Do Rzeczy: Spekulationen über "Putsch" in der Bürgerplattform
Das nationalkonservative Magazin "Do Rzeczy" schreibt auf seiner Internetseite von einem angeblichen "Putsch" in der Bürgerplattform (PO). Geht es nach dem Blatt, werde Donald Tusk nicht mehr als Kandidat für den Premierminister-Posten antreten. Trotz eines erfolgreich überstanden Vertrauensvotums im Sejm (243 zu 210 Stimmen), so das Blatt, befinde sich die Partei in einer tiefen Krise.
In seiner Regierungserklärung, lesen wir, habe Tusk noch kämpferisch erklärt: "Es gibt kein Erdbeben, aber nennen wir die Dinge beim Namen: Uns erwarten zweieinhalb Jahre sehr schwerer, ernster Arbeit unter Bedingungen, die sich nicht zum Besseren wenden werden - ich spreche von den politischen Bedingungen." Er habe eine Regierungsumbildung für Juli mit "neuen Gesichtern" und die Berufung eines Regierungssprechers bereits im Juni angekündigt.
Laut anonymen Quellen aus der Regierungskoalition, die das Magazin "Wprost" zitiert, soll die Partei jedoch bereits nach einem neuen Spitzenkandidaten für 2027 suchen. "Tusk spürt, dass er nicht mehr trägt. Er sieht, wie die Menschen auf ihn reagieren. Aber er hat auch keinen Nachfolger, deshalb wird er bis zu den Wahlen im Amt bleiben", wird ein Koalitionspartner zitiert. Weiter heißt es: "In der Parlamentskampagne wird Tusk nicht mehr Kandidat für das Premierministeramt sein. Man muss jemand anderen finden."
Als möglichen neuen PO-Vorsitzenden nennt Do Rzeczy Außenminister Radosław Sikorski. Dem Magazin zufolge kursieren "Theorien, dass er zusammen mit Roman Giertych und Michał Kamiński einen Putsch plant."
Eine aktuelle Umfrage von United Surveys für Wirtualna Polska zeigt die Polen gespalten: 34,6 Prozent stimmen "entschieden" für Tusks Rücktritt, weitere 10,2 Prozent "eher" dafür - insgesamt 44,8 Prozent. Dagegen sprechen sich 22,5 Prozent "entschieden" und 20,8 Prozent "eher" gegen einen Rücktritt aus. 11,9 Prozent haben keine Meinung, erinnert Do Rzeczy.
Gazeta Wyborcza: Smartphone-Verbot in Schulen rückt näher
Die Vision einer Schule ohne Smartphones rückt nach der Regierungserklärung näher, berichtet die linksliberale "Gazeta Wyborcza" in ihrem heutigen Aufmacher. Wie das Blatt erinnert, habe Premiermister Tusk den Vorschlag von Polen 2050 für ein Smartphone-Verbot in Grundschulen, das zu den zentralen Wahlkampfpunkten von Szymon Hołownia gehörte, in seiner Regierungserklärung als "klug" bezeichnet.
Tusk erklärte: "Unsere Pflicht ist es nicht nur, gegen unsere Internetabhängigkeit zu kämpfen, sondern auch unsere Kinder zu schützen." Er betonte, man müsse gemeinsam überlegen, "ob wir nicht gesetzlich all jene unterstützen könnten, die sich manchmal hilflos fühlen, um unsere Kinder ein wenig von dieser Suchtgefahr zu befreien."
Bisher hatte sich Bildungsministerin Barbara Nowacka (Linke) strikt gegen das Projekt ausgesprochen. Sie argumentierte: "Jede Schule hat die Möglichkeit, ein solches Verbot einzuführen" und verwies auf Daten des Instituts für Bildungsforschung von 2020, wonach bereits 60 Prozent der Schulen entsprechende Verbote in ihre Satzungen aufgenommen hätten. Nowacka bezog sich auf den Bericht "Internet der Kinder" des Instituts für Digitale Bürgerschaft: "Kinder nutzen Smartphones zu Hause, und das ist das Problem", so die Politikerin. Wenn das Verbot in 60 Prozent der Schulen keine sichtbaren Ergebnisse geliefert habe, so das Argument, wieso sollte eine Ausweitung auf die restlichen 40 Prozent etwas ändern.
Vizebildungsministerin Katarzyna Lubnauer (Bürgerkoalition) habe indes erklärt, eine Novelle des Bildungsgesetzes, die die Möglichkeiten für Smartphone-Verbote stärken soll, sei in Vorbereitung. Die Entscheidung bleibe aber bei ihrer Vorgesetzten. Die Regelungen können ab September gelten.
Vizeminister für Digitalisierung Michał Gramatyka (Polen 2050) kritisierte: "Schulordnungen sind eine zu schwache Grundlage. In unserem Projekt geht es nicht darum, dass der Direktor Entscheidungen trifft, weil er sich dem Zorn der Eltern und Schüler aussetzt. Der Staat sollte verantwortlich sein." Ausnahmen soll es für Schüler mit gesundheitlichen Problemen oder besonderen Bildungsbedürfnissen geben, so Gazeta Wyborcza.
Rzeczpospolita: Demission auf eigenen Wunsch
Der Rücktritt von Fußball-Nationaltrainer Michał Probierz sei ein Rücktritt auf eigenen Wunsch gewesen, schreibt Stefan Szczepłek in seinem Kommentar für die liberal-konservative "Rzeczpospolita". Nach der 1:2-Niederlage gegen Finnland, so der Autor, habe Probierz noch erklärt, keinen Grund zum Rücktritt zu sehen - wenige Stunden später habe er seine Kündigung eingereicht.
"Das ist typisch für ihn, denn er ist ein intelligenter Mensch. Er setzte sich hin, zündete sich eine Zigarre an, trank Whisky, dachte nach und stimmte am Ende nicht mit sich selbst überein", so Szczepłek. Seine freiwillige Kündigung, spekuliert er weiter, habe möglicherweise aber zur Kategorie der unablehnbaren Angebote gehört.
Der Fall des Nationaltrainers, so Szczepłek, sei für ihn persönlich keine Überraschung gewesen. Früher habe Probierz viel gelesen und den Autor auch des öfteren angerufen. Sie hätten über Fußball und Lektüren gesprochen. Nach der Nominierung habe er dann plötzlich keine Anrufe mehr entgegengenommen, und als er ihn für ein Zeitungsinterview erreichen wollte, habe Probierz geantwortet, dass man sich jetzt nur noch über den Pressesprecher mit ihm in Verbindung setzen könne. Der versuche bis heute erfolglos, einen Interviewtermin mit Probierz und Verbandschef Kulesza zu vereinbaren. Er, so Szczepłek, sei jedenfalls nicht derjenige, der dadurch etwas verloren habe.
Danach sei es nur noch immer schlimmer geworden. "Probierz hat nicht nur die Nationalmannschaft nicht wiederaufgebaut, das Spiel nicht verbessert, sondern durch seine Personalentscheidungen bei den Berufungen, seine Taktik, die nicht zum Erfolg führte, und letztendlich durch die Spaltung der Mannschaft gezeigt, dass er etwas macht, wofür er keine Kompetenz hat."
Der Nationaltrainer sei nicht nur jemand, der ein herausragender Coach sei – im Falle von Michał Probierz könne man da ein Fragezeichen setzen. Als eine der populärsten Persönlichkeiten des Landes sollte er außerdem weitere Kriterien erfüllen: Er müsse ein intelligenter, gebildeter Mensch sein, der sich in jeder Situation zurechtfinde, nach einem Sieg die Verdienste gerecht verteile und eine Niederlage erklären könne und dabei ein Partner für Journalistinnen und Journalisten sei. Und er sollte letztlich etwas an sich haben, das bewirkt, dass man ihn unabhängig von den Ergebnissen gernhat.“
Solche Trainer seien etwa Kazimierz Górski, Antoni Piechniczek oder Adam Nawałka gewesen, dessen Nationalmannschaft Finnland noch 5:0 besiegte, und Jerzy Brzęczek (5:1 gegen Finnland). Sie hätten auch nicht immer gewonnen, aber sie seien nicht überheblich gewesen und seien generell gute Gesichter des polnischen Fußballs gewesen.
Die vier letzten seien indes Gegensätze dieser Eigenschaften gewesen. "Die Bekleidungsfirma, die Michał Probierz in auffällige, nicht zum Spielfeld passende Anzüge kleidet, kann sich wohl kaum Werbung in der Art leisten: 'Wir schneidern Kleidung für den erfolglosesten Trainer Polens'", so Stefan Szczepłek in der Rzeczpospolita.
Autor: Adam de Nisau