Deutsche Redaktion

US-General Hodges: Verletzung des polnischen Luftraums war gezielte russische Provokation

11.09.2025 06:49
Der frühere Oberkommandierende der US-Landstreitkräfte in Europa, Ben Hodges, sieht in den jüngsten Verletzungen des polnischen Luftraums durch russische Drohnen eine bewusste Provokation Moskaus. „Natürlich war das kein Unfall. Das war ein Test seitens der Russen“, sagte Hodges im Gespräch mit dem Nachrichtenportal Wirtualna Polska. Die Reaktion Polens und der Nato bezeichnete er als unzureichend. „So sieht ein gescheiterter Versuch der Abschreckung aus“, betonte der US-General.
Ben Hodges
Ben HodgesFoto: CTK Photo/Michal Krumphanzl

In der Nacht zu Mittwoch hatten russische Drohnen bei einem massiven Angriff auf die Ukraine mehrfach den polnischen Luftraum verletzt. Nach Angaben der Regierung in Warschau könnte es sich um bis zu 19 Vorfälle handeln. Zum ersten Mal entschied das polnische Militär, einen Teil der unbemannten Fluggeräte abzuschießen. Bislang wurden Drohnen oder Trümmer in mehreren Ortschaften der Woiwodschaften Lublin, Łódź, Ermland-Masuren und Masowien gefunden.

„Kein Respekt vor den USA und Europa“

Für Hodges ist der Vorfall Beleg dafür, dass Russland die Nato nicht ernst nehme. „Dass die Russen das taten, obwohl sie wussten, dass 10.000 US-Soldaten in Polen stationiert sind, zeigt, dass sie weder die Vereinigten Staaten noch Europa respektieren“, sagte er. Moskau sei sich sicher, dass der Westen nicht zu bedeutenden Maßnahmen greifen werde.

Kritisch äußerte sich der General auch über die eingesetzten Mittel zur Drohnenabwehr. „Kampfjets zum Abschuss von Drohnen einzusetzen? Die Ukrainer machen das nicht“, erklärte Hodges. Es fehle an geeigneten bodengestützten Systemen, die zur Abwehr von Drohnen und Raketen nötig seien.

Kritik an Nato und fehlender US-Reaktion

Schärfste Kritik übte Hodges an den Reaktionen der Nato. Die Aussage von Nato-Generalsekretär Mark Rutte, das Bündnis verteidige „jeden Zoll“ seines Territoriums, bezeichnete er als „Witz“ und „geradezu absurd“. Zugleich zeigte er sich enttäuscht über das Ausbleiben einer unmittelbaren Reaktion von US-Präsident Donald Trump. Trotz des jüngsten Besuchs des polnischen Präsidenten Karol Nawrocki in Washington und der Zusage einer verstärkten US-Militärpräsenz in Polen hätten die Russen offenbar „keine Angst vor einer starken amerikanischen Antwort“, so Hodges.

Lehren aus der Ukraine gefordert

Der frühere US-Befehlshaber mahnte dringend umfassende Nato-Übungen an, die Luft-, Land- und Seestreitkräfte in Szenarien massiver Angriffe einbeziehen. „Wir liegen sehr im Rückstand bei Übungen, die alle Systeme integrieren. Die Ukraine ist mit solchen Situationen fast jede Nacht konfrontiert“, erklärte er. Bemerkenswert sei, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Polen Hilfe bei der Abwehr angeboten habe.

Sanktionen mit Lücken

Darüber hinaus bezeichnete Hodges die gegen Russland verhängten Sanktionen als lückenhaft. Analysen der Drohnentrümmer würden vermutlich zeigen, dass viele Bauteile aus westlichen Ländern stammten. „Firmen wissen, wo und was sie verkaufen. Zu sagen: ,Wir haben das nicht nach Russland geschickt‘, ist unverantwortlich“, kritisierte Hodges.

Blick auf Manöver „Zapad 2025“

Der General warnte, dass ähnliche Provokationen künftig häufiger auftreten könnten – insbesondere im Zusammenhang mit den russisch-belarussischen Großmanövern „Zapad 2025“. Die Übungen sollen vom 12. bis 16. September in Grenznähe zu Polen stattfinden. Russland will dabei auch Hyperschallraketen vom Typ „Oreschnik“ testen und den Einsatz von Atomwaffen simulieren.

„So sieht ein gescheiterter Versuch der Abschreckung aus“, resümierte Hodges.

wp.pl/jc

 

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