Deutsche Redaktion

Geheimes Projekt des Gesundheitsministeriums

23.04.2020 10:00
Seit Jahren verkauft Polen Plasma-Überschüsse an ausländische Pharmaunternehmen. Zugleich zahlt Polen ein Vielfaches mehr für Arzneimittel die auf Plasmaderivaten basieren. Das soll sich nun ändern. 
Presseblick
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Gazeta Polska: Geheimes Projekt des Gesundheitsministeriums 

Die Wochenzeitung Gazeta Polska meldet am Donnerstag, dass Polen jährlich bis zu 125 Mio. EUR für aus Blutplasma gewonnene Arzneimittel ausgäbe. Aus diesem Grund, sei in der Kanzlei des Premierministers ein Schreiben eingegangen, in dem zum Bau einer Plasmafraktionierungs-Anlage aufgerufen werde. Sie könnte im Jahr 2023 entstehen - informiert Gazeta Polska.

Laut der Wochenzeitung wolle das Gesundheitsministerium eine solche Fabrik an der Weichsel eröffnen, in der Plasmaderivate hergestellt werden, die zur Behandlung schwerer Krankheiten erforderlich seien. Dem Blatt nach, werde dieses Projekt von Anfang an im Geheimen durchgeführt. Eine so hohe Geheimhaltung im Fall des Gesundheitsministeriums sei sehr selten. Der Grund dafür sei die große Bedeutung des Projekts für das nationale polnische Interesse. Seit Jahren verkauft Polen Plasma-Überschüsse an ausländische Pharmaunternehmen. Zugleich zahle Polen jedoch ein Vielfaches mehr für Arzneimittel die auf Plasmaderivaten basieren.

Die Wochenzeitung erinnert auch daran, dass die Idee, in Polen eine Plasmafraktionierungs-Fabrik zu bauen, nicht neu sei und aus dem Jahr 1995 stamme. Während der damaligen Umsetzung des Projekts soll es jedoch zahlreiche Betrugsfälle gegeben haben. Das Projekt wurde eingefroren. Seitdem profitierten hauptsächlich ausländische Pharmaunternehmen davon und liefern Plasmaprodukte zu hohen Preisen nach Polen.


Dziennik/Gazeta Prawna: Ein einfaches Rezept für Chaos nach den Wahlen 

Der Vorschlag der Opposition, die Präsidentschaftswahlen im Mai auch über das Internet durchführen zu lassen, sei noch schlimmer als der vom Regierungslager forcierten Briefwahlen, schreibt am Donnerstag Dzienni/Gazeta Prawna.

Es gäbe kein wichtigeres Ereignis im politischen Kalender des Staates als den Tag, an dem seine Behörden gewählt werden. Es dürfe daher keiner der Parteien der Vorwand zum Verdacht auf Ungenauigkeiten der Wahlergebnisse gelassen werden. Angesichts der hohen Streittemperatur in Polen, sei es besser, nicht darüber nachzudenken, was passieren würde, wenn es wie 2016 eine Wiederholung aus Österreich geben würde, wo die Zahl der Unregelmäßigkeiten so groß war, dass die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen wiederholt werden musste. Es sei unmöglich sicherzustellen, dass die Software in so kurzer Zeit für die Wahlen gleichzeitig die Geheimhaltung der Abstimmung gewährleiste und verhindere, dass eine Person mehrere Stimmen abgäbe. Die unüberlegte Einführung von Internetwahlen in Polen sei ein Weg zum sicheren Chaos, überzeugt die Tageszeitung am Donnerstag.


Piotr Siemiński