RZECZPOSPOLITA: Trumps Worte werden überbewertet
Marek Kutarba zeigt sich in seinem Kommentar für die konservativ-liberale Rzeczpospolita äußerst skeptisch gegenüber den Ankündigungen des US-Präsidenten zur US-Truppen-Präsenz in Polen. Mit seiner „angeborenen Boshaftigkeit", wie er selbst schreibt, habe er Lust zu fragen: „Hatte Donald Trump, als er die Erklärung über eine mögliche Erhöhung der Zahl amerikanischer Soldaten abgab, Putins Zustimmung, oder will er ihn erst noch fragen?"
Das Hauptproblem, so Kutarba, sei vor allem Trumps Glaubwürdigkeit. Der US-Präsident verteile großzügig Versprechen, könne sich aber ohne Scham von ihnen distanzieren. Mit den Worten über die amerikanische Präsenz habe er die politische Position Karol Nawrockis stärken wollen – „nach den nervösen Regierungskonferenzen zu urteilen, ist es ihm gelungen", konstatiert Kutarba. Man solle jedoch bedenken, dass solche Erklärungen die Amerikaner zu nichts verpflichten.
Derzeit seien rund 10.000 US-Soldaten in Polen stationiert. Meistens in einem Rotationssystem. Was Polen also heute brauche, sei keine größere, sondern vielmehr eine dauerhafte Präsenz der US-Streitkräfte - ein Wechsel von einem Rotationssystem zu dauerhaft stationierten Einheiten. Wenn eine solche ständige Präsenz amerikanische Flugzeuge oder Luftabwehr umfassen würde, würde er, so Kutarba, keine Träne über die Kosten vergießen, die dadurch entstehen würden. Die jüngsten Verletzungen des polnischen Luftraums hätten gezeigt, dass Polen eine solche Unterstützung brauche.
Der Publizist weist gleichzeitig auf die finanziellen Herausforderungen hin: Die Trump-Administration verlange, dass die Kosten der Stationierung vom Gastgeberland getragen werden. „Das haben vor nicht allzu langer Zeit Japan und Südkorea erfahren", erinnert der Autor. Die Frage laute: Können wir uns das leisten? Bei den gegenwärtigen Verteidigungsausgaben und dem „zügellosen Sozialsystem" sei dies seiner Meinung nach wenig wahrscheinlich. Trump habe mehrfach und oft in völligem Widerspruch zu seinen eigenen Erklärungen die Interessen Russlands über die der verbündeten Staaten gestellt. „Es lohnt sich, dass polnische Politiker daran denken. Und zwar unabhängig davon, welchen Teil der politischen Bühne sie repräsentieren", mahnt Marek Kutarba in der Rzeczpospolita.
NIEZALEŻNA.PL: „Der Weg Amerikas zum Frieden durch Stärke führt durch Warschau"
Eine völlig andere Lesart präsentiert Professor Sławomir Cenckiewicz, Chef des Büros für Nationale Sicherheit, in einem Beitrag für das amerikanische „Newsweek", den die konservative Niezależna.pl zitiert. „Heute, unter der Führung von Präsident Nawrocki, ist Polen bereit, wieder zu einer Säule der NATO-Verteidigung und einem verlässlichen Partner der Vereinigten Staaten zu werden. Die Einladung von Präsident Trump eröffnet ein neues Kapitel in diesem Bündnis – eine Anerkennung, dass der Weg Amerikas zum Frieden durch Stärke durch Warschau führt", zitiert das Portal Cenckiewicz.
Der BBN-Chef betont die Bedeutung der Visite als Geste einer „sich vertiefenden Partnerschaft zwischen Polen und den USA". Besonders wichtig sei auch der Zeitpunkt: „Die laufenden, von Donald Trump geführten Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine haben ein enges, aber wichtiges diplomatisches Fenster geöffnet – das transatlantische Einheit erfordert." Präsident Nawrocki zeige, dass Polen „klar und entschlossen spricht in einem Moment, in dem Zögern nur dem Feind dient", heißt es weiter.
Wie Niezalezna weiter berichtet, argumentiere Cenckiewicz mit drei Punkten für eine dauerhafte US-Präsenz in Polen: Erstens seien die Bedrohungen in Europa und Asien untrennbar miteinander verbunden – „Wenn Moskau in der Ukraine Erfolg hat, wird Peking dies als grünes Licht für eine Eskalation der Spannungen in der Indo-Pazifik-Region lesen." Zweitens sei Polen sowohl geografisch als auch durch Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur auf eine effektive NATO-Verteidigung an der Ostflanke vorbereitet. Drittens hebe sich die pro-amerikanische Haltung der polnischen Gesellschaft von anderen europäischen Gesellschaften ab. Präsident Nawrocki unterstütze auch Polens Teilnahme am Nuclear-Sharing-Programm, was „das letzte Instrument der russischen Erpressung in unserer Region eliminieren würde", so Cenckiewicz in seinem Beitrag für Newsweek.
GAZETA WYBORCZA: Sicherheitsgarantien für die Ukraine als Testfall
Der ehemalige Verteidigungsminister Janusz Onyszkiewicz analysiert in der linksliberalen Gazeta Wyborcza die Diskussion über westliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine. „Der Plan mit westlichen Sicherheitsgarantien für die Ukraine ist wahrscheinlich nicht umsetzbar, weil Russland ohnehin keinen Zugeständnissen zustimmen wird. Aber schon seine Ausarbeitung wird ein Test für die Entscheidungsfähigkeit des Westens sein", schreibt der zweimalige Verteidigungsminister in seiner Analyse.
Die Vorschläge Moskaus, wonach Russland zu den Ländern gehören solle, die der Ukraine Sicherheitsgarantien geben, so Onyszkiewicz, würden an einen Scherz grenzen. „Das ist, als würde der Wolf den Schafen Sicherheit garantieren und sie überreden, aus dem Gehege zu kommen", kommentiert er. Wenn Russland zu den Garantiestaaten gehörte, würde das die Glaubwürdigkeit dieser Garantien auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduzieren – „also auf null".
Co w Rosji piszczy? Kreml chce potraktować Ukrainę jak III Rzeszę #Wyborcza wyborcza.pl/7,75399,3222...
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— Gazeta Wyborcza (@wyborcza.pl) September 4, 2025 at 10:26 AM
Der Autor warnt zudem vor „weichen" Formulierungen, die Putin Hoffnung geben könnten, dass sich die Garantiestaaten im Falle einer erneuten Aggression ihrer Reaktion entziehen würden. Als Beispiel führt er die Budapester Deklaration von 1994 an, nach der die Unterzeichner später argumentierten, es handle sich nicht um Garantien, sondern nur um „Zusicherungen" (assurances) bezüglich der Sicherheit, also keine bindende Verpflichtung. Aber auch harte Formulierungen seien nicht genug. „Am Ende entscheidet über die Wirksamkeit und Glaubwürdigkeit des NATO-Artikels 5 nicht nur der erklärte politische Wille, ihn einzuhalten, sondern die reale militärische Stärke und im Voraus ausgearbeitete Pläne für ihren Einsatz", betont Onyszkiewicz. Im Falle einer Garantie für die Ukraine werde es dagegen von nicht geringer Bedeutung sein, ob ein militärisches Engagement zu ihrer Verteidigung von Russland nicht als volle Kriegserklärung gewertet werde und damit zu russischen Angriffen auf das Territorium der intervenierenden Länder führe. Hier könnte eine eindeutige Erklärung der USA, dass ein solcher Angriff die Aktivierung von Artikel 5 bedeuten würde und die USA in den Ring treten würden, Abhilfe schaffen. Eine solche Konkretisierung der Pläne sei eine schwierige Aufgabe, die jedoch im Rahmen der NATO realisiert werden müsse.
Und dann sei da noch die Frage, ob ihre Skala zur Abschreckung Russlands ausreichen werde. Die Rede sei derzeit von lediglich 6-10.000 Soldaten aus Frankreich und Großbritannien, stationiert im Westen der Ukraine, also weit entfernt von der Kontaktlinie mit den russischen Truppen. „Man kann jedoch Zweifel haben, ob eine solche militärische Präsenz ein ausreichender Abschreckungsfaktor für Russland wäre", besonders wenn unklar bleibt, wie die “Koalition der Willigen” und die USA im Falle einer erneuten Aggression tatsächlich reagieren würden, warnt der ehemalige Minister. Eine solche Unsicherheit sei aber immer noch weitaus besser, als eine Situation, in der der Westen nur ankündigen würde, was er nicht machen werde. Klar sei jedoch, dass sich die Verhandlungen über einen Waffenstillstand in die Länge ziehen werden, da Putin in keinster Weise an einer demokratischen und mit dem Westen kooperierenden Ukraine interessiert sei. All die Garantien würden also aller Wahrscheinlichkeit nicht realisierbar sein. Und dennoch sei die Frage, ob sie ausgearbeitet werden, ein wichtiger Test für die Entscheidungsfähigkeit der westlichen Gemeinschaft, den wir nicht verpatzen dürfen.: Und „die Ukrainer werden sich nicht ergeben, egal was wir tun", schließt Janusz Onyszkiewicz in der Gazeta Wyborcza.
RZECZPOSPOLITA: „Kleines Wunder" in Rotterdam – Cash rettet Polen
Während die deutsche Nationalelf gestern eine Niederlage gegen die Slowakei einstecken musste, herrscht in der polnischen Fußballwelt nach dem 1:1 gegen Holland Optimismus. „Einmal hatten wir Glück. Die Polen waren den Gegnern in jeder Hinsicht unterlegen, aber ein präziser Schuss von Matty Cash brachte uns ein Tor und ein Remis", schreibt Stefan Szczepłek in seinem Sportkommentar für die Rzeczpospolita.
Angesichts der Unterschiede in den Fähigkeiten der einzelnen Spieler beider Mannschaften und des allgemeinen Spielniveaus zwischen den „aufgebauten Niederländern und dem sich noch aufbauenden Polen" sei das Ergebnis sehr gut und, „seien wir ehrlich – unerwartet". Es habe berechtigte Befürchtungen gegeben, dass die Niederländer gleich weitere Tore schießen würden, denn wie lange könne man sich verteidigen und ihnen den Ball überlassen, damit sie weitere Aktionen aufbauen.
Besonders kritisch sieht Szczepłek die Leistung der normalerweise tragenden Spieler: „Es kommt selten vor, dass ich das schreibe, aber es kommt auch selten vor, dass die Spieler, auf die man normalerweise am meisten zählt, sich in unserer Mannschaft als die schwächsten erweisen. Diesmal waren es gleich drei: Robert Lewandowski, Piotr Zieliński und Sebastian Szymański." Keiner von ihnen sei in Form, in ihren Vereinen spielten sie nicht. Wenn Jan Urban sie in die erste Elf gestellt habe, müsse er nicht die Form, sondern die Klasse berücksichtigt haben.
Die vom Trainer durchgeführten Wechsel hätten sich als rettend erwiesen. „Die Tatsache, dass die Reservespieler der polnischen Nationalmannschaft nicht schlechter als die Niederländer spielen konnten und nach einer schönen Aktion sogar zum Ausgleich führten, ist außerordentlich aufbauend", betont der Autor. Dieses Remis sei nicht nur wegen des einen unerwarteten Punktes wichtig, sondern auch für die Atmosphäre in der Mannschaft und unter den Fans. „Zum Sonntagsspiel gegen Finnland werden wir in einer völlig anderen Stimmung antreten. Und man darf nicht zulassen, dass Chorzów für die Finnen das wird, was Rotterdam für die Polen war", so Stefan Szczepłek in der Rzeczpospolita.
Autor: Adam de Nisau