Deutsche Redaktion

"Neuer Abituralbtraum"

05.05.2023 09:55
Die Mathematik - der bisher größte Albtraum der Abiturienten - hat infolge der geänderten Abiturregeln ernsthafte Konkurrenz bekommen. Premierminister Mateusz Morawiecki würde auch in der kommenden Amtszeit gerne weiter Regierungschef bleiben. Und: Wer braucht die Drohnen über dem Kreml? Die Einzelheiten in der Presseschau.
5 maja maturzyści piszą egzamin z języków obcych
5 maja maturzyści piszą egzamin z języków obcychPAP/Lech Muszyński

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Neuer Abituralbtraum

Das Abiturmarathon hat begonnen. Die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna stellt in diesem Zusammenhang fest, dass der erste Tag und die neue Variante des schriftlichen Examens im Fach Polnisch für viele Schüler ein Problem sei. Bislang habe die Mathematik als ein Abituralbtraum gegolten, erinnert das Blatt. Nun bestehe die Polnisch-Prüfung aus zwei Komponenten. Die erste sei ein Test, der sich auf die sprachlichen aber auch historisch-literarischen Aspekte beziehe. Im zweite Teil müssten die Schüler dann einen Aufsatz schreiben. Anders als bisher bestehe die Aufgabe der Abiturienten aber nicht nur darin, eine These zu verteidigen. Jetzt müssten sie die These selbst aufstellen und erst dann in einem längeren Essay Pro und Kontra-Argumente präsentieren. Im Grunde genommen sei die Fähigkeit einer ausgebauten Argumentation genau das, was man von einem Abiturienten erwarten sollte, stellt das Blatt fest. Die Vorbereitungstests hätten aber eine bislang unbekannte Tendenz gezeigt. Polnisch sei zu dem problematischsten Abiturfach geworden. Die Mathematik – Königin der Albträume, sei entthront worden.

Man könnte die Diskussion mit einer einfachen Feststellung beenden, dass nun die Folgen des Nichtlesens zum Vorschein gekommen seien. Das Problem sei aber komplexer. Professor Maciej Eder von der Polnischen Akademie der Wissenschaften meint, dass das heutige Lebenstempo zu einer radikalen Verkürzung der Äußerungen führe. Wenn man dazu in der polnischen Sprache auf diakritische Zeichen verzichte, könne man SMS oder andere kurze Aussagen im Maschinengewehrtempo produzieren. Er sei verblüfft, dass man mit Tweets diskutieren könne, sagt der Wissenschaftler. Die Jugend habe die Fähigkeit erlernt, mit Hilfe von wenigen Wörtern zu kommunizieren. Der eigene Stil eines jeden Sprachnutzers sei dabei aber abhanden gekommen. Was bleibe, sie allein die Botschaft. Man beobachte nun eine Kompression der Aussagen, sagt Professor Maciej Eder von der Polnischen Akademie der Wissenschaften im Blatt Dziennik/Gazeta Prawna.

SUPER EXPRESS: Lieber Premierminister als Präsident

Ob er sich in Zukunft um den Präsidentenposten bemühen werde, sei noch offen, stellt Premierminister Mateusz Morawiecki im Gespräch mit dem Blatt Super Express fest. Damit nimmt der Regierungschef Stellung zu Spekulationen über seine politische Zukunft nach einem eventuellen Wahlsieg seiner Partei bei der anstehenden Wahl im Herbst. Er selbst möchte weiterhin Regierungschef bleiben, kündigt der Politiker an. Vor konkreteren Ankündigungen weiche er aber aus. Zur Zeit gebe es Wichtigeres, worauf man sich konzentrieren müsse, zitiert das Blatt den Premierminister. Geht es nach Morawiecki, sei er in guter Form. Auch wenn das keine leichte Aufgabe sei, in Zeiten von Krise und Krieg zu regieren.

Der Politiker gebe aber auch zu, dass seiner Regierung nicht alles gelungen war. In erster Linie würde er die Wohnungspolitik nennen. Da sehe er noch Nachholbedarf. Man müsse in Zukunft den Bau von Einfamilienhäusern aber auch von Genossenschaftswohnungen erleichtern, meint der Politiker. Die Einzelheiten des Wahlprogramms wolle Morawiecki aber nicht verraten. Der Wahlstab würde derzeit auf Hochtouren arbeiten. Für Mitte Mai sei eine große Debatte geplant, bei der sich die konkreten Programmpunkte kristallisieren sollen, informiert die Tageszeitung Super Express.

RZECZPOSPOLITA: Wer braucht die Drohnen über dem Kreml?

Die Mitteilung des Kremls sei eindeutig gewesen. Die ukrainischen Streitkräfte hätten in der Nacht zu Mittwoch zwei Drohnen auf den Weg in die russische Hauptstadt geschickt, um Präsident Wladimir Putin zu töten. Das russische Präsidialamt habe von einem „Terroranschlag“ auf den russischen Autokraten gesprochen. Videos vom vermeintlichen Angriff seien schnell auf Twitter und anderen Netzwerken geteilt worden. Habe der Ukraine-Krieg nun also auch Putins Machtzentrale erreicht? - fragt die Tageszeitung Rzeczpospolita. Es gebe starke Zweifel an der russischen Darstellung. Die Analyse der amerikanischen Denkfabrik ISW lege die Antwort auf die Frage nach dem Sinn der angeblichen russischen Inszenierung näher.

Auf der einen Seite könnte die russische Führung die Attacke nutzen, um die eigene Bevölkerung zu einer breiteren Unterstützung für den Angriffskrieg in der Ukraine zu bewegen. Gleichzeitig weisen die Experten darauf hin, dass der Kreml den Drohnenangriff als einen Vorwand nutzen könnte, und auf die für den 9. Mai geplanten Siegesparaden zu verzichten. Am 9. Mai gedenkt Russland des Sieges der Sowjetunion über das nationalsozialistische Deutschland 1945. Es sei einer der wichtigsten Gedenktage sowohl in der Sowjetunion als auch in der Russischen Föderation gewesen. Seit 2015 diene der "Tag des Sieges" auch der Legitimation des Krieges gegen die Ukraine. Die unsichere Frontlage kompliziere aber die Veranstaltung der Paraden in russischen Städten und auf der besetzten Halbinsel Krim. Nach unabhängigen russischen Quellen hätten bereits Behörden in 21 Städten die Feierlichkeiten aus Sicherheitsgründen abgesagt. Bei der großen Parade in Moskau habe das russische Militär immer seine kostbarste Ausrüstung präsentiert. Eine Parade in diesem Jahr könnte aber den maroden Zustand der russischen Armee offenbaren, lesen wir in der Tageszeitung Rzeczpospolita.

Autor: Jakub Kukla