Deutsche Redaktion

Deutsche Autoren kritisieren Berlins Haltung zu Kriegsentschädigungen für Polen

28.11.2019 09:05
Karl Heinz Roth und Hartmut Rübner behaupten Berlins Widerstand gegen die Zahlung von Reparationen an Polen für den Zweiten Weltkrieg sei rechtlich ungerechtfertigt und "historisch und politisch unverantwortlich".
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zdjęcie ilustracyjnePAP/ARCH/CAF

Zwei deutsche Autoren behaupten Berlins Widerstand gegen die Zahlung von Reparationen an Polen für den Zweiten Weltkrieg sei rechtlich ungerechtfertigt und "historisch und politisch unverantwortlich".

Karl Heinz Roth und Hartmut Rübner, die Autoren eines Buches über Reparationszahlungen für Polen und Griechenland, sind zu dem Schluss gekommen, dass Polen berechtigt ist, Entschädigung für die Zerstörung zu verlangen, die es im Zweiten Weltkrieg durch Deutschland erlitten hat, berichtete die Deutsche Welle am Mittwoch.

Morde, Ausbeutung, Zerstörung

Roth und Rübner haben die durch deutsche Kriegsverbrechen in Polen verursachten Verluste - einschließlich Morde, Ausbeutung und Zerstörung - nach Angaben von der Deutschen Welle auf 1,182 Billionen Euro geschätzt. Der deutsche Historiker Stephan Lennestaedt schrieb in der Süddeutschen Zeitung am Dienstag, dass Berlin nur "Krümel" an die Opfer der Nazi-Aggression verteilt habe, und das nur "nach hartnäckigem Widerstand und bürokratisch-rechtlichen Tricks". Laut dw.com leben in Polen noch rund 40.000 Opfer deutscher Straftaten.

Die Idee, dass Polen eine Kriegsentschädigung aus Deutschland fordern sollte, wurde von der konservativen polnischen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) nach der Machtübernahme im Jahr 2015 eingeleitet. Parteichef Jarosław Kaczyński erklärte im Mai, dass Deutschland seinem Land mehr als 1 Billion Euro an Kriegsentschädigungen schulden könne. Zu Beginn des Jahres wurde Bundesaußenminister Heiko Maas jedoch zitiert, dass die Frage der Wiedergutmachung für sein Land "aus rechtlicher Sicht geschlossen" ist.

Zerstörte Städte, verlorenes demografisches Potenzial

"Wir sprechen von sehr großen, aber gerechtfertigten Entschädigungsbeträgen für Kriegsverbrechen, für zerstörte Städte, Dörfer und das verlorene demografische Potenzial unseres Landes", sagte damals der konservative Abgeordnete und Leiter der parlamentarischen Arbeitsgruppe, die sich mit Reparationsangelegenheiten befasst, Arkadiusz Mularczyk (PiS).

Die Analyse polnischer Parlamentarier ergab im Jahr 2017, dass die Regierung in Warschau Anspruch auf Wiedergutmachung von Deutschland hatte. Deutsche Beamte behaupteten indessen, dass die Angelegenheit 1953 endgültig mit Polen geregelt wurde. In einer im selben Jahr angenommenen Resolution hat die damalige polnische kommunistische Regierung anerkannt, dass Deutschland seinen Verpflichtungen gegenüber Polen nachgekommen ist, und sich gegen eine Entschädigung entschieden. Aber Warschau überzeugt, dass die Entscheidungen der kommunistischen Behörden des Landes nicht gültig sind, weil sie unter dem Druck der Sowjetunion getroffen wurden.


dw.com/ps

 

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