Deutsche Redaktion

Ukraine wie Vietnam?

22.08.2023 09:20
In den anderthalb Kriegsjahren habe sich Putins Rhetorik als wirksamste Waffe gegen die Ukraine erwiesen, lesen wir in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung Rzeczpospolita.
Bild:
Bild:Shutterstock/helloRuby

RZECZPOSPOLITA: Ukraine wie Vietnam?

In den anderthalb Kriegsjahren habe sich Putins Rhetorik als wirksamste Waffe gegen die Ukraine erwiesen, lesen wir in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung Rzeczpospolita. Der russische Präsident habe deutlich davor gewarnt, auf Atomwaffen zurückzugreifen, sollte der Westen den Konflikt, wie Putin es bezeichnete, eskalieren. Dies habe US-Präsident Joe Biden zu großer Zurückhaltung bei der Übergabe von Waffen an Kiew veranlasst. Das Pentagon habe eine eher künstliche Unterscheidung zwischen tödlichen und nichttödlichen Waffen getroffen. Deshalb bettelte der ukrainische Präsident monatelang um den Transfer schwerer Kampffahrzeuge, Panzer, Langstreckenraketen und schließlich Kampfflugzeuge, stellt das Blatt fest.

Da viele europäische Länder, allen voran Deutschland, ihre Strategie zur Unterstützung der Ukraine eng mit Washington abstimmten würden, habe es dazu geführt, dass die Ukrainer in den entscheidenden Monaten um die Jahreswende 2022 und 2023 nicht über die entsprechende Ausrüstung verfügt haben, um die von Russland besetzten Gebiete im Osten und Süden des Landes zurückzuerobern. Dadurch habe Moskau Zeit gewonnen, um dort Befestigungen zu errichten. Eben aus diesem Grund sei es Kiew seit Beginn der Offensive im Sommer gelungen, die Frontlinie stellenweise um höchstens 10 km zu verschieben. Der Preis dafür sei gigantisch: Die New York Times schreibe unter Berufung auf Geheimdienstquellen von einer halben Million Toten und Schwerverletzten auf Seiten Russlands und der Ukraine.

Am Freitag habe Washington den Niederlanden und Dänemark schließlich die Erlaubnis erteilt, F-16-Kampfflugzeuge an die Ukrainer auszuliefern. Ukrainische Piloten würden jedoch erst Ende des Jahres einsatzbereit sein. Trotzdem rede in der amerikanischen Hauptstadt niemand mehr von einem Durchbruch. Vielmehr gäbe es eine Debatte darüber, wer die Schuld an der Niederlage trage. Es werde auf die angeblichen taktischen Fehler der Ukrainer hingewiesen: Statt im Süden anzugreifen und bis zum Asowschen Meer durchzubrechen, wie das Pentagon empfohlen habe, verzettelten sie sich in vergeblichen Kämpfen im Osten des Landes.

Doch was auch immer die Gründe sein mögen, das Gefühl des Scheiterns laste bereits jetzt schwer auf der Stimmung in den Vereinigten Staaten. 55 Prozent der Amerikaner würden glauben, dass die Hilfe für die Ukraine begrenzt werden sollte. Mit Beginn des Wahlkampfs für die US-Präsidentschaftswahl werde die pessimistische Stimmung zunehmen. Joe Biden habe bereits Schwierigkeiten, ein weiteres Rettungspaket in Höhe von 13 Milliarden US-Dollar durch den Kongress zu bringen. All dies verursache, dass sich die Diskussionen über den Krieg zwischen Russland und der Ukraine ähnlich wie Debatten aus der Zeit des Vietnamkriegs anhören. Möge der Konflikt in der Ukraine für die freie Welt nicht auf ähnliche Weise enden, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita. 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Morawiecki über Weber entsetzt 

Gestern habe Polens Premierminister Mateusz Morawiecki auf seinem Twitter-Profil eine Aufnahme veröffentlicht, mit dem Vorsitzenden der Europäischen Volkspartei, dem deutschen Politiker Manfred Weber in der Hauptrolle. Erinnern Sie sich an Herrn Manfred Weber aus Deutschland, der den polnischen Wahlkampf beeinflussen wollte und will? – fragte Morawiecki. Die Aussage des polnischen Premierministers zitiert die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna.

Dem Vorsitzenden der EVP Fraktion wurden von Europaabgeordneten, auch aus seiner eigenen Fraktion, undemokratische Regierungsmethoden, Arroganz und Unberechenbarkeit vorgeworfen. Er sei ein enger Mitarbeiter von Bundeskanzlerin Angela Merkel und habe im Laufe der Jahre ihre politischen Fehler nicht verhindern können, etwa die Annäherung an Russland. Wie verheerend die Folgen für ganz Europa seien, könne man jetzt genau sehen, schreibt Morawiecki. Weber habe außerdem in Deutschland für einen großen Skandal gesorgt, weil er in Bezug auf die Migranten einen Satz direkt aus dem Nazi-Wörterbuch verwendet habe. Er wollte auch den EU-Ländern eine obligatorische gemeinsame Nutzung von Erdgas mit Deutschland aufzwingen. Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments hätten ihm daraufhin vorgeworfen, dies sei einfach eine bolschewistische Idee, zählte der polnische Regierungschef die unrühmlichen Aktivitäten Webers auf. So eine umstrittene Persönlichkeit wolle nun den Polen Demokratie beibringen. Das wolle man in Polen nicht, Herr Weber, urteilt Mateusz Morawiecki. 

SUPER EXPRESS: Alles Gute Robert Lewandowski 

Robert Lewandowski wurde vom FC Bayern München sehr schön geehrt, freut sich die Tageszeitung Super Express. Obwohl sich der Pole unter schwierigen Umständen von der Mannschaft aus Bayern trennte, hätten die Vereinsbesitzer einen ihrer besten Spieler in der Geschichte nicht vergessen. Nach dem Wechsel zum FC Barcelona sei Robert bei vielen Fans des Münchner Klubs in Ungnade gefallen. Das Verhältnis zwischen dem Polen und seinem ehemaligen Arbeitgeber schien nicht das beste zu sein. Doch zum Geburtstag des Starstürmers sind die alten Probleme in Vergessenheit geraten. Auf dem Profil des Teams in den sozialen Netzwerken sei ein Bild des Polen mit einer Champions-League-Trophäe erschienen, darunter habe man Wünsche für den Polen platziert: Alles Gute zum 35. Geburtstag an Robert Lewandowski!



Jakub Kukla