Deutsche Redaktion

Finnland – willkommen in der Nato!

05.04.2023 09:36
Die finnische Gesellschaft wollte dem Bündnis lange nicht offiziell beitreten. Nach dem russischem Einmarsch hat sich die Stimmung jedoch radikal geändert. 
Finnland ist offiziell das 31. Mitglied der NATO.
Finnland ist offiziell das 31. Mitglied der NATO. Efasein/Shutterstock

RZECZPOSPOLITA: Finnland – willkommen in der Nato!

In seinem Kommentar in der Tageszeitung Rzeczpospolita erinnert Chefredakteur Bogusław Chrabota an den finnisch-sowjetischen Winterkrieg. Im Herbst 1939 habe die Sowjetunion Finnland mit Gebietsforderungen konfrontiert. Nachdem Finnland die Forderungen abgelehnt hatte, habe die Rote Armee Ende November 1939 das Nachbarland angegriffen. Ursprüngliches Kriegsziel der Sowjetunion sei vermutlich die Besetzung des gesamten finnischen Staatsgebiets gewesen. Der Angriff sei aber von den zahlenmäßig erheblich unterlegenen finnischen Streitkräften zunächst gestoppt worden. Erst nach umfassenden Umgruppierungen und Verstärkungen habe die Rote Armee im Februar 1940 eine entscheidende Offensive begonnen. Mitte März 1940 hätten beide Länder den Krieg mit dem Friedensvertrag von Moskau beendet. Finnland habe seine Unabhängigkeit bewahrt, obwohl es territoriale Zugeständnisse habe machen müssen.

Er erinnere an die Ereignisse von vor 83 Jahren, um zu zeigen, wie wichtig die finnische Kriegserfahrung und der Kampfgeist der nordischen Soldaten seien, schreibt Chrabota weiter. Der Tag an dem Finnland NATO-Mitglied wurde, sei deshalb aus mehreren Gründen ein wichtiger Moment. Auf der einen Seite sei es ein großer Tag für die Finnen selbst, die nun Teil des größten und wichtigsten Militärpaktes der Welt werden. Auf der anderen Seite sei auch der finnische NATO-Beitritt eine gute Nachricht für das Bündnis selbst, denn die Erweiterung des Nordatlantikpaktes zeuge von einer weiteren Integration des Westens, der für seine demokratischen Werte stehe. Mit Finnland gewinne der Pakt eine hochmoderne Armee, erfahrene Soldaten und strategisch eine sehr günstige Position. Ein Blick auf die Landkarte genüge, um zu sehen, dass die finnisch-russische Grenze 1300 Kilometer lang sei. Und von der finnischen Grenze bis nach Petersburg seien es ca. 200 Kilometer.

Nach dem gestrigen NATO-Beitritt Finnlands scheine Putin der große Verlierer zu sein, führt der Publizist fort. Wenn man Moskau tatsächlich Glauben schenken würde, dass die Attacke auf die Ukraine den Nordatlantikpakt fern von russischen Grenzen abhalten sollte, dann sei mit der massiven Zustimmung von 80 Prozent der Finnen für den NATO-Beitritt genau das Gegenteil erreicht worden. Sollte bald auch Schweden dem Bündnis beitreten, werde Russland gleich an zwei einsatzbereite Nachbarn, statt an neutrale nordische Staaten grenzen. Trotz der russischen Propaganda sei die Schlussfolgerung klar: Europa habe gerade seine Sicherheitsgarantien erhöht und Polen habe zwei wichtige Verbündete in der Region bekommen. Auf Schweden wartend, sage er heute deshalb: Willkommen in der NATO! – schreibt Bogusław Chrabota in der Tageszeitung Rzeczpospolita.

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Ein Drittel zufrieden, die Hälfte bleibt kritisch 

Fast ein Drittel der Befragten gehe davon aus, dass sich die Situation im Land in guter Richtung entwickeln würde, schreibt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna, die die Ergebnisse einer aktuellen Meinungsumfrage des Meinungsforschungsinstituts CBOS präsentiert. Entgegengesetzter Meinung sei aber die Hälfte der Befragten, schreibt das Blatt weiter. Im Vergleich mit der Umfrage von Februar, sei die Zahl der Zufriedenen um 1 Prozent gestiegen. Mit dem Stand der Dinge würden in erster Linie ältere Menschen aus kleineren und mittleren Ortschaften zufrieden sein. Ihre Unzufriedenheit würde indes in erster Linie Angestellte aus dem Dienstleistungssektor, Studenten und Schüler äußern.

Geht es nach CBOS würden die Meinungen sehr stark mit den politischen und weltanschaulichen Ansichten der Befragten zusammenhängen. Eine optimistischere Sichtweise kennzeichne gläubige Personen, die sich eher den konservativen Parteien zuneigen. Auf der parteipolitischen Ebene sehe man genau, dass die Wählerschaft der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit eher positiv die Situation im Lande bewerte. Unter den Befürwortern der oppositionellen Gruppierungen sowie den schwankenden Wählern dominiere wiederum ein kritischer Blick auf die Wirklichkeit, schreibt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. 

SUPER EXPRESS: Erwartungen von Selenskyj-Besuch in Polen 

Im Gespräch mit dem Blatt Super Express bezieht sich der ehemalige Politiker der oppositionellen Partei Bürgerplattform (PO), Jacek Protasiewicz, auf die Visite des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Polen. Er bedauere, dass das Staatsoberhaupt des Nachbarlandes erst jetzt Warschau einen offiziellen Besuch abstatte. Der Politiker habe doch bereits unter anderem Washington und Brüssel besucht. Er wünschte sich darüber hinaus, so Protasiewicz, weitgehende Garantien der ukrainischen Seite, dass sich Polen tatsächlich an dem Wiederaufbau des durch die Russen zerstörten Landes werde beteiligen dürfen. In der Ukraine würden bereits entsprechende Gesetzesvorlagen vorbereitet werden, er hoffe, dass man dabei den polnischen Einsatz nicht vergessen werde.

Außerdem gäbe es auch komplizierte historische Angelegenheiten in den beiderseitigen Kontakten, die geklärt werden müssten. Er hoffe deshalb, dass Wolodymyr Selenskyj die weiteren Arbeiten der polnischen Wissenschaftler auf den Gebieten der westlichen Ukraine genehmigen werde. Ohne weitere Exhumierung der sterblichen Überreste von Opfern der Morde aus den 40-er Jahren sei die endgültige Aufklärung und Aufarbeitung des blutigen Kapitels der polnisch-ukrainischen Geschichte nicht möglich, so Jacek Protaisewicz in der Tageszeitung Super Epxress.


Jakub Kukla