Deutsche Redaktion

"NATO (fast) einstimmig"

01.12.2022 13:45
Die NATO werde die Ukraine weiterhin unterstützen. Putins Ziele würden damit in weite Ferne rücken, schreibt die Rzeczpospolita im Anschluss an den NATO-Gipfel in Bukarest. Außerdem: Der Tod seines Außenministers schränkt den Spielraum von Lukaschenka weiter ein. Und: Gemischte Gefühle nach Polens Einzug in die KO-Runde. Das sind die Themen in der Presseschau.
epa10336628 Ukraines Foreign Minister Dmytro Kuleba (L) with NATO Secretary General Jens Stoltenberg (R) make a statement after their meeting at the NATO Foreign Ministers Meeting, at Parliament Palace in Bucharest, Romania, 29 November 2022. Foreign Ministers from NATO countries gathered in Romanias capital on 29-30 November 2022 to tackle Russi
epa10336628 Ukraine's Foreign Minister Dmytro Kuleba (L) with NATO Secretary General Jens Stoltenberg (R) make a statement after their meeting at the NATO Foreign Ministers Meeting, at Parliament Palace in Bucharest, Romania, 29 November 2022. Foreign Ministers from NATO countries gathered in Romania's capital on 29-30 November 2022 to tackle RussiPAP/EPA/ROBERT GHEMENT

Rzeczpospolita: NATO (fast) einstimmig

Noch nie in der Geschichte habe die NATO ein Land so stark unterstützt, das nicht sein Mitglied ist, wie in den letzten Monaten die Ukraine, schreibt Michał Szułdrzyński in der Rzeczpospolita. Und dies werde sich, wie der NATO-Gipfel in Bukarest gezeigt habe, in naher Zukunft auch nicht ändern. Bündnis-Chef Jens Stoltenberg habe dabei, wie der Autor erinnert, sein Versprechen aus dem Jahr 2008 wiederholt, dass die Ukraine in Zukunft dem Bündnis werde beitreten können. 

Damit würde Putins wichtigstes Ziel noch weiter in die Ferne rücken, als bisher. Der russische Präsident habe dem Westen vor der Invasion ein Ultimatum gestellt. Der Krieg, so das Versprechen, würde nicht ausbrechen, wenn die NATO der Ukraine den Weg in ihre Strukturen verschließt. Und alle Truppen sowie Einrichtungen aus Mitteleuropa zurückzieht. Schließlich, so Putin, solle die Ukraine entmilitarisiert werden.

Stattdessen, lesen wir, hätten westliche Diplomaten jetzt in Bukarest eine noch stärkere Aufrüstung der Ukraine und Steigerung der Munitionsproduktion durch Rüstungsunternehmen gefordert. Denn heute, so der Autor, hätten wir es, genau wie am Ende des Kalten Krieges, mit einem Wettrüsten zwischen Russland und dem Westen zu tun. Sieger werde derjenige sein, der es schaffe, mehr Munition für die Frontlinie zu produzieren.

Die NATO habe auch bekräftigt, dass allein die Ukrainer entscheiden werden, ob sie mit Russland Frieden schließen wollen. Die Ukrainer müssen diesen Krieg selbst gewinnen, heißt es, aber die NATO werde ihnen die Mittel dazu zur Verfügung stellen.

Es sei nur schade, lesen wir abschließend im Blatt, dass diese schöne Atmosphäre der Solidarität zwischen dem Westen und der Ukraine durch Ungarn gestört worden sei. Sein Vertreter habe sich in Bukarest geweigert, den ukrainischen Außenminister zum Ministertreffen der Allianz einzuladen. Eine vielsagende Geste, wenn man die Haltung Budapests seit Beginn des Krieges bedenke, so Michał Szułdrzyński in der Rzeczpospolita.

Dziennik/Gazeta Prawna: Lukaschenka hat Sarg anprobiert

Nichts sage mehr über die derzeitige Lage von Belarus, als ein Foto von Alexander Lukaschenko über dem Sarg seines Außenministers, schreibt indes Michał Potocki im Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna. Das stählerne Gesicht des Diktators sehe aus, als wäre er selbst gestorben. Es, so der Autor, verrate seine Angst. Die Angst zuzugeben, wo er sich mehr als zwei Jahre nach der Niederschlagung der Proteste gegen die manipulierten Wahlen im Land hineinmanövriert habe. Der bis vor kurzem noch selbstbewusste Diktator sei heute lediglich eine Marionette, die um ihr eigenes Leben fürchte, schreibt Potocki.

Sein verstorbener Außenminister aus der Sowjetzeit, ein ehemaliger Offizier des militärischen Geheimdienstes, habe im Westen wichtige Kontakte gehabt. Aus Sicht des Kremls sei Uladsimir Makej deshalb eine Gefahr für den Erfolg des belarussischen Anschlusses gewesen, lesen wir. Er habe auch Gespräche mit dem Vatikan organisiert und geschickt die Manöver der belarussischen Diplomatie erweitert. Deshalb sei er auch zu dem am Donnerstag beginnenden OSZE-Ministertreffen nach Polen eingeladen worden. Und das, obwohl Minsk in den Krieg in der Ukraine verwickelt sei. Der Tod von Makej, heißt es, sei eine symbolische Schließung dieses Spielraums.

Weißrussland werde für den Kreml immer mehr zu einer Art Kaliningrader Gebiet, heißt es weiter in der Analyse. Ein militarisierter Militärbezirk, der für die Kriegsführung gegen die Ukraine unerlässlich sei. Der Ausbau der militärischen Infrastruktur des Landes zeige, dass sich der Kreml nicht auf irgendwelche mythischen Gespräche vorbereite, sondern auf einen langen Marsch. Die Beerdigung von Makej und die militärische Annexion von Weißrussland seien daher aus polnischer Sicht äußerst schlechte Nachrichten, so Michał Potocki in Dziennik/Gazeta Prawna.

Rzeczpospolita: Nur der Aufstieg erfreut

Nach 36 Jahren hat die polnische Nationalmannschaft die zweite Runde der Fußball-Weltmeisterschaft erreicht. Und nur darüber und nicht über das Spiel werde man sprechen können, schreibt Stefan Szczepłek in der Rzeczpospolita.

Geht es nach dem Autor, hat die polnische Nationalelf gegen Argentinien nach einem der peinlichsten Spiele der letzten Jahre verloren. Polens gesamte Taktik habe auf der Verteidigung beruht. Seine Fußballer hätten die Mittellinie nur ein paar Mal zum Angriff überschritten.

Die Argentinier wiederum hätten so stark offensiv gespielt, dass die Polen sich darauf beschränken mussten, den Ball so weit wie möglich vom eigenen Tor wegzuschießen. Und auch das größtenteils ohne Erfolg.

Was in der 38. Minute geschah, lesen wir weiter, sei aber einer der größten Skandale dieser Meisterschaft gewesen, glaubt Szczepłek. Der niederländische Schiedsrichter entschied, dass Polens Goalkeeper Leo Messi beim Fäusten gefoult habe. Argentinien habe einen Elfmeter erhalten. Acht Schiedsrichter hätten der falschen Entscheidung passiv zugeschaut, heißt es im Blatt. Wojciech Szczęsny aber habe den Schuss von Messi abgewehrt und damit seinen zweiten Elfer bei diesem Turnier pariert. Sich aber nur auf den Torhüter zu verlassen, so der Autor, reiche bei Weitem nicht aus.

Im Spiel gehe es nicht nur ums Verteidigen, sondern auch darum, selbst Tore zu schießen. Und damit habe Polens Mannschaft ein ernstes Problem. Geht es nach Szczepłek, koste es, sich Polens Spiele anzusehen, viele Nerven und mache keinen Spaß. Bei Turnieren, wie der Weltmeisterschaft oder der Europameisterschaft spiele dies jedoch letztendlich nicht die entscheidende Rolle. Was zähle, seien Punkte und Tore. Polen treffe jetzt auf den Weltmeister, die Franzosen. Wer gewinnt, kommt weiter. Der Verlierer fährt zurück nach Paris oder Warschau, schließt Szczepłek seinen Kommentar für die Rzeczpospolita.


Autor: Piotr Siemiński