„Auch wenn man das psychische und physische Trauma nie wiedergutmachen kann, ist es wichtig, zumindest eine finanzielle Entschädigung für Überlebende des Holocaust und für jene zu ermöglichen, die die Verbrechen am polnischen Volk überstanden haben“, erklärte Kiesewetter. Das lange Zögern Deutschlands habe „enormes Misstrauen“ hervorgerufen.
Die polnische Reparationsforderung von 1,3 Billionen Euro hält der CDU-Politiker jedoch für nicht realisierbar. „Das ist nicht zu stemmen“, sagte er. Zudem seien Reparationen durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag rechtlich ausgeschlossen. „Wenn wir für ein Land eine Ausnahme machen, öffnen wir die gesamte Debatte erneut. Deutschland wäre ruiniert.“
Gleichzeitig sprach Kiesewetter dem Thema eine moralische Dimension zu. Er kritisierte den deutschen Umgangston gegenüber Polen scharf: „Wir sagten: ‚Wir haben Verträge, wir haben dies und jenes getan, also bitte schweigen.‘ Das war Ignoranz und Hochmut.“ Deutschland habe die historische Sensibilität vermissen lassen.
Als konkretes Signal eines historischen Ausgleichs könne Deutschland nach Ansicht Kiesewetters einen Beitrag zur Finanzierung der polnischen Luftverteidigung leisten – allerdings „unter Berücksichtigung polnischer Erwartungen, nicht deutscher Vorgaben“.
Mit Blick auf die europäische Sicherheit warnte der CDU-Politiker vor einem schwindenden Engagement der USA. „Die USA sind nicht mehr der wohlwollende Verbündete, der Europa verteidigt“, sagte er. Er befürchte, dass Washington Europa zunehmend als Einflusszone Russlands betrachte. Die USA hätten bereits begonnen, sich „still und leise“ aus Teilen Europas zurückzuziehen.
Russland befinde sich militärisch „auf dem Weg zum Sieg“, warnte Kiesewetter. Dies könne jedoch verhindert werden, wenn Europa seine Unterstützung für die Ukraine deutlich erhöhe. „Deutschland muss mehr tun. Europa muss seinen Bürgern klar sagen, dass die Unterstützung steigen muss, damit die Ukraine gewinnt.“
Kiesewetter bekräftigte zudem seine Forderung nach einer parlamentarischen Untersuchungskommission zu den deutsch-russischen Energiebeziehungen und dem Pipelineprojekt Nord Stream 2. „Der Bau von Nord Stream 1 und 2 war ein gewaltiger Fehler.“
PAP/jc