich die finanzielle Lage der Polen verschlechtere und man sollte diese beunruhigende Tendenz nicht übersehen, warnt im Blatt Dziennik/Gazeta Prawna der Wirtschaftsexperte, Prof. Ryszard Bugaj. 

GAZETA POLSKA CODZIENNIE:  Flugverkehr erholt sich nach der Pandemie 

Der Flugverkehr in Polen erhole sich nach den schwierigen Covid-Jahren deutlich schneller, als viele Experten vorgesehen hätten, lesen wir in der Tageszeitung Gazeta Polska Codziennie. Die Polen würden sich immer öfter für eine Reise mit dem Flugzeug entscheiden. Darüber hinaus würde den Passagieren schon im Frühling des kommenden Jahres ein neuer Flughafen im zentralpolnischen Radom, ca. 100 Kilometer südlich von Warschau entfernt, zur Verfügung stehen. Laut einem Bericht der Internationalen Luftverkehrs-Vereinigung werde der Flugverkehr in Polen den Stand von vor der Pandemie schon im Winter 2024 erreichen. Dies sei eine sichtliche Veränderung im Vergleich mit den bisherigen Studien, die eine Verbesserung der Lage erst für das Jahr 2029 vorhergesehen hätten. Gäbe es den russischen Angriffskrieg nicht, hätte Polen den Stand von 2019 wahrscheinlich schon in diesem Jahr erreicht, lesen wir in der Tageszeitung Gazeta Polska Codziennie.


Jakub Kukla