Deutsche Redaktion

"Krzesimir Dębski enttäuscht von der ukrainischen Haltung"

15.07.2025 10:13
In einem Interview mit der Wochenzeitschrift Do Rzeczy erklärt der Komponist Krzesimir Dębski, warum sein Buch über das Massaker von Wolhynien neun Jahre nach der Erstveröffentlichung erneut aufgelegt wird. Mit der neuen Helmpflicht für Minderjährige reagiert das Infrastrukturressort auf alarmierende Unfallzahlen. Und: Gute Perspektiven für Polens Frauenfußball nach EM. Mehr dazu in der Presseschau.
Krzesimir Dębski
Krzesimir DębskiWojciech Kusiński / Polskie Radio

DO RZECZY: Krzesimir Dębski enttäuscht von der ukrainischen Haltung

In einem Interview mit der Wochenzeitschrift Do Rzeczy erklärt der Komponist Krzesimir Dębski, warum sein Buch über das Massaker von Wolhynien neun Jahre nach der Erstveröffentlichung erneut aufgelegt wird. Das Werk entstand noch vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Dębski, dessen Familie in den 1940er Jahren ebenfalls von ukrainischer Gewalt betroffen war, stellt fest: Mit dem Ausbruch des Krieges habe sich das Thema seines Buches als erneut hochaktuell und problematisch erwiesen. Besonders kritisch sei, dass sich der moderne ukrainische Patriotismus mit Elementen des historischen Nationalismus vermische.

Zwar kämpften die Ukrainer für ihr Land, doch im Hintergrund stehe Bandera, so Dębski. Auf die Frage der Wochenzeitung, ob er gehofft habe, dass die Helden von einst durch neue, durch die des aktuellen Konflikts ersetzt würden, antwortet er: „Genau das habe ich gedacht. Ich nahm an, dass die Konfrontation mit der heutigen russischen Macht die Sichtweise der Ukrainer auf die Vergangenheit verändern würde.“ Stattdessen würden Kriegsanstrengungen mit Symbolen des Nationalismus vermengt – etwa Soldaten mit schwarz-roten Armbinden anstelle der ukrainischen gelb-blauen Nationalfarben oder Banderas Porträts auf Bannern. Diese Symbolik sei auch auf dem Lytschakiw-Friedhof zu sehen, wo junge gefallene Soldaten beerdigt werden.

Sogar Fahrzeuge, die als Spenden aus dem Westen – auch aus Polen – stammen, trügen Farben der Bandera-Verehrer. Dębski sagt weiter: „Ich habe mit vielen Ukrainern darüber gesprochen – sie verstehen nicht, dass sie damit der russischen Propaganda in die Hände spielen, die behauptet, die Ukrainer seien Faschisten, Nationalisten und Banditen.“ Als Antwort bekomme man oft zu hören: „Das sind eben unsere Helden.“ Eine moderne Sichtweise fehle. Was „modern“ in diesem Fall heiße, will das Magazin wissen? „In der zivilisierten Welt gilt Nationalismus nicht als gute Idee – erst recht nicht als staatstragendes Leitmotiv“, so der Komponist Krzesimir Dębski im Gespräch mit Do Rzeczy.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Helm auf!

Das polnische Infrastrukturministerium kündigt eine bedeutende Änderung im Verkehrsrecht an: Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sollen künftig beim Fahren von Fahrrädern und E-Scootern einen Helm tragen müssen. Die neue Regelung wird in die überarbeitete Straßenverkehrsordnung aufgenommen, wie die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna berichtet.

Grund für die Maßnahme sind alarmierende Unfallzahlen: Im ersten Halbjahr 2025 stieg die Zahl der E-Scooter-Unfälle im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 85 Prozent, die Zahl der Verletzten sogar um über 95 Prozent. Studien zufolge kann das Tragen eines Helms das Risiko von Kopfverletzungen beim E-Scooter-Fahren um bis zu 50 Prozent senken.

Die Zeitung weist darauf hin, dass in vielen EU-Ländern bereits eine Helmpflicht für Kinder besteht – mit nachweislich positiven Effekten auf die Sicherheit junger Verkehrsteilnehmer. Polen zieht nun nach.

GAZETA.PL: Polens Frauenfußball auf dem Vormarsch

Es war eine historische Premiere für den polnischen Frauenfußball: Die Nationalmannschaft nahm zum ersten Mal an einer Europameisterschaft teil. Zwar musste das junge Team die Überlegenheit der deutschen und schwedischen Mannschaften anerkennen, doch mit drei Toren gegen Dänemark, viel Motivation und einem klaren Blick auf die Zukunft verabschiedeten sich die Polinnen aus dem Turnier, berichtet das Portal Gazeta.pl.

Die Leistungsträgerin des Teams sei zweifellos Emilia Szymczak, eine 19-jährige Spielerin des FC Barcelona gewesen, die bereits mit 17 Jahren einen Vertrag bei dem Topklub unterschrieben habe. Sie habe in allen drei EM-Spielen gespielt. Nach dem Match gegen Deutschland sei sie für ihren Mut, ihre Spielintelligenz und ihre Ruhe am Ball gelobt worden. Auch wenn das Team das Spiel gegen Schweden mit 0:3 verloren habe und Szymczak nicht fehlerfrei geblieben sei, habe sie im letzten Spiel gegen Dänemark wieder ihr Können gezeigt und maßgeblich zum 3:2-Sieg beigetragen.

Szymczak trainiert in der renommierten Fußballakademie La Masia: „In La Masia kann man Geschichte spüren. Überall hängen Erinnerungen an Ikonen wie Iniesta oder Xavi. Aber nach einer Weile denkt man nicht mehr daran, wer vor einem hier war – dieser Ort wird zu deinem Zuhause“, sagt sie.

Während 2013 in Polen nur rund 3.000 Mädchen aktiv Fußball spielten, sind es heute über 25.000 – mit einem prognostizierten Anstieg auf 50.000 im kommenden Jahr. Eine positive Entwicklung, die weiter Mut mache. Szymczak hofft, dass das Turnier gezeigt hat, dass Frauen Fußball spielen können. Und sie wünscht sich, dass durch den Erfolg mehr Mädchen Zugang zu Vereinen, Trainern und Sportangeboten bekommen – denn vielerorts in Polen fehle es noch immer an entsprechenden Strukturen, so Gazeta.pl.

Autor: Jakub Kukla

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