Deutsche Redaktion

„Putin will Sommeroffensive fortsetzen"

16.07.2025 13:00
Putin will seine Sommeroffensive in der Ukraine fortsetzen. Trump verliert die Geduld mit dem Diktator. Trotz der Sanktionen gegen Russland floriere der Handel in vielen Bereichen weiter – oft über Umwege. Und: Die Regierungskoalition sollte das Kabinett nicht länger als parteipolitisches Puzzle behandeln. Der Ministerrat sei nämlich ein Organ, das reale Probleme effektiv lösen soll – nicht ein Spielplatz. Mehr dazu in der Presseschau.
Trump habe offenbar die Geduld mit dem Kreml verloren. Nun wolle er Putin nicht mehr mit Angeboten, sondern mit Druck zu Friedensgesprchen zwingen. Wie? Die USA planen ein neues Wettrsten, berichten Medien.
Trump habe offenbar die Geduld mit dem Kreml verloren. Nun wolle er Putin nicht mehr mit Angeboten, sondern mit Druck zu Friedensgesprächen zwingen. Wie? Die USA planen ein neues Wettrüsten, berichten Medien. Shutterstock

Rzeczpospolita: Putin will Sommeroffensive fortsetzen

Wladimir Putin habe Donald Trump am 3. Juli telefonisch angekündigt, die russische Sommeroffensive in der Ukraine noch „mindestens zwei Monate“ fortzusetzen. Ziel sei die vollständige Kontrolle aller noch nicht eroberten Gebiete im Osten, schreibt Jędrzej Bielecki in der konservativ-liberalen Rzeczpospolita. Diese Worte, so der Autor, würden ihn an  Hitlers Durchhalteparolen während der Operation „Barbarossa“ erinnern: Vier Jahre nach Kriegsbeginn sei die russische Armee stark geschwächt, bis zu 1,5 Millionen Verwundete und 400 000 Tote stünden nur schleppenden Geländegewinnen gegenüber; ein Durchbruch über den Dnipro erscheine „kaum vorstellbar“.

Putin verkenne zugleich, was sich in Washington abspiele. Gut informierten Quellen der Zeitung in der US-Hauptstadt zufolge habe Trump zu Beginn seiner Amtszeit noch weitreichende Zugeständnisse an Moskau erwogen – von einem Abzug amerikanischer Truppen aus Polen bis zur Anerkennung bereits eroberter Gebiete und dem dauerhaften Ausschluss der Ukraine aus der NATO. Nach dem jüngsten Telefonat sei jedoch „das Fass übergelaufen“: Trump habe die Geduld verloren und wolle den Kreml nun mit Druck statt mit Angeboten an den Verhandlungstisch zwingen. Geplant sei – auf Kosten der europäischen NATO-Partner – die Lieferung „hochentwickelter“ Waffensysteme an Kiew, „möglicherweise auch Langstreckenraketen, die Moskau erreichen könnten“, lesen wir.

Gleichzeitig wachse der ökonomische Druck. Im US-Senat liege ein Gesetzentwurf für Strafzölle von bis zu 500 Prozent auf Importe aus Ländern, die weiterhin russisches Öl kauften, etwa Indien oder Brasilien. Bisher habe Putin seine Eliten dank Einkünften aus dem Rohstoffhandel und Unterstützung aus China sowie dem Globalen Süden vor den schlimmsten Folgen des Krieges schützen können; doch selbst diese Allianz sei jetzt unsicher. 

Sollte sich der Kreml doch noch am Verhandlungstisch wiederfinden, werde er dies nicht aus einer Position der Stärke tun, sondern als Regime, das „den Russen die höchsten Verluste seit 1945“ zugemutet, das Land isoliert und ein viel ärmeres Nachbarland nicht besiegt habe. Zbigniew Brzeziński habe einst gesagt: „Ohne die Ukraine hört Russland auf, ein Imperium zu sein“. Moskau fehle bislang jedoch „eine neue Idee für sich selbst“, so Jędrzej Bielecki in der Rzeczpospolita.

Wprost: Sanktionen – und Schattenhandel mit dem Kreml

Trotz westlicher Strafmaßnahmen floriert der Russland-Handel vielerorts weiter, oft über Umwege, schreibt indes Jakub Mielnik in einem Kommentar für das Wochenblatt Wprost. Firmen in Kirgisistan, Serbien oder Armenien, so Mielnik, dienten als Zwischenhändler für Waren, die letztlich in Russland landeten; auch westliche Unternehmen seien teils verwickelt. Hinzu kämen intransparente Geschäfte mit Öl und Gas, die unter „verschiedenen Flaggen“ über Drittländer verschifft würden. Offiziell sei vieles verboten, praktisch aber bleibe der Geldfluss bestehen, was für den Kreml überlebenswichtig sei.

Europa, bemängelt der Autor, rühme sich gern neuer Sanktionspakete, verschweige jedoch, dass besonders schmerzhafte Maßnahmen lautlos gestrichen würden. Preisobergrenzen für russisches Öl, das Einfrieren von Zentralbankguthaben oder das Schließen von Exportschlupflöchern würden in der EU weiter auf massiven Widerstand stoßen. In der Vergangenheit hätten vor allem Ungarn und mitunter die Slowakei mit Vetodrohungen operiert. Nun stelle Estland die Logik auf den Kopf: Tallinn schließe nicht aus, das 18. Sanktionspaket selbst zu blockieren, sollte Brüssel die Forderungen jener „Putin-nahen“ Staaten nicht zurückfahren. Damit wolle Estland verhindern, dass sich die Union abermals mit einem vermeintlichen Erfolg schmücke, „der am Ende Moskau schont“, lesen wir auf dem Inernetportal von Wprost.

Dziennik Gazeta Prawna: Die Regierung neu ausdenken

Die Wirtschaftszeitung Dziennik Gazeta Prawna kritisiert die seit der Präsidentschaftswahl versprochene, aber stockende Regierungsumbildung. Der Ministerrat solle reale Probleme lösen und dürfe „kein parteipolitisches Puzzle“ sein; faktisch sei der Umbau jedoch in einen Machtkampf abgerutscht. Jede Koalitionspartei befürworte eine Verkleinerung des Kabinetts – solange dies nur die anderen betreffe.

Ein deutliches Signal sei das Treffen von Sejmmarschall Szymon Hołownia mit der Opposition gewesen, das vor allem die Position seiner Partei Polen 2050 stärken sollte, nachdem Hołownia bei der Wahl schlecht abgeschnitten habe. Währenddessen stapelten sich ungeklärte Krisen: Bauernproteste, Überschwemmungen, eine angespannte Lage an den Grenzen. Die Regierung erkläre ihre Defizite mit „mangelnder Kommunikation“ – und habe deshalb den früheren Europaminister Adam Szłapka zum Regierungssprecher gemacht. Seine EU-Zuständigkeiten gingen an Außenminister Radosław Sikorski über – bislang das einzige greifbare Ergebnis der Umbildung. Viele Bürger hätten nicht einmal gewusst, dass Szłapkas Ministerium existiere. „Und er ist kein Einzelfall“, so Dziennik/Gazeta Prawna.

Autor: Piotr Siemiński

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