Die Zeremonie begann mit einem Gottesdienst in der Kirche zur Geburt des hl. Johannes des Täufers und wurden auf dem örtlichen katholischen Friedhof fortgesetzt. An der Gedenkfeier nahmen Vertreter beider Staaten teil, darunter die polnische Kulturministerin Marta Cienkowska, und der stellvertretende Verteidigungsminister Stanisław Wziątek. Die Ukraine wurde u. a. durch Vizeaußenminister Ołeksandr Miszczenko und den Leiter des ukrainischen Instituts des Nationalen Gedenkens (IPN), Ołeksandr Ałfiorow, vertreten.
Cienkowska würdigte die Soldaten der Polnischen Armee als Symbol für Mut und Opferbereitschaft: „Wir gedenken heute Menschen, die in einem Ort starben, der von Geschichte durchdrungen ist – von Schmerz und von Ruhm.“ Die Kämpfe um Lwiw seien ein „Drama des Mutes, der Opferbereitschaft und des Glaubens an den Sinn des Kampfes“ gewesen.
Die Ministerin betonte, dass die gemeinsame Arbeit polnischer und ukrainischer Spezialisten bei der Identifizierung der Soldaten ein wichtiges Signal sei. „Kein Soldat, der sein Leben für Polen gegeben hat, darf vergessen werden“.
Präsident Nawrocki: „Polen wird ihrer auf ewig gedenken“
In einem schriftlichen Grußwort erklärte Polens Präsident Karol Nawrocki, die Gräber seien ein „Zeugnis höchster Opferbereitschaft im Dienst der Republik“. Polen werde der Gefallenen „auf ewig gedenken“. Nawrocki erinnerte an die dramatischen Kämpfe um Lwiw im September 1939, bei denen Truppen unter General Kazimierz Sosnkowski und General Franciszek Sikorski einen schnellen deutschen Sieg verhindert hätten. Er verwies zudem auf die Gefechte bei Jaworów, wo polnische Einheiten den SS-Eliteverband „Germania“ geschlagen hatten.
Der Präsident hob auch den Einmarsch der Roten Armee am 17. September 1939 hervor und erinnerte daran, dass viele polnische Offiziere später Opfer des Massakers von Katyń wurden. Der Friedhof im damaligen Zboiska sei in den 1960er-Jahren von sowjetischen Behörden zerstört worden, sagte Nawrocki.
Kosiniak-Kamysz: „Höchstes Opfer auf dem Altar der Heimat“
Auch Polens Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz würdigte die Gefallenen in einem Grußwort. Er verwies auf die Rolle der Einheiten von Oberst Stanisław Maczek, die Lwiw über mehrere Tage gegen überlegene deutsche Kräfte verteidigten: „Diejenigen, die bei Lemberg gefallen sind, haben das höchste Opfer erbracht – das Opfer auf dem Altar der Heimat.“
Kosiniak-Kamysz betonte, dass Polen alle gefallenen Soldaten ehren werde – unabhängig davon, ob ihre Identität bereits geklärt sei: „Unsere Pflicht und unsere Mission ist es, jedem von ihnen seinen Namen zurückzugeben.“
Streit um Exhumierungen seit 2017 beigelegt
Die erneuten Beisetzungen stehen auch im Kontext einer jahrelangen Belastung der polnisch-ukrainischen Beziehungen. 2017 hatte der ukrainische IPN ein Moratorium für die Suche und Exhumierung polnischer Kriegsopfer verhängt, nachdem Aktivisten in Polen ein UPA-Denkmal demontiert hatten. Die Erinnerung an die Rolle der ukrainischen Nationalistenorganisation OUN und der UPA, die 1943–1945 nahezu 100.000 polnische Zivilisten ermordeten, belastet die Beziehungen bis heute.
Erst Ende November 2024 hoben die Außenminister beider Länder das Moratorium faktisch auf. Die Ukraine erklärte damals, es gebe „keine Hindernisse mehr“ für Exhumierungsarbeiten polnischer Institutionen auf ukrainischem Territorium.
Neue Exhumierungsarbeiten
Im Frühjahr dieses Jahres wurden erstmals wieder Exhumierungen durchgeführt – im Dorf Puźniki, wo ukrainische Nationalisten im Februar 1945 nach unterschiedlichen Angaben zwischen 50 und 120 Polen getötet hatten. Dabei wurden die Überreste von mindestens 42 Opfern entdeckt und am 6. September erneut bestattet.
Im Fall von Zboiska wurden zwei Massengräber entdeckt, die Knochenreste von mindestens 31 Soldaten enthielten. Zudem fanden Archäologen persönliche Gegenstände wie Medaillons, Kreuze, Rosenkränze und polnische Münzen sowie 11 Erkennungsmarken, die die Identifizierung der Gefallenen ermöglichen.
PAP/jc