Deutsche Redaktion

Designierter Präsident: „Ich habe keine Angst vor Donald Tusk“

24.06.2025 06:53
Der designierte Präsident Karol Nawrocki hat in seinem ersten Interview nach dem Wahlsieg betont, dass er sich nicht von der Regierung unter Donald Tusk einschüchtern lassen werde. „Während des halben Jahres Wahlkampfes habe ich mich als jemand gezeigt, der keine Angst vor Donald Tusk hat“, sagte Nawrocki dem Magazin „Sieci“. Zugleich stellte er klar: „Dass ich bereit bin, über die wichtigsten Themen für Polen zu sprechen, bedeutet nicht, dass ich es zulassen werde, mir die Kompetenzen des Präsidenten nehmen zu lassen.“
Prezydent elekt Karol Nawrocki
Prezydent elekt Karol NawrockiANDRZEJ IWANCZUK/REPORTER/East News

Nawrocki, der bisher das polnische Institut für Nationales Gedenken (IPN) leitete, setzte sich am 1. Juni in der Stichwahl gegen den liberalen Warschauer Bürgermeister Rafał Trzaskowski durch. Nach eigenen Angaben war die breite gesellschaftliche Unterstützung entscheidend für seinen Wahlsieg. „Ohne die Unterstützung der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), ohne das politische Rückgrat, wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen“, erklärte Nawrocki.

Im Wahlkampf warb Nawrocki insbesondere mit seinem Widerstand gegen die aktuelle Regierung. Viele seiner Wähler hätten ihn gewählt, um ein Gegengewicht zu Ministerpräsident Tusk und dessen pro-europäischer Politik zu schaffen. Der Wahlslogan „Hauptsache nicht Trzaskowski“ habe aus Sicht vieler Wähler den Wunsch ausgedrückt, eine weitere Machtkonzentration bei der liberalen Regierung zu verhindern, so Nawrocki.

Der designierte Präsident hob außerdem hervor, dass seine körperliche Belastbarkeit im intensiven Wahlkampf eine Rolle gespielt habe. „Die Bereitschaft, in sechs Monaten an acht Debatten und 400 Treffen teilzunehmen, war entscheidend. Ich ermutige alle, Sport zu treiben – das hilft auch im politischen Leben“, sagte er.

Die Wahlbeteiligung erreichte mit über 71 Prozent einen historischen Höchstwert. Nach Ansicht polnischer Kommentatoren zeigt das Wahlergebnis einen möglichen Wandel im politischen Verständnis: Bisher galt, dass eine hohe Wahlbeteiligung eher den liberalen Kräften zugutekomme. Dies wurde nun widerlegt.

International sorgte Nawrockis Wahlsieg für Überraschung. Besonders deutsche Medien zeigten sich irritiert. „Das liberale Europa hat kein Rezept, wie man dem populistischen Aufstieg begegnen soll“, schrieb der „Spiegel“. Der stellvertretende Auslandschef des Magazins, Jan Puhl, kommentierte, Nawrocki „hätte eigentlich verlieren müssen“, da die meisten Medien gegen ihn eingestellt gewesen seien. Auch britische Boulevardmedien wie „The Sun“ reagierten mit teils polemischen Schlagzeilen und bezeichneten Nawrocki als „antieuropäischen Schläger“.

PAP/wsieci/jc

 

Telefonat zwischen Nawrocki und US-Präsident Trump

11.06.2025 11:23
Der gewählte Präsident gab bekannt, Trump nach Polen eingeladen zu haben. Gleichzeitig habe er eine Einladung ins Weiße Haus erhalten.

Regierung gewinnt Vertrauensvotum nach Rückschlag bei den Präsidentschaftswahlen

11.06.2025 17:00
Die Regierung von Donald Tusk hat im Sejm das Vertrauensvotum überstanden: 243 Abgeordnete stimmten dafür, 210 dagegen, niemand hat sich enthalten. Seine Verteidigung stieß bei der Opposition auf deutliche Kritik. Der Vorwurf: der Premier habe sich zu sehr auf Angriffe gegen die Vorgängerregierung der PiS konzentriert.

Oberstes Gericht ordnet teilweise Neuauszählung der Stimmen an

13.06.2025 18:30
Polens Oberstes Gericht hat eine Neuauszählung der Stimmen in 13 Wahllokalen angeordnet. Grund sind Hinweise auf Unregelmäßigkeiten in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen. Die Überprüfung soll klären, ob diese auf einfache Fehler oder auf absichtliches Handeln zurückzuführen sind.

„Wahlfälschung oder politisches Theater?"

17.06.2025 14:00
Immer mehr Anhänger und Politiker der Bürgerkoalition fordern die Annullierung der Wahlen. Bedeutet das, dass die KO nach dem Sieg von Karol Nawrocki keinen Plan B hat? In Berlin steht ein Gedenkstein an polnische Opfer des Krieges. Anscheinend verstehen die Deutschen die Polen nicht. Die Frage lautet, ob sie es überhaupt wollen. Und:Wird der Druck auf den Iran Russland und China schwächen? Mehr dazu in der Presseschau.