Deutsche Redaktion

"Deutschland hat seine Importe aus Russland um ein Drittel erhöht"

03.11.2022 13:30
Der Handelsumsatz zwischen Deutschland und Russland ist seit Kriegsbeginn offenbar trotz Sanktionen gestiegen. Israel weigert sich weiterhin, sich in Bezug auf den russischen Angriffskrieg klar auf die Seite der Ukraine zu stellen. Und: Polen fürchtet neue Migrationswelle aus Kaliningrad. Um diese Themen geht es in der heutigen Presseschau.
Na rynkach utrzymuje się wysoka zmienność cen surowców.
Na rynkach utrzymuje się wysoka zmienność cen surowców.shutterstock/Westlight

Do Rzeczy: Deutschland hat seine Importe aus Russland um ein Drittel erhöht

Anfangs schien es, als würde der Wirtschaftskrieg die Handelsbeziehungen Russlands mit einer großen Zahl von Ländern nahezu zerstören. Den Daten der New York Times zufolge, seien die tatsächlichen Veränderungen im Handel zwischen Russland und der Welt nach Februar 2022 aber bei weitem nicht so eindeutig, wie man hätte erwarten können, schreibt das nationalkonservative Wochenblatt Do Rzeczy auf seiner Internetseite.

Der gesamte Handelsumsatz Russlands mit einigen Ländern, lesen wir, sei nicht nur nicht zurückgegangen, sondern habe sogar zugenommen. Und die steigenden Rohstoffpreise seien hierbei bei Weitem nicht der einzige Grund.

Nach Berichten der New York Times umfasse die Liste der Länder, mit denen Russland den besten Handel betreibe, nicht nur Indien, die Türkei oder China. Unter den fünf wichtigsten Handelspartnern Russlands sei nach wie vor die größte europäische Volkswirtschaft, Deutschland. Seit Anfang des Jahres seien die deutschen Einkäufe in Russland, laut der New York Times, trotz der Sanktionen um 30 Prozent gestiegen. Auch Belgien, Spanien und die Niederlande würden vom Handel mit dem Kreml profitieren. Medien zufolge könnte der Gesamtwert der russischen Exporte seit der  Invasion in die Ukraine am 24. Februar sogar gestiegen sein.

Nicht alle Länder würden ihre Handelsstatistiken gleich schnell führen. Die Ergebnisse aller Daten könnten somit in naher Zukunft in noch größeres Staunen versetzen, so Do Rzeczy.

Rzeczpospolita: Weniger Westen im Nahen Osten

Bei den für den Westen wichtigsten Themen - dem Krieg in der Ukraine und der Stärkung des gemeinsamen westlichen Blocks gegen den Kreml - halte sich Israel eindeutig zurück, schreibt am Donnerstag Jerzy Haszczyński in der Rzeczpospolita. Tel Aviv beteilige sich weder an der Verhängung von Sanktionen gegen Russland, noch an den Waffenlieferungen an die Ukraine. Und das, obwohl sich die Israelis bestens mit der Waffenproduktion auskennen würden, bemerkt der Autor. Alles in allem bedeute diese Haltung, dass Israel nicht auf der Seite des Westens sei, lesen wir. Dies sei bereits unter der vorherigen Regierung der Fall gewesen und könnte sich unter der nächsten Regierung, die erneut von Ex-Premierminister Benjamin Netanjahu angeführt werden könnte, nur noch verstärken. 

Was Russland angehe, fährt der Autor fort, habe Netanjahu in Sicherheitsfragen enge Beziehungen zum Kreml aufgebaut und sich oftmals mit Putin getroffen. Und das trotz der offenkundigen imperialen und kolonialen Pläne des Kremls. Dies ermögliche es den Israelis, Ziele im benachbarten Syrien anzugreifen, dessen Diktator von Moskau und dem feindlichen Iran abhängig ist.

Es sei verständlich, so der Autor weiter, dass Israel um seine Sicherheit besorgt ist. Die Folge sei jedoch die Abhängigkeit von Russland. Moskau würde Israel mit Strafen drohen, sollte es sich auf die Seite der Ukraine stellen. Unabhängig vom Ausgang der anstehenden Knesset-Wahlen gebe es in Israel aber sowieso nur noch sehr wenige, die eine Neigung zum Westen hätten, so der Publizist.

Sollte sich Netanjahus Rückkehr als Ministerpräsident bestätigen, lesen wir, werde seine Regierung von Nationalisten und religiösen Radikalen abhängen, jede palästinensische Staatlichkeit ablehnen und den Ausbau jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten stark unterstützen. Der Westen werde sich dann noch mehr an die Tatsache gewöhnen müssen, dass die Besatzungspolitik für manche eine Norm bleibe. Und wenn dies im Nahen Osten der Fall sei, warum dann nicht auch in der Ukraine, so Jerzy Haszczyński in der Rzeczpospolita.


Dziennik/ Gazeta Prawna: Die Krise an der Grenze schwelt weiter

Das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna warnt indes vor einer potentiellen neuen Migrationsroute an der östlichen Grenze zu Polen. Obwohl die im Sommer fertiggestellte Absperrung an der Grenze zu Belarus ihren Zweck erfülle, so die Zeitung, sei es schwierig von einem Ende der hybriden Aktivitäten von Russland und Belarus an Polens Ostgrenze zu sprechen. Die Migranten würden sich zunehmend für die litauische Route entscheiden. Die polnische Regierung betrachte auch die Versuche mit Sorge, einen neuen Migrationskorridor von Kaliningrad aus zu schaffen. 

In der zweiten Jahreshälfte, fährt die Tageszeitung fort, habe Belarus mit Unterstützung Russlands auch den Kreis der Länder, aus denen illegale Migranten angelockt werden, erheblich erweitert. Polens Grenzschutz zufolge seien im Oktober Migranten aus 40 verschiedenen Ländern aufgehalten worden. Vor einem Jahr seien es hauptsächlich Bürger aus dem Nahen Osten gewesen. Jetzt würden es vor allem Ankömmlinge aus afrikanischen Staaten sein.

Seit der Inbetriebnahme des Grenzzauns, lesen wir, würden illegale Migranten versuchen, diesen zu umgehen. Daher sei Polens Regierung heute vor allem ernsthaft über die Grenze mit der russischen Exklave Kaliningrad beunruhigt. Der dortige Flughafen habe vor kurzem ein Abkommen über offenen Flugverkehr mit der Türkei, Syrien und Belarus geschlossen. Verbindungen unter anderem mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und Äthiopien seien ebenfalls geplant.

Für den Nahen Osten, so Blatt, sei diese Art der Zusammenarbeit mit Russland von Vorteil. Angesichts der zunehmenden Anti-Flüchtlings-Stimmung in der Türkei würde die Abschiebung einiger von ihnen die Chancen von Präsident Recep Tayyip Erdoğan auf einen Wahlsieg im nächsten Jahr erhöhen. Auch der Libanon versuche, syrische Flüchtlinge aus seinem Staatsgebiet zu vertreiben. Dort glaube man, dass der Westen hinter dem Krieg in Syrien stehe. Gehe es nach Ländern des Nahen Ostens, habe der Westen deshalb auch eine moralische Verantwortung, das Problem zu lösen, so Dziennik/Gazeta Prawna.

Autor: Piotr Siemiński