Deutsche Redaktion

Was hat Wolfgang Schäuble eigentlich gemeint?

02.08.2022 12:01
In einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Do Rzeczy nimmt der Europaparlamentarier der Regierungspartei PiS, Professor Zdzisław Krasnodębski Stellung zu der Aussage von Wolfgang Schäuble. 
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DO RZECZY: Was hat Wolfgang Schäuble eigentlich gemeint? 

In einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Do Rzeczy nimmt der Europaparlamentarier der Regierungspartei PiS, Professor Zdzisław Krasnodębski Stellung zu der Aussage von Wolfgang Schäuble. Der deutsche Politiker sagte vor kurzem, Frankreich, Deutschland und Polen sollten die Initiative für eine engere europäische Verteidigungspolitik ergreifen. Diese Staaten sollten vorangehen und gleichzeitig alle Europäer einladen mitzumachen, sich aber nicht von anderen daran hindern lassen. Das Gleiche gelte übrigens auch für die Flüchtlingspolitik.

Dieser Einladung begegnet Krasnodębski mit einer gewissen Skepsis. Schäuble sei nicht mehr der mächtige Finanzminister, sondern ein Oppositionspolitiker. Der Gedanke, dass sich die Politik der Europäischen Union auf drei Säulen stützen sollte, sei nicht neu. Man habe diese Idee in Form des Weimarer Dreiecks bereits getestet. Krasnodębski überlege daher, was die einladenden Worte Schäubles im Grunde genommen bedeuten könnten. Wenn Polen die Chance bekommen würde, um von seinen Partnern gehört zu werden, dann wäre es ein vernünftiger Vorschlag. Eine Zusammenarbeit bedeute doch, dass man seine Partner ernst nehme. Einen solchen Vorschlag würde Polen mit Sicherheit nicht ablehnen, meint Zdzisław Krasnodębski.

Polen wolle einen konkreten Einfluss auf die europäisch Politik haben, führt der Politiker fort. Er befürchte aber, dass Wolfgang Schäuble mit seiner Aussage doch etwas anderes gemeint haben könnte. Er schlage wohl das vor, was man schon im Rahmen des Weimarer Dreiecks gesehen habe: schließe euch an, aber sage und tue genau das, was wir von euch erwarten würden. Polen wolle aber auf seine klare Meinung in der europäischen Politik, besonders in Bezug auf die Sicherheits- und Russlandpolitik nicht verzichten. Warschau habe einst sein Engagement bei dem Bau eines europäischen Panzers vorgeschlagen, dies sei aber abgelehnt worden. Polen habe sich für den Baustopp von Nord Stream 1 und dann noch entschlossener für den Baustopp von Nord Stream 2 eingesetzt. Dies habe man ebenfalls ignoriert. Allem Anschein nach liege also das Problem nicht auf polnischer Seite. Die westliche Arroganz führe dazu, dass sich eine tatsächliche Kooperation der west- und osteuropäischen Länder nicht verwirklichen könne, sagt Krasnodębski in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy. 

RZECZPOSPOLITA: Politische Lage stabil 

Die vergangenen zwei Monate könne man mit Sicherheit als den Anfang des Wahlkampfes in Polen bezeichnen, lesen wir in der Tageszeitung Rzeczpospolita. Die regierende Koalition stehe dabei immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik. Man werfe den Regierenden vor, sie würden die Verantwortung für die hohe Inflation tragen und die Energiekrise nicht unter Kontrolle haben. Dabei müsse die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) mit einer immer unbequemeren Opposition in den eigenen Reihen kämpfen. Der kleine Koalitionspartner "Solidarisches Polen" um Justizminister Zbigniew Ziobro artikuliere immer offener, dass er mit der Linie von Premierminister Mateusz Morawiecki nicht einverstanden sei. Der Widerstand der kleinen Gruppierung sei für die PiS problematisch, denn laut aktuellen Meinungsumfragen würden fast 35 Prozent der Polen ihre Stimme für die Kaczyński-Partei abgeben. Solidarisches Polen könnte mit einer Unterstützung von 0,7 Prozent der Wähler rechnen, verhalte sich aber wie ein schwergewichtiger Partner.

Allgemein gesehen sei die Lage stabil, sagt in einem Gespräch mit dem Blatt der Politikwissenschaftler, Professor Jarosław Flis. In dieser Konstellation würde die Regierungspartei die Wahlen gewinnen, dann aber sowieso in den Oppositionsreihen landen. Die Opposition würden die Mehrheit bekommen, auch wenn sie sich vor den Wahlen nicht vereinen würde. Diese Tendenz sei seit mehreren Monaten zu beobachten. 

SUPER EXPRESS: Sorgen um Robert Lewandowski  

Der legendäre polnische Fußballer Włodzimierz Lubański macht sich Sorgen um Robert Lewandowski, lesen wir in der Tageszeitung Super Express. Er stehe unter einem enormen Druck. Es handelte sich doch nicht um irgendein Transfer - über diese Transaktion habe man weltweit diskutiert, sagt Lubański. In der Bayern-Mannschaft habe er mit Kollegen gespielt, die genau wussten, was die Stärken von Lewandowski seien. Sie hätten genau gewusst, wann sie ihm den Ball zuspielen sollten, damit er ein Tor erziele. Robert sei in einem Alter, in dem man eine neue Karriere nicht mehr beginne, sondern man seine aktive Laufbahn langsam beende. Er sei sehr gespannt, wie der Star-Stürmer in Spanien funktionieren werde, denn Fußball werde dort ganz anders gespielt als in Deutschland.

Die größte Gabe von Lewandowski sei, dass er die Aktion perfekt beenden könne, führt der Fußballer fort. Wenn er mit seinen neuen Kollegen eine gute Beziehung werde aufbauen könne, und er so eingesetzt werde, wie in Bayern München, dann werde er sicherlich seine Topform schnell finden. Was werde aber passieren, wenn er solche Pässe wie bei den Bayern nicht zugespielt bekomme? - fragt der legendäre polnische Nationalspieler Włodzimierz Lubański im Gespräch mit Super Express.


Jakub Kukla