Deutsche Redaktion

"Innerer Kampf des Westens"

27.03.2023 11:42
Die weltanschaulichen Diskussionen im Westen seien inzwischen derart vorhersehbar, dass es ihm schwer falle, sich in diese Streitereien zu engagieren. Viel interessanter sei der Kampf um die künftige Form des Kapitalismus, meint der Philosoph Marek Cichocki. Wie stehen die Chancen auf eine gemeinsame Liste der Opposition. Und: Wie geht es weiter nach dem Fehlstart der Nationalelf unter dem neuen Trainer aus Portugal? Die Einzelheiten in der Presseschau.
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RZECZPOSPOLITA: Innerer Kampf des Westens

Die Spezifik der Turbulenzen, die wie momentan weltweit beobachten würden, bestehe nicht nur darin, dass sich China und Pekings Verbündete gegen den Westen richten würden, sondern dass es auch im Rahmen des westlichen Lagers immer größere Spannungen gebe, schreibt in seinem Feuilleton in der Tageszeitung Rzeczpospolita der Philosoph Marek A. Cichocki. Spreche man von inneren Kämpfen im Rahmen der westlichen Welt, meine man in letzter Zeit zwar meistens weltanschauliche Diskussionen. Diese seien inzwischen aber derart vorhersehbar, dass es ihm schwer falle, sich in diese Streitereien zu engagieren. Viel interessanter sei, laut Cichocki, der Kampf um die künftige Form des Kapitalismus. Es habe sich herausgestellt, dass wir die Folgen der Finanzkrise von vor mehreren Jahren, die das Vertrauen in die freie Marktwirtschaft geschwächt habe, erst jetzt mit voller Kraft zu spüren bekommen hätten. Vor kurzem habe der ehemalige EU-Kommissar, Günther Oettinger gesagt, dass die Lage in der Europäischen Union eigentlich nichts mehr mit den Prinzipien des offenen Marktes gemeinsam habe. Vielmehr könne man eine Rückkehr zur Planwirtschaft beobachten. Jenes Monster, an das sich die älteren von uns noch aus ihrer Jugendzeit erinnern könnten und gegen das die Befürworter des freien Marktes gekämpft hätten, sei in einer neuen Form nach Europa und in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt, urteilt Cichocki.

Das Problem sei zugleich sehr komplex, führt der Philosoph fort. Auf der einen Seite werde die Konzeption des freien Marktes von staatlich gesteuertem Kapitalismus, oder, wie im Falle der EU-Institutionen, von bürokratischem Kapitalismus verdrängt. Zugleich sehe man aber den Versuch, die Mechanismen des Kapitalismus von gängigen ideologische Strukturen abhängig zu machen. Der große Streit in Amerika beziehe sie gerade darauf, ob sich Finanzinstitutionen in erster Linie um den Gewinn und das Geld der Investoren kümmern, oder sich vor allem von klimatischen und gesellschaftlichen Konzeptionen leiten lassen sollten. Dieser Streit werde gerade zu der wichtigsten Trennlinie im Rahmen der breit gefassten Gemeinschaft der Weststaaten, lesen wir in der Tageszeitung Rzeczpospolita.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Gemeinsam ans Ziel

Er glaube, dass eine gemeinsame Liste den oppositionellen Gruppierungen den Wahlsieg ermöglichen würde, sagt im Gespräch mit dem Blatt Dziennik/Gazeta Prawna Grzegorz Schetyna, einst einer der führenden Politiker der Partei Bürgerplattform. In dem Gespräch erinnert Schetyna an den Senatspakt, eine Vereinbarung der Oppositionsparteien, die ihnen die Mehrheit im Senat gebracht habe. Auf die Frage, ob Chef der größten Oppositionspartei Donald Tusk tatsächlich an den Mythos der Einigkeit glaube, antwortet Grzegorz Schetyna, jeder Anführer einer größten oppositionellen Gruppierung sollte daran glauben, dass er sein Lager zum Sieg führen könne.

Um die Regierenden zu besiegen, müsse die Opposition aber als verlässlicher politischer Akteur agieren, sie müsse das Vertrauen der Wähler gewinnen. Man müsse den Menschen zugleich eine klare Zukunftsvision vorstellen, fügt Schetyna im Blatt Dziennik/Gazeta Prawna hinzu.

SUPER EXPRESS: Wie geht es weiter nach der Tschechien-Panne?  

Mit einem wichtigen Erfolgserlebnis und Ausrufezeichen habe der langjährige portugiesische Nationaltrainer Fernando Santos seine Amtszeit bei den Polen beginnen wollen, lesen wir im Sportteil der Tageszeitung Super Express. Viel schlechter hätte das Debüt für den Europameistercoach von 2016 aber gar nicht laufen können. Die Mannschaft um Starstürmer Robert Lewandowski habe beim EM-Qualifikationsspiel in Tschechien bereits nach drei Minuten mit 0:2 hinten gelegen und habe das Spiel am Ende hochverdient mit 1:3 verloren.

Eigentlich verfüge die polnische Nationalmannschaft über ein sehr ausgewogenes und zum Teil sogar prominent besetztes Aufgebot. Hinter Superstar Robert Lewandowski gebe es in der polnischen Elf mehrere talentierte Spieler wie beispielsweise Piotr Zieliński aus Neapel, Zalewski von der Roma oder auch die drei Premier League-Verteidiger Kiwior (Arsenal), Bednarek (Southampton) und Cash (Aston Villa). Viele europäische Nationen würden die Weiß-Roten um einen qualitativ derart hochwertigen Kader beneiden. Dennoch hätten die Polen und ihr neuer Trainer einen Fehlstart hingelegt. Zum Glück sei das wohl das schwierigste Spiel des polnischen Teams in der EM-Qualifikation gewesen. Nun bekomme die Mannschaft sehr rasch eine Chance, um sich nach dem blamablen Auftakt zu rehabilitieren. Polen laufe heute auf dem Warschauer Nationalstadion gegen Albanien auf. Wenn die Mannschaft 90 Minuten lang konzentriert bleiben werde, dann müsste alles gut laufen, sagt Santos vor dem heutigen Spiel. Albaner, ihr seid wunderbar, aber in Warschau werde Polen den Ton angeben, sagte der Portugiese vor dem heutigen Spiel. Im Vergleich mit dem Treffen mit Tschechein werde der Trainer aber weitgehende Veränderungen in der Aufstellung unternehmen, informiert das Blatt Super Express.

Autor: Jakub Kukla